Stand: 19.05.2025 18:52 Uhr
Zehntausende Fans haben am Montagabend den Doppel-Aufstieg der HSV-Männer- und Frauen in die Fußball-Bundesliga in der Hamburger Innenstadt gefeiert. Die Politik würdigte die besondere Bedeutung des Clubs für die Hansestadt. Die Anhänger drängelten sich um die begehrten Plätze vor dem Rathaus.
„HSV, HSV, HSV“, hallte es über den Rathausmarkt. Dazu erklang Tina Turners Klassiker „Simply the Best“ aus den Lautsprechern. Einige der rund 40.000 Fans des Aufsteigers, die auf dem Platz vor der Hamburger Bürgerschaft standen, zündeten Pyrotechnik, sodass selbst die anliegenden feinen Einkaufsstraßen wie der Neue Wall kurzzeitig im Nebel versanken.
Oben auf dem Rathausbalkon ballte Aufstiegscoach Merlin Bolzin die Faust und strahlte dabei übers ganze Gesicht. Für den gebürtigen Hamburger, der früher selbst als Fan in der Nordkurve des Volksparkstadions gestanden hatte, waren es bewegende Momente. Erst recht, als „Merlin, Merlin, Merlin“-Rufe angestimmt wurden. Was für ein Tag für den jungen Trainer. Und was für eine Party im Herzen der Hansestadt.
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Die Polizei hatte bereits im Vorfeld der Aufstiegsfete mit über 100.000 Besuchern auf dem Rathausmarkt und an der Binnenalster gerechnet. Dort sind die Mannschaften aktuell mit Eventtrucks unterwegs und präsentieren sich ihren Anhängern. Es dürften wohl noch mehr geworden sein, als zunächst vermutet.
Tschentscher würdigt große Bedeutung des HSV für Stadt
Bevor sich die Aufstiegsteams den Fans präsentierten, waren sie von Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher im Rathaus empfangen worden. Mit den Worten: „Der Dino ist zurück“ begann der SPD-Politiker seine emotionale Rede und sorgte damit für großen Jubel im Festsaal.
„Wer die Raute im Herzen hat, hat Hamburg im Herzen.“
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher
Der 59-Jährige betonte, dass der HSV für viele Menschen viel mehr sei als nur ein Club. „Wenn sich Zehntausende an der Alster versammeln, um ihren Verein zu feiern, dann zeigt das, heute geht es nicht um eine übliche Feier eines Aufsteigers aus der Zweiten in die Erste Liga. Es geht um den Aufstieg eines besonderen Vereins in einer besonderen Stadt. Um den Aufstieg eines stolzen und traditionsreichen Vereins und um Millionen Menschen, die seit Generationen die Raute im Herze tragen“, sagte Tschentscher.
Der Bürgermeister, der schon nach dem 6:1-Erfolg der HSV-Männer gegen den SSV 1846 Ulm und dem damit verbundenen vorzeitigen Aufstieg mit den Spielern im Volksparkstadion gefeiert hatte, schlug aber auch kurz leisere, nachdenkliche Töne an, als er der vor drei Jahren verstorbenen HSV-Ikone Uwe Seeler gedachte.
„Der König der Rautenträger wäre heute wohl am glücklichsten gewesen. Hamburger geben nicht auf, hat er mal gesagt, auch wenn er manchmal verzweifelt war und am liebsten selbst wieder auf den Platz gegangen wäre“, sagte Tschentscher über den Hamburger Ehrenbürger.
Polzin verspricht der Bundesliga einen „neuen HSV“
Nach dem Bürgermeister ergriff Polzin das Wort. Der gerade einmal 34 Jahre alte Fußballlehrer erklärte mit glänzenden Augen, dass es für ihn und seinen Co-Trainer Loïc Favé „ein Privileg“ sei, als gebürtige Hamburger mit dem HSV aufgestiegen zu sein.
Und mit Blick auf die neue Saison versprach Polzin: „Die Bundesliga soll einen neuen HSV erleben, einen anderen als den, den sie vor sieben Jahren verabschiedet hat. Einen HSV mit maximalem Anspruch, der nötigen Demut, dem Respekt vor der Aufgabe und dennoch immer mit Mut einem realistischen Blick auf die Situation. Dafür werden wir weiter hart arbeiten.“
Innensenator Grote: „Der HSV hat die Stadt stolz gemacht“
Der Trainer sprach damit auf die Jahre des sportlichen Niedergangs des Traditionsclubs an, die 2018 schließlich zum ersten Abstieg in der Vereinshistorie geführt hatten. Misswirtschaft auf allen Ebenen sowie teilweise unangebrachter Hochmut hatten dazu geführt, dass der HSV bundesweit an Renommee verlor. Als es das frühere Fußball-Schwergewicht dann auch nicht schaffte, den „Betriebsunfall“ Abtieg rasch zu reparieren und vom vormaligen Bundes- zum Zweitliga-„Dino“ mutierte, verlor der HSV sportlich weiter an Gewicht.
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Auf eines aber konnte sich der Club in den schwersten Zeiten seiner Geschichte immer verlassen: die Fans. Auf das enge Band zwischen Club und Anhang ging auch Innensenator Andy Grote in seiner Rede ein.
„Dieser Aufstieg macht was mit den Hamburgerinnen und Hamburgern. Kein Verein steht so sehr für die ganze Stadt, wie der Hamburger Sportverein. Vielleicht fühlt es sich deshalb für so viele Menschen so an, als ob sie selbst, als ob die ganze Stadt mit aufgestiegen sind. Der HSV hat die Stadt stolz gemacht“, sagte der SPD-Politiker.
HSV-Kapitänin Stockmann bei Rede den Tränen nah
Tschentscher und Grote würdigten auch den Aufstieg der HSV-Fußballerinnen. Der Bürgermeister verwies dabei noch einmal darauf, dass es das Team binnen drei Jahren von der Regionalliga bis in die Bundesliga geschafft hat: „Was für eine Leistung.“
Die scheidende Kapitänin Sarah Stöckmann war sichtlich berührt vor den Ansprachen und der Atmosphäre im Festsaal. „Es gibt Tage, die vergisst man nie. Und heute ist so ein Tag. Wir haben etwas geschafft, dass es so beim HSV noch nie gegeben hat: den Doppel-Aufstieg. Beide sind in der Ersten Liga. Da, wo wir hingehören. Es ist ein Moment für die Geschichtsbücher“, sagte die Linksverteidigerin, deren Vertrag nicht verlängert wird.
Mit tränenerstickter Stimme gab sie anschließend das Motto des Abends aus: „Ich weiß, dass wir verdammt gut feiern können. Und das werden wir heute noch einmal zeigen.“
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HSV-Frauen dürfen zuerst auf Rathausbalkon
Nach einem gemeinsamen Foto mit den Mannschaften inklusive Betreuer- und Funktionärsstab sowie den Politikern präsentierte sich dann zunächst das Frauenteam auf dem Rathausbalkon den Fans auf dem Rathausmarkt, der in die Vereinsfarben schwarz-weiß-blau getaucht war. Gemeinsam wurde die Vereinshyme „Wir sind der HSV“ angestimmt. Gänsehautstimmung auf dem Rathausmarkt, wo sich bereits seit den Mittagsstunden die Fans eingefunden hatten.
Gute Plätze bei Aufstiegssause heiß begehrt
Knapp 40.000 Partygäste warteten auf dem Platz, mehr durften nicht kommen. Der Rathausmarkt wurde großflächig mit Gittern und Zäunen abgesperrt. Schon weit vor dem offiziellen Empfang pilgerten die Fans durch die Stadt, manche sicherten sich begehrte Sitzplätze in benachbarten Cafés und Restaurants. „Nie-mehr-Zweite-Liga“-Gesänge und bekannte Party-Songs wie „Sweet Caroline“ trällerte die Party-Gemeinde.
Zehntausende feiern Teams auf Partytour um die Binnenalster
Nach den Feierlichkeiten im Rathaus bestiegen die Mannschaften zwei Doppeldecker-Busse. Mit den Party-Trucks, auf denen in großen Buchstaben „Hamburg ist blau-weiß-schwarz“ stand, machten sich die Teams zu einer Rundfahrt um die Binnenalster auf. Dort säumten ebenfalls Zehntausende Fans den Weg.
Das Ende der Aufstiegsparty ist für 21 Uhr am Jungfernstieg geplant. Ob sich der Zeitplan einhalten lässt, ist in Anbetracht des riesigen Andrangs ungewiss. Fakt aber ist: Diesen Tag wird niemand vergessen, der es mit dem HSV hält.
Oma Eva: „Einer der schönsten Momente in meinem Leben“
„Das ist einer der schönsten Momente in meinem Leben. Es gab viele Höhen und Tiefen, aber das ich das hier miterleben darf, ich glaube, das verlängert noch ein paar Jahre bei mir“, sagte Eva Stahl dem NDR. Die 87-Jährige, in Fankreisen besser bekannt als „Oma Eva“, hat seit 30 Jahren eine Dauerkarte.
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