Mit drei Siegen ist das deutsche Team in Eishockey-WM gestartet – jetzt gab es die dritte Pleite in Serie. Angstgegner Tschechien war mal wieder zu stark, jetzt wartet am Dienstag (20.05.2025, 20.20 Uhr im Live-Ticker bei sportschau.de) ein Endspiel um den Einzug ins Viertelfinale – in Dänemark und gegen Dänemark.
Nach dem 0:5 (0:1, 0:2, 0:2) in Herning gegen den Weltmeister liegt das DEB-Team jetzt punktgleich mit den viertplatzierten Dänen auf Platz fünf in der Gruppe B. Beide Mannschaften haben je neun Punkte – nur die Top-Vier erreichen die K.o.-Runde, es muss also ein Sieg gegen den Co-Gastgeber des Turniers her.
Die Gruppenspiele des DEB-Teams im Überblick
Gegner
Ergebnis
Dass die Mannschaft von Harold Kreis gegen die Tschechen verliert, hat Tradition: Nur in drei der zurückliegenden 41 Duelle verließ Deutschland das Eis als Sieger, den letzten Erfolg gab es vor 18 Jahren. Doch diese Serie aufzuhübschen, schien trotz des am Ende klaren Ergebnisses zunächst gar nicht unmöglich. Das Team um NHL-Star Tim Stützle hatte phasenweise sogar deutlich mehr vom Spiel, erarbeitete sich eine Vielzahl von hochkarätigen Chancen – hatte aber null Durchschlagskraft.
Kahun und Stützle treffen nur den Pfosten
Im ersten Drittel waren die Tschechen noch überlegen, hatten am Ende 8:3 Torschüsse auf ihrer Seite. Doch Goalie Andreas Niederbeger hielt überragend, musste nur das Geschoss von David Pastrňák (6. Minute) passieren lassen. Kurz vor Drittelende hatte Dominik Kahun den Ausgleich auf der Kelle, doch nach Pass von Wojciech Stachowiak löffelte er die Scheibe aus bester Position mit der Rückhand an den Pfosten.
Auch im zweiten Durchgang änderte sich das Bild nicht. Deutschland spielte ordentliches, engagiertes Eishockey, machte Druck, kam aber an Dan Vladar im tschechischen Tor einfach nicht vorbei. Am nächsten war in der 25. Minute Stützle dem Ausgleich, nach einem grandiosen Sololauf durch die Deckung des WM-Mitfavoriten scheiterte auch er am rechten Pfosten.
Doppelschlag durch Sedlák und Flek
Mitte des zweiten Drittels ließen dann auch für drei Minuten Kraft und Konzentration im bis dahin starken Defensivverbund nach. Niederberger parierte in der 27. Minute noch zweimal überragend, ehe Lukáš Sedlák auch noch den dritten Schuss abfeuern durfte – der schlug dann im linken Winkel ein. Kurz danach rannte das DEB-Team dann in ein Break, das Jakub Flek nach Querpass von Daniel Voženílek eiskalt abschloss.
Nach dem 0:3 haderte Marcel Noebels bei Magenta in der Pause vor dem Schlussdrittel: „Wir nutzen unsere Möglichkeiten nicht, das ist der Unterschied. Natürlich ist das auch eine Qualität der Tschechen, aber jetzt starten wir in Überzahl in den letzten Abschnitt – das müssen wir nutzen.“
Seider patzt in Überzahl schwer
Anderthalb Minuten hatten die Deutschen zu Beginn des dritten Drittels eine Powerplay-Situation, doch sie machten sich ganz schnell alle Hoffnungen selbst zunichte. Nicht mal eine Minute war gespielt, als ein Stockfehler in der Offensive einen aussichtsreichen Angriff zerstörte. Die Tschechen wollten daraus eigentlich gar keinen Konter fahren, zumal Moritz Seider mit Kontrolle über die Scheibe ins eigenen Drittel lief.
Doch das gerade erst frisch aufbereitete Eis war noch nass, Seider verlor in der Rückwärtsbewegung plötzlich die Kontrolle über den abrupt abbremsenden Puck und sich selbst – er stürzte und riss auch noch seinen Goalie Niederberger mit um. Diese Doppel-Panne hatte Jakub Lauko eigentlich gar nicht kommen sehen, doch als beide Deutschen manövrierunfähig auf dem Rücken lagen, konnte er gar nicht anders, als die Scheibe aufzunehmen und ins Netz zu schieben.
Wagner-Wahnsinn zehn Minuten vor Ende
Danach schien für kurze Zeit die Moral des DEB-Teams am Ende, Niederbeger entschärfte aber eine Chance der Tschechen nach der anderen und verhinderte so ein Debakel. Doch nach fünf Minuten des Selbstmitleids ging nochmal ein Ruck durch die Mannschaft und sie nahm nochmal Anlauf zur Ergebniskonsmetik.
Doch was an diesem Nachmittag das Kernproblem war, zeigte Fabio Wagner exemplarisch in der 51. Minute. Kurz zuvor hatte Vladar noch einen Versuch von Leo Pföderl abgewehrt, dann stand Wagner komplett blank im Slot, bekam von Stützle das perfekte Zuspiel – doch auch diese Hundertprozentige ließ der Münchner liegen. Dabei war das Tor fast frei, doch Wagner schoss irgendwie noch Vladar an und konnte den Wahnsinn selbst nicht fassen: Völlig konsterniert schaute er zur Hallendecke, dürfte da aber vermutlich auch keine Erklärung gefunden haben.
Flek macht Doppelpack perfekt
Während die Deutschen seit dem Sieg gegen Norwegen kein Stürmer-Tor bei Fünf gegen Fünf erzielt haben, zeigten die Tschechen kurz vor Schluss nochmal ihre Effektivität: Flek erzielte mit seinem zweiten Treffer den 5:0-Endstand.
Bundestrainer Kreis zog anschließend ein gemischtes Fazit: „Wir haben von den Jungs emotionales Eishockey gefordert, das haben wir auch gesehen. Mit dem Einsatz der Mannschaft war ich zufrieden. Aber uns sind eindeutig zu viele Fehler passiert, und vorne hat uns in den entscheidenden Situation etwas gefehlt. Aber jetzt gegen Dänemark – das sind die Spiele, für die Eishockey spielst. Wir haben ein Endspiel, und da gehen wir total positiv rein.“
„Müssen öfter mal die Schüsse nehmen“
Stützle haderte: „Wir bestrafen uns selber. Wir sind die ganze Zeit im Spiel drin, dann machen wir aber einfach dumme Fehler. Wir hatten genug Chancen, die müssen wir dann auch mal reinmachen. Jetzt müssen wir einiges aufarbeiten, öfter mal die Schüsse nehmen und mehr Jungs vor die Box bekommen. Gegen Dänemark gilt es robust zu spielen und dann einfach das Ding mal über die Linie bringen.“
Kapitän Seider sah es ähnlich: „Wir haben bis auf die Chancenverwertung und ein paar Leichtsinnsfehler sehr viel richtig gemacht. Gegen Dänemark wird es jetzt das wichtigste Spiel der WM, wir freuen uns auf die Kulisse, dafür sind wir hier. Tschechien muss nach dem Duschen abgehakt sein – und dann muss jeder gegen die Dänen voll da sein.“