Bahn versteigert  Grundstück: Über Berlin nach Stammheim Das 775 Quadratmeter große Grundstück, das die Bahn versteigert, liegt an der Erdmannhäuser Straße in Stammheim. Foto:  

Die Deutsche Bahn versteigert in der Hauptstadt ein Gartengrundstück in Stuttgart sowie 61 weitere Immobilien. Viele davon in Baden-Württemberg.

Der direkte Weg nach Stammheim führt über Berlin – zumindest wenn es um die Deutsche Bahn geht. Doch wer jetzt denkt, das Verkehrsunternehmen hätte sich nunmehr vollends in ihrem Wirrwarr aus Verspätungen und Streckensperrungen selbst verirrt, der liegt falsch. Vielmehr geht es um die Versteigerung eines Grundstücks im Stuttgarter Stadtbezirk, welche im Juni in Deutschlands Hauptstadt stattfindet. Denn dort kann sich im Juni der Meistbietende eine Fläche bei der bundesweit stattfindenden Auktion sichern.

Seit der Corona-Pandemie sind Gartengrundstücke in Deutschland heiß begehrt. Die Naherholung im eigenen Grün erlebt einen wahren Boom. Ganz zu Schweigen von den kaum vorhandenen Bauplätzen im Stuttgarter Talkessel. Umso erstaunlicher ist daher eine neue Mitteilung der Deutschen Bahn, mit der diese für eine Versteigerung eines Grundstückes in Stammheim wirbt.

Bahn spekuliert mit einem höheren Erlös

„Bei dem Areal handelt es sich um ein Grundstück in der Nähe von Wohnbebauung in der Erdmannhäuser Straße“ wird der öffentlich bestellte und vereidigte Grundstücksauktionator Matthias Knake, Geschäftsführer des Immobilienauktionshauses Deutschland in Berlin, in der Pressemitteilung der Bahn zitiert. Der Hinweis scheint bewusst gewählt. Suggeriert es doch, dass es sich eventuell um zukünftiges Bauerwartungsland handeln könne. Ein Schelm, der nun denken mag, die notorisch klamme Bahn wolle so den Preis künstlich nach oben treiben. Spekulanten sind also Tür und Tor geöffnet.

In diesem Zusammenhang ist auch der im Text erwähnte Vergleich zu verstehen: Der offizielle Bodenrichtwert der angrenzenden Wohnbauflächen in Stammheim liegt bei circa 900 Euro pro Quadratmeter. Wer in Gedanken aber bereits an anrollende Bagger denkt – weit gefehlt. Denn „derzeit sind auf einer Teilfläche des Grundstücks zwei Kleingärten vorhanden, die Pachtverträge müssen vom Erwerber übernommen werden“, ergänzt der Auktionator. Daher hat die Deutsche Bahn „lediglich“ einen Mindestpreis von 30 Euro pro Quadratmeter festgelegt. Für das rund 775 Quadratmeter große Areal also 20 500 Euro.

Insgesamt 62 Immobilien unterm Hammer

Die Grünanlage in Stammheim ist dabei keineswegs ein Einzelfall. Bei der großen Sommer-Auktion veräußert die Deutsche Bahn insgesamt 62 Immobilien aus elf Bundesländern. Zum Aufruf kommen unter anderem Flächen in Bichl bei Bad Tölz und in Lindau am Bodensee, Entwicklungsgrundstücke in Berlin und in der näheren Umgebung, diverse Land- und Forstwirtschaftsflächen und selbst ein Hotelkomplex in Schleusingen in Thüringen.

Vor allem anhaltende S-21-Gegner könnten angesichts dieser Tatsache in Bezug auf das von der inzwischen abgewählten Regierung aus SPD, Grünen und FDP geänderte Eisenbahnrecht, das eine anderweitige Nachnutzung für von der Bahn nicht mehr benötigte Flächen verbietet, auf die Idee kommen, dies sei nicht rechtens. Allerdings gilt auch hier wie bei jedem Fall die Unschuldsvermutung. Gemäß dem Grundsatz: Die Bahn wird es schon wissen.

Wer sich das alles einmal genauer ansehen will, kann ein ausführliches Exposé beim Auktionshaus per Mail an info@ia-deutschland.de oder auch telefonisch unter 030 / 20 00 03 46 90 anfordern. Eine persönliche Teilnahme an der Auktion am Donnerstag, 19. Juni, in Berlin ist übrigens nicht notwendig. Wer Interesse hat, kann nach Voranmeldung auch als Telefon- oder Onlinebieter mitwirken, und auch ein schriftlicher Bietungsauftrag ist möglich. Nähere Infos dazu gibt es im Internet unter www.ia-deutschland.de.