Neue Hiobsbotschaft von den Berliner Brücken: Die Schäden an der Brücke an der Wuhlheide in Köpenick sind so groß, dass am Montag auch sämtlicher Verkehr unterhalb der Brücke gestoppt wurde. Auch die parallel zur Brücke liegenden Spuren der Rummelsburger Straße sind gesperrt, denn die Brücke droht nicht nur einzustürzen, sondern seitlich wegzukippen.

Die Brücke soll abgerissen werden. Köpenick steht vor einem mindestens mehrere Wochen dauernden Verkehrschaos. Alle sind betroffen, am meisten die BVG und der Autoverkehr. Dieser muss einen mehrere Kilometer langen Umweg fahren. Dieser wird ausgeschildert über die Minna-Todenhagen-Straße, Nalepastraße und Wilhelminenhofstraße. Die Umfahrung zwischen Karlshorst und Schöneweide ist noch viel länger, über die Rudolf-Rühl-Allee. Dort gibt es aber auch eine marode Brücke, die eine Gewichtsbeschränkung von 12 Tonnen hat.

Stahlgerüst soll seitliches Wegkippen der Brücke verhindern

„Ein Versagen des Bauwerkes kann nicht mehr ausgeschlossen werden“, hatte die Verkehrsverwaltung am Montagmittag mitgeteilt. Bis Mittwoch soll ein Stahlgerüst aufgestellt werden, das zumindest ein seitliches Wegkippen der Brücke verhindern soll. Es wird Wochen dauern, die Brücke so weit abzureißen, dass die Straßenbahn wieder fahren kann. Arne Huhn von der Verkehrsverwaltung sprach von „vier, sechs, zehn, zwölf Wochen“.

Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) kündigte am Montagabend auf einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz an, dass die Ausschreibung für den Abriss noch in dieser Woche starten solle. Noch sei es zu früh, um sagen zu können, wie lange der Abriss dauern wird.

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Es sei schon Kontakt mit Firmen aufgenommen worden, ob sie Kapazitäten hätten. Die Ausschreibung honoriert zu 50 Prozent das Tempo der Arbeiten, nur zu 50 Prozent den Preis. Das Verhältnis ist ungewöhnlich. Vordringlich sei, die BVG-Gleise wieder befahrbar zu machen.

Einzige Verbindung zwischen Köpenicker und Berliner Netz gesperrt

Es soll rund um die Uhr gearbeitet werden, für die Anwohner wird es laut. Für die BVG ist es eine Katastrophe. Denn nun ist die einzige Verbindung zwischen dem Köpenicker Netz und dem restlichen Berliner Netz gesperrt. Köpenick ist nun eine Insel. Es seien rechtzeitig genügend Züge nach Köpenick gebracht worden, sagte BVG-Chef Henrik Falk. Doch länger als vier oder fünf Wochen werde man nicht durchhalten können, sagte Falk. In Köpenick gibt es keine Werkstätten, um Züge zu reparieren.

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Vor zwei Wochen war die Brücke für den Kfz-Verkehr gesperrt worden. Da hatte die Verwaltung noch versichert, dass ohne Last keine Einsturzgefahr bestehe und es deshalb für die Straße darunter keine Einschränkungen gebe. Doch der Zustand habe sich rasant verschlechtert. Selbst ohne Last durch Autos seien die Risse „exorbitant größer“ geworden, sagte Lutz Adam von der Verkehrsverwaltung. Erste Betonbrocken seien abgestürzt.

Um 10.15 Uhr am Montag sei die Entscheidung gefallen, den gesamten Bereich zu sperren, sagte Adam. Seitdem ist die Polizei vor Ort. Die Brücke ist aus dem gleichen Stahl wie die in Dresden eingestürzte Carolabrücke. Adam sagte, dass es in Berlin 70 Brücken aus diesem korrosionsgefährdeten „Hennigsdorfer Spannstahl“ gibt.

Die Auswirkungen sind massiv: Unter der Brücke verläuft mit der Edisonstraße/Treskowallee die einzige Straßenverbindung zwischen Karlshorst und Oberschöneweide. Da die Rampen der Brücke mehrere hundert Meter lang sind, müssen auch Fußgänger erhebliche Umwege laufen.

Die Brücke an der Wuhlheide ist seit zwei Wochen schon gesperrt.

© Simone Jacobius

Verkehrsverwaltung bildet Krisenstab

Die Senatsverkehrsverwaltung bildete am Montag einen Krisenstab unter der Beteiligung von Polizei und Feuerwehr, der BVG, dem Verkehrsmanagement und dem Bezirk Treptow-Köpenick.

Die Brücke an der Wuhlheide wurde kurz vor dem Mauerfall im Jahre 1989 eröffnet. Sie führt die Straße an der Wuhlheide über die Edisonstraße/Treskowallee, die Überquerung sollte den Autoverkehr schneller zu einer geplanten Autobahn führen. Aktuell wird die Brücke kaum genutzt, zuletzt wurden nur 3400 Fahrzeuge auf der Brücke gezählt.

Verkehrssenatorin Bonde kündigte an, dass das Bauwerk nicht wieder aufgebaut wird. Zuvor hatten die Grünen-Verkehrspolitikerin Antje Kapek und der Bund für Umwelt und Naturschutz gefordert, auf einen Neubau zu verzichten.

„Das neunfeldrige Spannbetonbauwerk unterliegt nachweislich einer Schädigung durch Alkali-Kieselsäure-Reaktion und weist darüber hinaus erhebliche zusätzliche baustoffliche und konstruktive Defizite auf“, hatte die Verwaltung Ende April mitgeteilt. Schon 2017 waren erste Schäden entdeckt worden, seitdem galt ein Verbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen auf der Brücke.

Mehr marode Brücken in Berlin Jahrelange Verkehrseinschränkungen in Berlin So läuft der Brücken-Abriss an der Schönhauser Allee ab Die A100-Brücke ist weg, doch die Probleme bleiben „Unglaublich, dass das noch Jahre so weitergehen soll“ Erst Stau, dann Staub Der Abriss der Berliner Ringbahnbrücke in Bildern

Im April war es gelungen, die beiden einsturzgefährdeten Brücken im Zuge der A100 in Charlottenburg innerhalb von zwei Wochen abzureißen, auch die Vorbereitungen gingen schnell. Die S-Bahn auf dem Ring war so lange gesperrt.

Bei der Ringbahnbrücke war der Ablauf ähnlich wie nun in Köpenick. Erst wurde nur der Verkehr auf der A100 gestoppt, Wochen später dann wegen Einsturzgefahr auch die Gleise unterhalb der Brücke. Dies war für die S-Bahn ein ähnlicher Gau wie nun für die BVG in Köpenick.

Tram Metro Bauausschnitt Wuhlheide

© BVG

So fahren die Straßenbahnen

  • M17: Falkenberg bis Blockdammweg
  • 27 Nord: Pasedagplatz bis Blockdammweg
  • 27 Süd: Mahlsdorf Süd / Wilhelminenhofstraße/Edisonstraße bis S-Bahnhof Schöneweide / Adlershof
  • 21: Gudrunstraße bis Treskowallee/Ehrlichstraße und weiter als Linie 37 bis U Tierpark
  • 67: Verlängert bis Adlershof

Betroffen von der Sperrung sind die Linien M17, 21, 27, 37 sowie 67. Dabei wird etwa die Linie 67 verlängert, um den Umstieg in S-Bahnen zu erleichtern. Die Fahrgastinfo soll zeitnah angepasst werden. Alle Änderungen im Detail soll es schnellstmöglich auf BVG.de geben. Bevor alle Anpassungen in die Routenplanung eingearbeitet sind, sollten Fahrgäste auf die entsprechenden Hinweistexte achten. 

Lesermeinungen zum Artikel

„Ein guter Zeitpunkt, den Verkehr in der Stadt grundlegend neu zu denken. Schließlich geht es hier um Verkehrswegedie in den 60er und 70er Jahren Sinn ergaben. Es hat sich jedoch so ziemlich alles seitdem verändert: schwerere und mehr Autos und zudem mehr Menschen, die gerne andere Wege als nur Autostraßen nutzen würden und benötigen. ÖV, Elektroroller, Fahrräder etc. brauchen ihre eigene Infrastruktur, die wir jetzt neu denken müssen.“ Diskutieren Sie über folgenden Link mit nocheiner

„Es wäre auf jeden Fall wichtiger, unsere bestehende Infrastruktur zu sanieren, statt teure Neubauprojekte wie die TVO mit mehreren hundert Millionen Euro zu planen. Man sieht mal wieder, dass der Senat nicht die richtigen Prioritäten setzt, um wirkliche Verkehrslösungen zu schaffen. Mit der gesperrten Brücke wird es noch mehr Staus und Verkehrschaos geben.“ Diskutieren Sie über folgenden Link mit Meja