Er wollte es noch einmal wissen. Jetzt steht er vor einem – man könnte sagen – TV total-Absturz.
Er war der König des Entertainments, der mit genialen TV-Ideen („TV total“, „Schlag den Raab“), witzigen Aktionen und dem ESC-Sieg Millionen begeisterte. Der TV-Held einer ganzen Generation. Stets hieß es: groß, größer, Raab! Auch in den vergangenen Monaten bei seinem Comeback. Doch innerhalb einer Woche scheint nun die einstige Raab-Magie verblasst.
▶︎ ESC-Mittelmaß. Top-Einschaltquote. Über neun Millionen Zuschauer. So viele wie seit neun Jahren nicht mehr. Aber Raab landete mit dem Geschwister-Duo Abor & Tynna nur auf Platz 15. Die Jury-Wertungen: schwach. Die Publikumsstimmen: enttäuschend.
▶︎ Die Spielshow „Du gewinnst hier nicht die Million“ (RTL) wird nach acht Monaten abgesetzt. Grund: Die Quoten waren zu mies. Zuletzt schalteten nur noch 820.000 Zuschauer ein. Dazu nur einstellige Marktanteile in den jungen Zielgruppen.
Beim Voting waren das Geschwister-Duo Abor & Tynna und Stefan Raab noch zuversichtlich
Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS
Stefan Raab kann nicht gut verlieren
Perfektionist Raab kann nicht gut verlieren, wie man weiß. Nun hat er eine herbe Niederlage und einen Tiefschlag kassiert. Was er früher anpackte, wurde zu Gold. Heute will das nicht mehr so richtig funzen. Das schmerzt vermutlich.
Und noch bitterer: Raab gab sich immer als jemand, der auf Augenhöhe mit seinem Publikum ist. Der aus der mehrheitsfähigen Mitte der Zuschauer stammt. Nun scheint er eben diese Generation, die wie er älter geworden ist, nicht mehr begeistern zu können. So, als sei der Humor nicht mitgereift. UND: Offenbar kann er mit seiner typischen Raab-Art nicht beim jüngeren Publikum punkten.
Wurde eingestellt: Raabs Spielshow „Du gewinnst hier nicht die Million“ (RTL)
Foto: Julia Feldhagen/Raab Entertainment/RTL/dpa
Drei Lehren aus dem TV-total-Absturz
1. Was 2010 funktionierte, reicht 2025 nicht mehr. Markt, Publikum und Sehgewohnheiten haben sich verändert. Weiterentwickelt. Retro reicht nicht. Junge Zuschauer wollen mehr als nur Nostalgie. Stefan Raab hat für sein Comeback quasi versucht, seine alte Erfolgs-Formel zu recyceln. Die Zuschauer zog das nicht mehr rein.
2. Der Humor von Raab zündet bei der jungen Generation nicht. Seine Aktionen auch nicht. Am Rande des ESC crashte er den Auftritt einer lokalen Band. Das ratlose Gesicht der Musiker sprach Bände. Was will DER denn hier?
3. Die Zuschauer haben heute eine größere Auswahl als damals zu Raabs Hochphase. Das Geschäft ist noch härter geworden, die Konkurrenz größer. Bonus gibt’s für niemanden.
Jahrelang hatte man ihn nicht mehr gesehen und dann der Riesen-Moment: Stefan Raab kehrte letzte Jahr muskulös aus seiner TV-Pause zum Kampf gegen Regina Halmich zurück
Foto: RTL / Raab Entertainment
Das sagt ein TV-Experte über Raabs Zukunft
Für TV-Experte Holm Dressler, der jahrelang unter anderem mit Showgrößen wie Thomas Gottschalk (75) und Günther Jauch (68) zusammenarbeitete, hat Raab trotzdem noch eine Chance.
Fernsehproduzent Holm Dressler (75) kennt sich bestens im TV-Business aus. Er arbeitete jahrelang an Sendungen wie „Wetten, dass..?“ mit
Foto: IMAGO/Horst Galuschka
Dressler zu BILD: „Wir haben nicht so viele kreative Geister im deutschsprachigen Raum. Für mich gehört Stefan Raab nach wie vor zu den Top-Kreativen im Lande. Dieses Auf und Ab zwischen Erfolg und Misserfolg begleitet uns alle. Kreativität hat keine Altersgrenze. Die Lust am Gestalten bleibt.“
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Der Experte lobt: „RTL setzt nach wie vor das Vertrauen in Raab, was ich großartig finde. Dann sollte man ihm die Daumen drücken, dass die Kreativität eines Stefan Raab unerschöpflich ist.“
Fazit: Raab hat sich etwas getraut. Mutig. Die Schlappe trägt er mit echter Raab-Größe. Frage: Wird daraus der finale TV-Absturz oder kommt da doch noch was?
Eine BILD-Anfrage nach seinen künftigen TV-Plänen ließ Raab zunächst unbeantwortet.