Stand: 19.05.2025 22:18 Uhr

Am Montagabend ist Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in Hannover verabschiedet worden. Als Ehrengast würdigte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) seinen langjährigen Weggefährten in einer Rede.

Weil habe „viele wichtige Weichen“ gestellt, sagte Pistorius, der zwischen 2013 und 2023 Innenminister unter Stephan Weil war. Weil sei „Anwalt der Menschen“, „Krisenmanager“ und „herausragender Landesvater“, sagte Pistorius über den scheidenden Ministerpräsidenten in seiner Rede im Neuen Rathaus in Hannover. Weil habe mit der „ihm eigenen ruhigen Art“ das Bundesland Niedersachsen „in zwölf bewegten, krisen- und ereignisreichen Jahren“ geführt. Überschwang und hochtrabende Worte seien nichts für Weil – so wie es sich für Norddeutsche gehöre, sagte Pistorius. „Oder erst recht für dich als einfachen Bier trinkenden Juristen aus der norddeutschen Tiefebene.“ Pistorius sprach als dritter Laudator nach der stellvertretenden Ministerpräsidentin und Kultusministerin Julia Willie Hamburg und Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (beide Grüne).

Stephan Weil (SPD), scheidender Ministerpräsident von Niedersachsen, spricht während einer Abschiedsveranstaltung im Neuen Rathaus. © dpa-Bildfunk Foto: Moritz Frankenberg/dpa


Nach zwölf Jahren im Amt wurde Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil am Montag im Neuen Rathaus in Hannover feierlich verabschiedet.
Serenade mit drei Musikstücken gespielt vom Heeresmusikkorps

Im Anschluss wurde Niedersachsens Ministerpräsident mit einer militärischen Zeremonie verabschiedet. Das Heeresmusikkorps der Bundeswehr spielte in einer Serenade neben der Nationalhymne und dem Niedersachsenlied drei Musikstücke, die sich Weil selbst ausgesucht hatte: Dabei handelte es sich um das „Bürgerlied“ aus der Zeit der Arbeiterbewegung, das Stück „Die Moorsoldaten“, das 1933 von Häftlingen des NS-Konzentrationslager Börgermoor (Landkreis Emsland) verfasst wurde und „Won’t Forget These Days“ von der hannoverschen Band Fury in the Slaughterhouse. „Zu dieser Hymne habe ich schon hingebungsvoll gefeiert“, sagte Weil mit Blick auf seine Vergangenheit und ergänzte: „Aber heute Abend bringt nichts meine Gefühle besser auf den Punkt als dieser Titel.“

Fackelträger umrahmen Festakt im Maschpark

Eine Serenade erhalten Ministerpräsidenten laut Staatskanzlei, sofern sie mindestens zwei Legislaturperioden im Amt waren. Sie ist einer von vier Bestandteilen eines Großen Zapfenstreichs. Umrahmt wurde der Festakt am Abend von etwa 20 Fackelträgern.

Dienstag offizieller Rücktritt im Landtag

Weil hatte seinen Rücktritt Anfang April bekannt gegeben, am Dienstag wird dieser im Landtag offiziell vollzogen. Der 66-Jährige macht den Weg für seinen Nachfolger, Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), frei. Lies soll dann zum neuen Regierungschef Niedersachsens gewählt werden. Weil gewann drei Landtagswahlen und war mehr als zwölf Jahre im Amt. Seinen Rücktritt begründete er mit „persönlichen Motiven“.

Serenade als Teil des Großen Zapfenstreichs

Der Große Zapfenstreich wird von der Bundeswehr als das höchste Zeremoniell der deutschen Streitkräfte beschrieben. Er umfasst vier Elemente: den Aufmarsch, die Serenade, eine Musikfolge und den Ausmarsch. Mit dem Zeremoniell werden die ranghöchsten zivilen und militärischen Amtsträgerinnen und -träger der Bundesrepublik Deutschland geehrt, wenn sie aus ihrem Amt scheiden. Dazu zählen zum Beispiel Bundespräsidentinnen und -präsidenten sowie Generale der Bundeswehr. Auch Bundeskanzlerinnen und -kanzler können so auf Wunsch aus ihrem Amt verabschiedet werden. Die Serenade selbst besteht aus drei Musikstücken, die von den zu Ehrenden gewählt werden. Sie kann auch als eigene Zeremonie abgehalten werden. (Quelle: Bundeswehr)

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19.05.2025 | 21:45 Uhr

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