Sie kamen vom Strand und holten den goldenen Pokal!

Das Erfolgsrezept der WM 2014 hatte Jogi Löw (heute 65) schon 1997 als Trainer des VfB Stuttgart angewandt.

Nach einer kurzen Vorbereitung in Noordwijk an der holländischen Küste gewann der VfB am 14. Juni 1997 im Berliner Olympiastadion den DFB-Pokal, zum dritten Mal nach 1954 und 1958.

Spektakuläres Tor!: Xavi zaubert, reicht aber nichtTeaser-Bild

Quelle: Bild17.05.2025

Gegner beim 2:0 war Regionalligist (damals 3. Liga) und Zweitliga-Aufsteiger Energie Cottbus: Welch eine Parallele zum Endspiel des VfB gegen Arminia Bielefeld am Samstag (20 Uhr, ZDF und Sky live und BILD-Liveticker)!

Der Triumph vor 28 Jahren löste legendäre Feierlichkeiten in Stuttgart aus – und legte die Messlatte für die aktuelle Mannschaft hoch. Der VfB hat alle Helden von 1997 zum Finale nach Berlin eingeladen.

In BILD sprechen der damalige Kapitän, der Kult-Torwart – und das ‚Magische Dreieck‘.

FRANZ WOHLFAHRT„Immer, wenn ich meine Tochter sehe…“

Der VfB tat sich schwer in der Saison 1996/97 auf dem Weg ins Pokalfinale. Gleich dreimal mussten die Stuttgarter ins Elfmeterschießen.

Und so kam es, das Torhüter Franz Wohlfahrt (damals 32) tatsächlich zwei Tore zum Pokalsieg beitrug.

„Ich war auch ein guter Feldspieler“, erinnert sich der Österreicher. „In der 2. Runde gegen Hertha hatten wir nach zwei Roten Karten die Verlängerung in Unterzahl überstanden. Alle waren total kaputt. Da fragte mich unser Torwarttrainer, ob ich im Elfmeterschießen antrete. Naja, ich hab‘ den vierten und entscheidenden dann verwandelt. Und im Viertelfinale gegen Freiburg noch einen.“

Zwei Kärntner: VfB-Torwart Franz Wohlfahrt (links, damals 32) und Schlager Superstar Udo Jürgens (damals 62, verstorben 2014) feierten gemeinsam den Stuttgarter DFB-Pokalsieg 1997

Zwei Kärntner: VfB-Torwart Franz Wohlfahrt (links, damals 32) und Schlager Superstar Udo Jürgens (damals 62, verstorben 2014) feierten gemeinsam den Stuttgarter DFB-Pokalsieg 1997

Foto: Pressefoto Rudel

Es war Wohlfahrts erste von vier Saisons in Stuttgart (118 Spiele), in denen er nicht zuletzt mit seinem Kärntner Schmäh Kult-Statuts erlangte.

An den Pokalsieg von 1997 denkt er bis heute sehr regelmäßig: „Immer wenn ich unsere dritte Tochter sehe: Sie war damals in Berlin schon im Bauch meiner Frau Silvia dabei. Sie wurde am 11.11.1997 in Stuttgart geboren. Wir haben sie Gloria genannt.“

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Ruhm brachte ihm der Pokalsieg auch in seiner Heimat ein. „Einer hat‘s schon vorher gewusst“, erinnert sich Wohlfahrt: „Udo Jürgens trat beim Finale im Stadion auf und wurde gefragt, wie‘s denn ausgehe. Er antwortete, er habe zwar wenig Ahnung, aber der VfB würde wohl gewinnen – weil ein Kärntner im Tor steht. Udo Jürgens stammte wie ich aus Kärnten. Er hat später mit uns im Hotel gefeiert.“

Für das Finale gegen Bielefeld hofft Franz Wohlfahrt, „dass die Jungs uns in den Schatten stellen. Sie sind jetzt dran. Was sie erreichen können, das bleibt ewig.“

Sein Tipp: 2:0 für den VfB.

FRANK VERLAAT„Ich war nie mehr so nervös“

Er reckte 1997 den DFB-Pokal als erster in den Berliner Abendhimmel: VfB-Kapitän und Abwehrchef Frank Verlaat (damals 29). „Ich höre heute noch den Schlusspfiff. Das war für mich der größte Moment“, sagt er. Danach gab es kein Halten mehr. Verlaat: „Es war irre, es war einmalig. Schon im Entmüdungsbecken in der Kabine wurden die ersten Haare rot gefärbt, später sogar Glatzen rasiert. An meine Locken durfte aber keiner ran, da war ich eitel.“

VfB-Kapitän Frank Verlaat (damals 29) jubelt am Abend des 14. Juni 1997 im Berliner Olympiastadion mit dem DFB-Pokal

VfB-Kapitän Frank Verlaat (damals 29) jubelt am Abend des 14. Juni 1997 im Berliner Olympiastadion mit dem DFB-Pokal

Foto: Pressefoto Rudel

Den Zusammenhalt der damaligen Mannschaft beschreibt der Holländer als herausragend. „Wir waren eine ganz besondere Truppe – auch neben dem Platz. Während des Kurztrainingslagers in Noordwijk gab es einige Ausflüge nach Amsterdam. Das war damals leichter möglich, da wurde nicht jeder Schritt mit dem Handy gefilmt. Bei uns war auch Gemütlichkeit wichtig“, sagt er und lacht.

Über den Finaltag erzählt Verlaat: „Wir waren damals ebenfalls hoher Favorit. Das ist nicht einfach für den Kopf. Ich war nie mehr in meiner Karriere so nervös. Dem VfB muss klar sein: Arminia Bielefeld kommt zwar aus der 3. Liga, steht aber nicht zufällig im Finale.“

Frank Verlaat tippt: 2:0 für den VfB.

KRASSIMIR BALAKOV„Wir haben den schönsten Fußball gespielt!“

Krassimir Balakov (damals 31) war der geniale Spielermacher der VfB-Pokalsieger-Mannschaft – und der Dreh- und Angelpunkt des berühmten ‚Magischen Dreiecks‘ mit den Stürmern Giovane Elber und Fredi Bobic. Das Trio erzielte in jener Saison gemeinsam 55 der insgesamt 86 Stuttgarter Saisontore (Bundesliga und Pokal). „Wir waren sehr, sehr kreativ, haben den schönsten Fußball in Deutschland gespielt – und hatten eine Menge Spaß dabei. Bei uns gab es viele Spaßvögel und Schlitzohren“, erinnert sich der Bulgare. „Aber das Pokalfinale war harte Arbeit. Wir mussten Geduld haben, Cottbus war sehr kampfstark.“

Krassimir Balakov (damals 31) war der Spielmacher des VfB. Der Bulgare traf in der Saison 1996/97 dreizehnmal in der Bundesliga (zehn Vorlagen) und einmal im Pokal. Der heute 59-Jährige spielt noch immer für die VfB-Legenden. In seiner Heimat managt er ein großes Bauprojekt

Krassimir Balakov (damals 31) war der Spielmacher des VfB. Der Bulgare traf in der Saison 1996/97 dreizehnmal in der Bundesliga (zehn Vorlagen) und einmal im Pokal. Der heute 59-Jährige spielt noch immer für die VfB-Legenden. In seiner Heimat managt er ein großes Bauprojekt

Foto: Pressefoto Rudel

Nach dem portugiesischen Pokalsieg mit Sporting Lissabon 1995 war es Balakovs zweiter großer Titel – und der dritte war mit dem VfB zum Greifen nah. Balakov: „1998 sind wir bis in Europapokalfinale der Pokalsieger gekommen. Leider haben wir es mit 0:1 gegen Chelsea verloren. Wer weiß, was mit unserer Mannschaft noch alles möglich gewesen wäre, wenn das magische Dreieck nach dem Pokalsieg zusammengeblieben wäre. Aber wir hatten die Bayern wohl so sehr genervt, dass sie uns 1997 Giovane wegkauften.“

Natürlich wird Balakov nach Berlin reisen. Mit einem großen Wunsch: „Ich will noch einmal diesen Pokal anfassen.“ Sein Tipp: 3:1 für den VfB.

FREDI BOBIC„Der Druck ist diesmal größer“

Fredi Bobic (damals 25) war 1996 bereits mit der deutschen Nationalmannschaft Europameister geworden, hatte jedoch Halbfinale und Finale verletzt verpasst.

Nicht nur deshalb war das Endspiel in Berlin das bis dahin Größte seiner Karriere. „Ich war 1987 schon beim Finale gewesen, als Jugendspieler der Stuttgarter Kickers bei der Niederlage gegen den HSV. Kickers-Präsident Axel Dünnwald-Metzler hatte den ganzen Verein eingeladen. Dann selbst in diesem Riesen-Stadion zu spielen und mit dem VfB den Pokal zu holen – das war ein Gefühl unfassbarer Freude. Ein Traum ging für mich in Erfüllung.“ Den Pott ließ Bobic kaum mehr aus den Augen, nahm ihn nach der Party sogar mit auf sein Hotelzimmer und brachte ihn erst zum Frühstück wieder zurück.

Fredi Bobic (damals 25) brachte den DFB-Pokal mit zum Frühstück. Der Nationalstürmer wurde in jener Saison auch Bundesliga-Torschützenkönig (19 Treffer, 11 Vorlagen), schoss zudem zwei Tore im Pokal. Heute ist der 53-jährige Head of Football bei Legia Warschau, wurde kürzlich in Polen Pokalsieger

Fredi Bobic (damals 25) brachte den DFB-Pokal mit zum Frühstück. Der Nationalstürmer wurde in jener Saison auch Bundesliga-Torschützenkönig (19 Treffer, 11 Vorlagen), schoss zudem zwei Tore im Pokal. Heute ist der 53-jährige Head of Football bei Legia Warschau, wurde kürzlich in Polen Pokalsieger

Foto: Pressefoto Rudel

Dass wirklich alle mitfeierten, auch dafür hatte Bobic gesorgt. „Giovane war plötzlich verschwunden, ich fand ihn auf seinem Zimmer. Er war nicht gut drauf, hatte keine Lust auf die Party. Zum Glück konnte ich ihn überreden, mitzukommen. Er hat dann eindrucksvoll bewiesen, dass er Samba-Rhythmen nicht nur auf dem Platz beherrschte.“

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Über die sehr ähnliche Ausgangslage der Endspiele 1997 und 2025 sagt Bobic: „Wieder ist der VfB Favorit gegen ein Team, das nichts zu verlieren hat. Aber diesmal ist der Druck noch größer für Stuttgart. Wir waren damals als Liga-Vierter schon für den Europapokal qualifiziert. Jetzt muss der VfB gewinnen, um die Europa League zu erreichen. Das ist ein großer wirtschaftlicher Faktor. Mein Rat an die Jungs: Geht es mit Freude an! Konzentriert euch komplett aufs eigene Spiel, egal, was die anderen machen. Mein Tipp: 3:0.“

GIOVANE ELBER„Es sind viele Tränen geflossen“

Giovane Elber (damals 24) schoss beide Tore zum Sieg im Finale gegen Cottbus.

Und doch war er hin- und hergerissen zwischen Freude und Wehmut. „Kurz zuvor war bekannt geworden, dass ich zum FC Bayern gehe“, erinnert sich der Brasilianer. „Ich wollte das eigentlich gar nicht, aber der damalige VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder war anderer Meinung. Vor dem Endspiel kamen Diskussionen auf, ob ich überhaupt spielen sollte – weil ich mit dem Kopf bereits in München wäre. Das tat weh! Zum Glück war Jogi Löw schon damals ein Super-Trainer, mit dem man reden konnte. Ich bat ihn, mich aufzustellen und habe versprochen: ‚Ich gebe bis zur letzten Sekunde alles für euch‘. Nach meinem 2:0 bin ich zu Jogi gelaufen und habe gesagt: ‚Meine Arbeit ist erledigt, du kannst mich auswechseln‘.“

Giovane Elber (damals 24) schoss in der Bundesligasaison 1996/97 insgesamt 17 Tore für den VfB (11 Vorlagen), dreimal traf er zudem im Pokal-Wettwerb. Seine starken Leistungen brachten dem Brasilianer einen Vertrag beim FC Bayern ein, dessen Markenbotschafter der 52-Jährige heute noch ist

Giovane Elber (damals 24) schoss in der Bundesligasaison 1996/97 insgesamt 17 Tore für den VfB (11 Vorlagen), dreimal traf er zudem im Pokal-Wettbewerb. Seine starken Leistungen brachten dem Brasilianer einen Vertrag beim FC Bayern ein, dessen Markenbotschafter der 52-Jährige heute noch ist

Foto: Pressefoto Rudel

Der Grund, weshalb Elber zunächst auf der Siegesfeier im Mannschafts-Hotel fehlte: „Ich war glücklich und traurig zugleich. Ich zweifelte, ob es für mich bei Bayern passen würde. Das war damals der FC Hollywood! Ich fühlte mich doch so wohl in Stuttgart, in dieser tollen Mannschaft. Und jetzt war das mein letztes Spiel für den VfB gewesen. Es sind viele Tränen geflossen. Schon am nächsten Tag musste ich nach Brasilien fliegen, um einige Dinge zu regeln, fehlte deshalb auch bei der Feier mit den Fans auf dem Schlossplatz. Ich werde Fredi nie vergessen, wie er damals dort für mich gesprochen hat.“

Über das Finale 2025 sagt Elber: „Der VfB muss auf alles gefasst sein. Bielefeld, das wird nicht einfach. Aber ich tippe 2:1 für den VfB.