Die neue Bundesregierung plant anstelle eines regulären Acht-Stunden-Arbeitstages die Einführung einer begrenzten Wochenarbeitszeit von maximal 48 Stunden. In vielen Ländern der Europäischen Union gibt es dieses Wochenarbeitszeitmodell bereits. Gleichzeitig soll auch die Zehn-Stunden-Höchstgrenze pro Tag gelockert werden. Theoretisch könnte man pro Tag dann auch zwölf Stunden arbeiten. Der Vorteil soll sein: flexiblere Arbeitszeitgestaltung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. So würde zum Beispiel eine Vier-Tage-Woche mit zehn Stunden pro Tag und damit ein verlängertes Wochenende möglich werden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisiert die Pläne und meint, dass eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit mit gleichzeitiger Abschaffung des Acht-Stunden-Tages ein „Giftcocktail“ für die Gesundheit der Beschäftigten wäre. Was halten Bremer von der neu geplanten Wochenarbeitszeit? Der WESER-KURIER fragt nach:
Silke Asmus (58) findet das neue Arbeitszeitmodell interessant.
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Silke Asmus (58): „Mittlerweile arbeite ich nur noch fünf Stunden am Tag und mehr möchte ich auch nicht mehr arbeiten. Aber wenn ich an früher denke, wo ich eine 40-Stunden-Woche hatte, dann finde ich die Idee mit der neuen Wochenarbeitszeit interessant. Ich würde dann sicher vier Tage die Woche zehn Stunden arbeiten, damit ich einen Tag mehr frei hätte. Denn es ist ja oft so, dass manche Tage sowieso schon quasi für Freizeitaktivitäten „kaputt“ sind, wenn man Überstunden macht. Ob ich dann acht oder zehn Stunden arbeite, ist dann auch egal. Meine beiden Kinder sind beide in Vollzeit berufstätig. Und die machen das auch so, damit sie immer ein langes Wochenende haben. Sie haben den Freitag zwar nicht ganz frei, können aber mittags nach Hause gehen.“
Sven Eckert (56) meint, dass die Idee von Bundeskanzler Friedrich Merz relativ verrückt sei.
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Sven Eckert (56): „Ich finde, das ist eine relativ verrückte Idee von Herrn Merz. Es gibt schon so viele Berufssparten, wo die Menschen jetzt schon an der Grenze der Belastbarkeit sind, dass ich bei einer Erhöhung der Arbeitszeit mit einem Kollaps in vielen Berufen rechnen würde. Einem Gleisarbeiter zu sagen, er solle doch zehn anstelle von acht Stunden am Tag arbeiten, finde ich fernab der Realität. Die Menschen müssen sich doch auch noch erholen können. Es geht ja auch nicht immer um pure Freizeit. Manche Menschen haben Kinder oder pflegen ihre Eltern. Wir haben jetzt schon viel zu viele geleistete und unbezahlte Überstunden in vielen Berufen.“
Odette Grothe (37) meint, mit dem neuen Arbeitszeitmodell, die Zeit mit ihrer Familie flexibler gestalten zu können.
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Odette Grothe (37): „Für mehr Zeit mit der Familie kann ich mir gut vorstellen, auch öfter mal Zehn-Stunden-Tage einzulegen. So wird man doch insgesamt flexibler und kann sich die Woche freier einteilen. Ich arbeite in der Verwaltung und bin Mutter eines Kindes. Also ich hätte mit der neuen Wochenarbeitszeit kein Problem. Allerdings muss das sehr gut organisiert werden, da es sonst vielleicht vorkommt, dass freitags niemand mehr arbeitet. Und das würde ja auch nicht gehen. Zehn Stunden am Tag sind dann aber auch das Maximum. Länger kann sich kein Mensch konzentrieren.“
David Brünjes (26): „In meinem Beruf sind schon viele Menschen mit einem Acht-Stunden-Tag an ihrer Belastungsgrenze. Ich selbst könnte mir auch nicht vorstellen, an einem Tag zehn Stunden zu leisten. Der Beruf des Krankenpflegers ist – wie viele andere Berufe auch – sehr anstrengend. Und das sowohl psychisch wie auch physisch. Diese neue Regelung würde für mich absolut nicht infrage kommen. Das ist kein guter Vorschlag und einfach viel zu viel, was da verlangt wird. Wir haben jetzt schon viel Personalausfälle, weil die Kollegen überlastet sind. Das würde mit einer Ausweitung der Arbeitszeiten noch viel schlimmer werden.“