Die Idee kam spätabends, irgendwo zwischen Euphorie und Erschöpfung: Die Mitarbeitenden sollten am künftigen Erfolg beteiligt werden – unbürokratisch, schnell, mit virtuellen Anteilen. Wochen später folgt die Ernüchterung: Das Finanzamt stuft die Zusagen als geldwerten Vorteil ein, es drohen fünfstellige Nachzahlungen. Ein fiktives Beispiel, das zeigt, wie gefährlich steuerlich ungesicherte Entscheidungen sein können – besonders für junge Berliner Unternehmen. Ohne eine spezialisierte Kanzlei ist es fast unmöglich, Ordnung in die Sache zu bringen.

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Das Handelsblatt Research Institute (HRI) und der Tagesspiegel haben im Rahmen der Serie „Berlins Beste“ herausragende Steuerberatungskanzleien in der Hauptstadt identifiziert. Die Auszeichnung basiert auf einer breit angelegten Befragung unter Steuerberatern sowie Finanzverantwortlichen aus Berliner Unternehmen (siehe Infokasten).

1300

Steuerberater mit Sitz in Berlin wurden angefragt.

Eine der ausgezeichneten Kanzleien ist UHY Lauer & Dr. Peters. Sie beschäftigt rund 30 Mitarbeitende, darunter acht sogenannte Berufsträger – das sind Steuerberaterinnen und Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer mit bestandener staatlicher Prüfung und Zulassung.

Ulla Peters ist Kanzleipartnerin bei der Steuerberatungsgesellschaft UHY Lauer & Dr. Peters.

© Ulla Peters

UHY betreut sowohl Einzelunternehmer – etwa aus dem Bereich Softwareentwicklung – als auch große Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten.

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Wer Mut hat, kann in Berlin eine beeindruckende unternehmerische Karriere starten.

Ulla Peters, Steuerberaterin

Besonders stark vertreten sind Mandanten aus der Biotechnologie und anderen technologieorientierten Branchen. „Berlin ist ein großartiger Ort für Start-ups“, sagt Kanzleipartnerin Ulla Peters. „Wer Mut hat, kann hier eine beeindruckende unternehmerische Karriere starten.“

So sind wir vorgegangen In Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt Research Institute (HRI) hat der Tagesspiegel die besten Steuerberater der Hauptstadt ermittelt.

© Tagesspiegel

Das Handelsblatt Research Institute (HRI) und der Tagesspiegel präsentieren im Rahmen der Serie „Berlins Beste“ besonders empfohlene Steuerberatungskanzleien in der Hauptstadt. Grundlage der Erhebung ist eine Umfrage unter mehr als 1300 Steuerberaterinnen und Steuerberatern mit Sitz in Berlin. Sie wurden gebeten, jeweils fünf besonders angesehene Kolleginnen und Kollegen aus ihrer Sicht zu benennen. Eigennennungen und Absprachen unter Teilnehmenden wurden ausgeschlossen.

Zusätzlich wurden 970 Finanzverantwortliche aus Unternehmen zur Bewertung ihrer Erfahrungen mit Steuerberatungen eingeladen. Kanzleien, die in beiden Befragungen besonders positiv bewertet wurden, fanden Aufnahme in die Auswahlliste.

Die finale Übersicht basiert auf den gültigen Stimmen beider Gruppen und spiegelt deren Einschätzungen wider. Die Auflistung erfolgt in alphabetischer Reihenfolge und ohne Platzierungen. Nicht aufgeführte Kanzleien werden durch das Ergebnis nicht abgewertet. Abweichende Erhebungsmethoden können zu anderen Resultaten führen.

Neben der klassischen Buchführung und Lohnabrechnung bietet die Kanzlei auch Gestaltungsberatung an – also Unterstützung bei der steuerlichen Strukturierung, bei Rechtsformwechseln oder bei Unternehmensübernahmen. Auch bei Fusionen und internationalen Fragen begleitet UHY ihre Mandanten. Gerade diese inhaltliche Breite mache die Arbeit abwechslungsreich, so Peters. Trotz des verbreiteten Fachkräftemangels in der Branche habe man bislang wenig Probleme, qualifiziertes Personal zu finden.

In Berlin sind vor allem Steuerberater gefragt, die branchenspezifische Kenntnisse mitbringen und individuelle Lösungen anbieten.

© Getty Images/Liubomyr Vorona

Die Anforderungen an Steuerberaterinnen und Steuerberater in Berlin sind hoch – sowohl fachlich als auch organisatorisch. Mandanten schätzen persönliche Erreichbarkeit, flexible Terminvergabe und direkte Kommunikation. Besonders in stressintensiven Phasen wie vor Abgabefristen ist Verlässlichkeit entscheidend.

Früher kamen die Belege im Schuhkarton: Quittungen, Rechnungen, Fahrtkosten – ungeordnet und meist auf den letzten Drücker. In vielen Kanzleien gehören solche Szenen noch immer zum Alltag.

Homeoffice und Zoom statt Aktenregal und Wartezimmer

Nicht so bei „Prof. Jacobsen“, einer Berliner Steuerberatung mit Sitz in Dahlem. „Bei uns gibt es kein einziges Blatt Papier“, sagt Kanzleigründerin Liv Kirsten Jacobsen, die eine klare Digitalstrategie verfolgt. Ihre zehn Mitarbeitenden arbeiten vollständig im Homeoffice, die Beratung erfolgt ausschließlich per Zoom. Und ein wachsender Teil der Arbeit wird inzwischen von Künstlicher Intelligenz erledigt.

Liv Kirsten Jacobsen ist die Gründerin und Chefin der Steuerberatungskanzlei Prof. Jacobsen in Berlin.

© Prof. Jacobsen

Die Volkswirtin, Historikerin und Steuerberaterin ist seit 2007 Honorarprofessorin für Entrepreneurship an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Sie kennt die Herausforderungen junger Unternehmen – und hat ihre Kanzlei darauf ausgerichtet. Mandantinnen und Mandanten sind fast ausschließlich technologieaffine Start-ups.

„Der Zugang zu Finanzierung ist deutlich schwieriger geworden“, sagt sie. Bereits die Finanzkrise habe Spuren hinterlassen, nun sorge die Unsicherheit über mögliche US-Strafzölle für zusätzliche Zurückhaltung bei Investoren. Betroffen seien nicht nur Exporteure, sondern auch Dienstleister, deren Kunden etwa in der Automobilbranche tätig sind.

Routineaufgaben werden automatisiert

In der täglichen Arbeit setzt Jacobsen zunehmend auf KI. Die Technologie werde die Branche grundlegend verändern, glaubt sie. „Im Moment wird noch viel Arbeitszeit mit einfacher Buchhaltung verbracht – also vergleichsweise einfachen und repetitiven Tätigkeiten. Das wird in naher Zukunft eine Software übernehmen.“ Der Mensch überprüfe dann nur noch die Ergebnisse. Jacobsen sieht darin eine Chance: Ihre Kanzlei könne dadurch Fachkräfte gezielter einsetzen und sich stärker auf individuelle Beratung konzentrieren.

Ein Blick in die Branche zeigt: Noch ist dieser Ansatz eher die Ausnahme. Im Rahmen der Erhebung zu „Berlins Beste Steuerberater 2025“ wurden 35 Expertinnen und Experten zu ihrem KI-Einsatz befragt. Mehr als die Hälfte gab an, entsprechende Tools im Arbeitsalltag zu nutzen.

Besonders häufig kommt KI bei der Erstellung von Textvorlagen zum Einsatz (54 Prozent), gefolgt von Mandantenberatung (40 Prozent), Marketing (26 Prozent) und Datenanalyse (23 Prozent). Acht Kanzleien erklärten, sie nutzten gar keine KI.

Steuerberater befassten sich früher sehr viel mit Unterlagen, Rechnungen und Kassenbons auf Papier.

© imago images/Jochen Tack/imago stock

Strategische Konzepte sind rar. Meist bleibt es beim punktuellen Einsatz – dort, wo sich die Technologie unkompliziert in bestehende Abläufe einfügt. Gleichwohl nennen 82 Prozent der Befragten „Digitalisierung“ als zentrales Kompetenzfeld, fast ein Drittel sieht sich bereits im Bereich „KI & Robotik“.

Noch ist Berlins Steuerbranche weit von einer durchgehend KI-gestützten Arbeitsweise entfernt. Aber der Wandel hat begonnen. Kanzleien wie die von Liv Kirsten Jacobsen zeigen, wohin die Reise gehen könnte – weit weg vom Papierstapel, hin zur intelligenten Automatisierung.

Ein Faktor dabei ist die besondere Struktur der Berliner Wirtschaft. Die Hauptstadt ist geprägt von einem Mix aus Kreativfirmen, Tech-Start-ups, international tätigen Unternehmen und klassischem Mittelstand. Steuerberater, die branchenspezifische Kenntnisse mitbringen und individuelle Lösungen anbieten, sind entsprechend gefragt – etwa bei Investitionsentscheidungen, Fördermitteln oder der steuerlichen Gestaltung von Geschäftsmodellen.

Ausgezeichnete Kanzleien erhalten die Möglichkeit, diese Siegel werblich zu nutzen. Dazu wird ihnen ein Angebot unterbreitet.

© Tagesspiegel

Nicht zuletzt bleibt die rechtliche Absicherung ein zentrales Anliegen. Die steuerlichen Vorgaben sind komplex, die Änderungen häufig. Mandanten erwarten, dass ihre Kanzlei nicht nur korrekt und fristgerecht arbeitet, sondern auch aktiv auf Risiken und Chancen hinweist. Besonders wachstumsstarke Unternehmen benötigen vorausschauende Beratung, etwa bei Umstrukturierungen, Betriebsprüfungen oder der Expansion ins Ausland.