Stand: 20.05.2025 09:14 Uhr

Wegen des Vorgehens im Gazakrieg wächst der internationale Druck auf Israel. Premier Netanjahu reagiert mit Unverständnis auf die Drohungen von Frankreich, Kanada und Großbritannien. Bei neuen Angriffen wurden viele Palästinenser getötet.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat Drohungen aus Frankreich, Kanada und Großbritannien im Zusammenhang mit Israels Militäroffensive im Gazastreifen scharf zurückgewiesen. Der Regierungschef rechtfertigte das Vorgehen als Verteidigungskrieg ums Überleben. Mit ihrer Stellungnahme böten Frankreich, Kanada und Großbritannien der Hamas eine „riesige Belohnung für den Völkermordangriff auf Israel vom 7. Oktober“ und eine „Einladung zu weiteren Gräueltaten dieser Art“.

Die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien und Kanada hatten Israel aufgefordert, die neue Offensive im Gazastreifen einzustellen und Hilfslieferungen nicht länger einzuschränken. Andernfalls werde man mit „konkreten Maßnahmen“ reagieren. Welche Konsequenzen die drei Länder konkret in Erwägung ziehen, blieb offen. 

Die Mitteilung wurde gemeinsam von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, dem britischen Regierungschef Keir Starmer und seinem kanadischer Kollegen Mark Carney veröffentlicht. Das israelische Vorgehen bezeichnen sie als „ungeheuerlich“ und unverhältnismäßige Eskalation. Sie würden dem nicht tatenlos zuzusehen. Das menschliche Leid in Gaza sei unerträglich.

Netanjahu will „vollständigen Sieg“ über Hamas

Netanjahu entgegnete, der Krieg könne morgen beendet werden, wenn die verbleibenden Geiseln freigelassen würden, die Hamas ihre Waffen niederlege, ihre „mörderischen Führer“ ins Exil gingen und der Gazastreifen entmilitarisiert werde. „Dies ist ein Krieg der Zivilisation gegen die Barbarei. Israel wird sich mit allen Mitteln verteidigen, bis der vollständige Sieg errungen ist“, so der israelische Premier.

Zahlreiche Tote bei Luftangriffen

Bei erneuten Luftangriffen sind in der Nacht nach palästinensischen Angaben mindestens 60 Menschen getötet worden. Die israelische Luftwaffe habe unter anderem Wohnhäuser sowie ein Schulgebäude getroffen, das als Notunterkunft gedient habe. Unter den Opfern seien viele Frauen und Kindern, hieß es vom palästinensischen Zivilschutz.

Die israelische Armee hatte am Wochenende eine neue Bodenoffensive begonnen, mit der sie den gesamten Gazastreifen unter ihre Kontrolle bringen will. Begleitet wird sie von heftigen Luftangriffen. Täglich melden die palästinensischen Behörden vor Ort Dutzende Tote – wobei ihre Angaben unabhängig kaum zu überprüfen sind.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Palästinenser bekommen in Dschabaliya Essen zugeteilt. Nach mehr als anderthalb Jahren Krieg fehlt es an fast allem.

Erste Lastwagen mit Hilfsgütern eingetroffen

Nach fast dreimonatiger Blockade haben erste Hilfslieferungen den Gazastreifen erreicht – allerdings in minimalen Mengen. Nach Angaben der für Palästinenserangelegenheiten zuständigen israelischen Behörde Cogat passierten fünf Lastwagen mit Hilfsgütern den Grenzübergang Kerem Schalom.

Israel will so nach eigenen Angaben eine Grundversorgung sicherstellen und eine Hungersnot im großflächig zerstörten Gazastreifen verhindern, wo es rund zwei Millionen Palästinensern nach mehr als anderthalb Jahren Krieg an so gut wie allem fehlt. Aus Sicht der UN und Hilfsorganisationen sind diese Lieferungen aber bei weitem nicht ausreichend.