Newsblog zum Ukraine-Krieg

Russland schickt Tausende Eingebürgerte an die Front

Aktualisiert am 20.05.2025 – 19:28 UhrLesedauer: 13 Min.

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Russischer Soldat in einem Schützengraben: „20.000 dieser ‚jungen‘ Bürger Russlands sind schon an der Front.“ (Quelle: Uncredited)

Moskau brüstet sich mit dem Einsatz von Migranten an der Front. Der ukrainische Präsident warnt die US-Regierung. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Die russischen Behörden haben nach eigenen Angaben rund 20.000 Migranten nach deren Einbürgerung in den Krieg gegen die Ukraine geschickt. Militärermittler führten regelmäßig Razzien durch, um neu eingebürgerte Männer, die sich nicht beim Militär registrieren wollten, zu finden, sagte der Leiter des Ermittlungskomitees, Alexander Bastrykin. „80.000 haben wir herausgefischt und für den Wehrdienst erfasst und 20.000 dieser ‚jungen‘ Bürger Russlands, denen es aus irgendeinem Grund nicht gefällt, in Usbekistan, Tadschikistan oder Kirgistan zu leben, sind schon an der Front.“

Russland ist auch mehr als dreißig Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion immer noch das Ziel vieler Einwanderer vor allem aus den zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken. In den von Bastrykin genannten Staaten ist der Lebensstandard deutlich niedriger als in Russland und es fehlen Arbeitsplätze, so dass viele junge Männer als Gastarbeiter kommen und dann versuchen, die russische Staatsbürgerschaft zu erwerben.

Neben Einwanderern setzt der Kreml auf finanzielle Anreize, um speziell aus den armen Regionen Russlands Freiwillige an die Front zu locken. Außerdem wurden bei der Rückeroberung von Teilen der westrussischen Region Kursk in den vergangenen Monaten auch Soldaten des mit dem Kreml verbündeten nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un eingesetzt. Regelmäßig gibt es auch Berichte über angeworbene Bürger anderer Staaten wie China, Indien, Kuba oder auch Senegal oder Togo.

Bundesaußenminister Johann Wadephul fordert weitere Sanktionen gegen Russland. Es dürfe hier „keine Denkverbote“ geben, sagte Wadephul bei seiner Ankunft zu Beratungen der EU-Außenminister in Brüssel. Solange sich der russische Präsident Wladimir Putin nicht bewege und einer Waffenruhe in der Ukraine zustimme, werde es in Europa „eine große Bereitschaft“ geben, weitere Sanktionen gegen Russland zu verhängen.

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Nach dem Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland vorgeworfen, durch die Gespräche lediglich „Zeit schinden“ zu wollen, um den Krieg gegen die Ukraine fortzusetzen. „Es ist offensichtlich, dass Russland Zeit schinden will, um seinen Krieg und die Besatzung fortzusetzen“, schrieb Selensykj am Dienstag in Online-Medien. Moskau stelle zudem „unrealistische Bedingungen“ für eine Waffenruhe, fügte er hinzu.

Trump und Putin hatten am Montag ein mit Spannung erwartetes Telefonat über den Ukraine-Krieg geführt. Putin hatte danach erklärt, Russland sei bereit, gemeinsam mit der ukrainischen Regierung ein „Memorandum“ zur Vorbereitung eines „möglichen künftigen Friedensabkommens“ zwischen beiden Staaten auszuarbeiten.

Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat „harte Maßnahmen“ von den USA gegen Russland gefordert, sollte Moskau einer Waffenruhe in der Ukraine nicht zustimmen. Washington habe angekündigt, dass „wenn Russland nicht einem bedingungslosen Waffenstillstand zustimmt, es Konsequenzen geben wird“, sagte Kallas am Dienstag am Rande eines Treffens der EU-Verteidigungsminister in Brüssel. „Wir wollen also diese Konsequenzen sehen, auch von Seiten der USA“, betonte sie.

Kallas sagte, Russland wolle „offensichtlich“ keinen Frieden mit der Ukraine. Die politische Isolierung Moskaus sei „wichtig, um Druck auf Russland auszuüben, und da müssen wir alle vereint sein“, forderte die EU-Außenbeauftragte.