Der Eurovision Song Contest wird zur Staatsaffäre! Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez („Spanische Sozialistische Arbeiterpartei“) mischt sich aktiv in den ESC ein und fordert, Israel nachträglich vom ESC auszuschließen.

Grund: Sánchez kritisiert die Teilnahme Israels am Wettbewerb und (wie Belgien auch) das überraschend gute Abschneiden des Landes beim Publikumsvoting. Die Zuschauer hatten Sängerin Yuval Raphael und ihren Titel „New Day Will Rise“ auf Platz 2 katapultierte, unter anderem mit 12 Punkten aus Spanien!

Yuval Raphael bei ihrem Auftritt in Basel, zum Finale der Eurovision Song Contest 2025

Yuval Raphael bei ihrem Auftritt in Basel zum Finale der Eurovision Song Contest 2025

Foto: Getty Images

Yuval Raphael überlebte den Terror-Angriff der Hamas

Yuval Raphael muss jetzt diese scharfen Worte aushalten, ausgerechnet von einem europäischen Spitzenpolitiker! Die Sängerin hatte erst am 7. Oktober 2023 den Terror-Angriff der islamistischen Hamas auf Israel überlebt. Beim ESC, bei dem es nur um Musik gehen sollte, trat sie mit neuem Mut und neuer Lebensfreude für ihr Heimatland an.

Nach der Jury-Wertung landete sie zunächst auf Platz 14. Doch ihr Auftritt begeisterte die Zuschauer derart, dass sie im anschließenden Televoting herausragende 297 Punkte aus 37 Ländern erhielt – und damit Zweite wurde. Ein verdienter Erfolg.

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez ärgert sich darüber, dass sein Land der israelischen Sängerin beim ESC-Televoting 12 Punkte gab

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez ärgert sich darüber, dass sein Land der israelischen Sängerin beim ESC-Televoting 12 Punkte gab

Foto: Tingshu Wang/REUTERS

Spaniens Staatschef will Israel disqualifizieren lassen

Doch nach Meinung von Pedro Sánchez hätte Israel wegen des militärischen Vorgehens im Gaza-Streifen nicht am Contest teilnehmen dürfen. Die Offensive habe sogar in der Nacht des ESC-Finales mit weiteren Bombardierungen angedauert, trug er vor.

In Anspielung auf den Umgang mit Russland, das nach dem Angriff auf die Ukraine vom ESC verbannt worden war, sagte Sánchez: „Wir dürfen keine doppelten Standards in der Kultur zulassen. Dasselbe sollte auch für Israel gelten.“

Mit geschlossenen Augen verfolgt Yuval Raphael (r.) nach dem ESC-Finale die Punktevergabe

Mit geschlossenen Augen verfolgt Yuval Raphael (r.) nach dem ESC-Finale die Punktevergabe

Foto: ARD

Darum wurde Israel aber eben nicht vom ESC ausgeschlossen: Der Europäischen Rundfunkunion geht es ausschließlich darum, sicherzustellen, dass sich die Politik eines Landes nicht in die Arbeit ihrer TV-Sender einmischt.

Der israelische Sender KAN gilt – im Unterschied zum Staatsfernsehen in Russland – als unabhängig. Deshalb durfte Israel am ESC teilnehmen.

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Neben Sánchez regte sich auch der staatliche spanische TV-Sender RTVE auf. Kündigte an, bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU) eine Überprüfung des Publikumvotings zu beantragen. RTVE ist der Meinung, „dass das Televoting durch die aktuellen militärischen Konflikte beeinflusst wurde und dies den kulturellen Charakter der Veranstaltung gefährden könnte“.

Bereits im zweiten Halbfinale des ESC 2025 hatte es Spannungen zwischen RTVE und der EBU gegeben. Der Sender hatte in seiner Liveübertragung die politische Botschaft „Frieden und Gerechtigkeit für Palästina“ eingeblendet.