Dr. Malte Persike (links) und Professor Joost-Pieter Katoen. | Foto: RWTH
RWTH-Projekt „Together University“ wird von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre über sechs Jahre gefördert
Mit sechs Millionen Euro wird das Projekt „RWTH Together University – Lehren. Lernen. Machen.“ durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre über sechs Jahre gefördert. Neben diesem Einzelantrag ist auch der Verbundantrag („CampusConnect – Sharing Innovative Education“), erfolgreich gewesen, federführend war hier die TU Hamburg. Der Erhalt beider Förderungen ist ein großer Erfolg für die Lehre an der RWTH. Mit der Together University wird eine umfassende Neuausrichtung von Lehre, Lernen und Prüfen initiiert, um die Chancen der digitalen Transformation zu nutzen. Im Gespräch erläutern Prorektor Joost-Pieter Katoen und Dr. Malte Persike, der Wissenschaftliche Leiter des Centers für Lehr- und Lernservices (CLS), die Idee hinter dem Projekt.
Was verbirgt sich hinter der RWTH Together University?
Professor Joost-Pieter Katoen: Wir wollen die neuen Möglichkeiten, die sich durch Digitalisierung und KI ergeben, auch wirklich in der Lehre nutzen. Im Antrag haben wir Innovationsbedarfe identifiziert, insbesondere geht es um Förderung von Interdisziplinarität und Praxisbezug, zudem soll die Identifizierung der Studierenden mit ihrem Fach und ihrer Hochschule gestärkt werden. Zentrale Idee des Antrags ist dabei die Entwicklung eines gemeinsamen Mindsets, bei dem digitale und physische Interaktion im Mittelpunkt der Lehre stehen.
Dr. Malte Persike: Die RWTH ist bei der digitalen Lehre bereits sehr gut aufgestellt, wir verfügen über eine umfassende digitale Infrastruktur in unseren Fakultäten, dazu gibt es mit dem CLS eine integrierte Service-Einheit, die alle Aspekte des digitalen Lehrens, Lernens und Prüfens unterstützt. Und dennoch: So wie unsere Studierenden immer diverser und internationaler werden, entwickelt sich eben auch die Lehre weiter. Dem werden wir mit der Together University gerecht.
Wie kann die stärkere Identifikation funktionieren?
Katoen: Die Studierenden sollen durch einen starken Praxisbezug, Projekte und die Interdisziplinarität noch näher ans Fach gebracht werden und letztlich stolz auf diese herausragende Lehre an ihrer Universität sein. Die Identifikation mit der RWTH ist somit Folge einer modernen Lehre.
Persike: Genauso ist es. Es gibt diesen emotionalen Bereich, dieses „Wir sind die RWTH“-Gefühl. Das wollen wir wieder stärken und den Studierenden damit das Gefühl geben: Hier ist unser gemeinsames wissenschaftliches Zuhause.
Interdisziplinarität wird an der RWTH doch längst gelebt.
Katoen: In der Forschung ist das absolut so, es gibt unzählige Kooperationen und auch Exzellenzcluster. „Internet of Production“ ist ein sehr gutes Beispiel für diese gelebte Interdisziplinarität, wo beispielsweise Maschinenbau und Informatik erfolgreiche zusammenarbeiten. Das wollen wir nun auch konsequent in der Lehre umsetzen. Es geht hier um die Lehr-Architektur, die Zukunft der Hochschule. Das bedeutet, dass die Elemente, die wir hier entwickeln, auch curricular verankert werden. Es geht nicht nur um ein Pilotprojekt, daher auch die lange Laufzeit von sechs Jahren mit der Möglichkeit, um zwei Jahre zu verlängern.
Persike: Durch den erfolgreichen Antrag können wir wirklich strukturelle Veränderungen schaffen. Es geht eben nicht um punktuelles Verbessern in einem zeitlich begrenzten Projekt, sondern darum, die Lehre nachhaltig und stabil besser zu machen.
Wie sieht das konkret aus?
Persike: Wir werden die Studierenden noch mehr in die lehrbezogenen Abläufe einbinden, noch mehr den Austausch suchen, noch mehr miteinander reden. Die interne Vernetzung wird weiter gestärkt werden, wir werden neue Formate entwickeln, um Studierende, Forschende und Prüfende wieder mehr miteinander zu verbinden.
Katoen: Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Im Maschinenbau, bereits ganz am Anfang im Bachelor, setzen sich die Studierenden bereits mit dem Programmieren von Robotern auseinander. Es geht dabei nicht darum, bereits alles zu verstehen – es geht um Inspiration und um Erkenntnis. Die Studierenden lernen, dass sie für die spätere Umsetzung von Projekten Wissen aus anderen Feldern benötigen, zum Beispiel Datenverarbeitung oder Thermodynamik. Studierende aus unterschiedlichsten Fachrichtungen – wie BWLer, Maschinenbauer, Elektrotechniker – werden zusammen Aufgabenstellungen lösen müssen. Dadurch versprechen wir uns eine höhere Motivation, im weiteren Verlauf des Studiums entsprechende Kompetenzen zu gewinnen. Die Studierenden erkennen früh, dass es wichtig ist, nicht nur Spezialist in einem Bereich zu sein.
Weil diese Fähigkeit zur Kooperation später in der Praxis von großer Bedeutung ist?
Katoen: Genau. Wir denken den Transfer frühzeitig mit, denn in der Industrie ist es gang und gäbe, dass beispielsweise Ingenieurinnen und Ingenieure mit anderen Disziplinen eng zusammenarbeiten müssen.
Wie war das, als Sie gesehen haben, der Antrag war erfolgreich?
Persike: Super! Wir sind sehr glücklich, gerade weil beide Anträge erfolgreich waren. Gleichzeitig sind wir uns der Größe der Aufgabe sehr bewusst, die wir in den nächsten umsetzen werden.
Katoen: Ja, das war wirklich super! Erstens sind wir wirklich stolz darauf, dass die gesamte RWTH diese Idee von Lehre mitträgt. Die E-Technik ist involviert, Informatik, Medizin, Maschinenbau, das KI-Center, BWL, Mathematik und noch viele weitere – das ist eine derart breite Palette, dass wir irgendwann gesagt haben, wir müssen jetzt einen Cut machen, um fokussiert zu bleiben. Und zweitens macht uns das große Interesse der Studierenden sehr glücklich. Die Studierenden waren bereits in der Antragsphase involviert, so waren Professorin Heike Vallery, Dr. Malte Persike und ich beim „KeXe-Treffen“ der Fachschaften, um die Ideen vorzustellen, aber auch um zu schauen, inwiefern die Studierenden sich einbringen wollen und können. Das war supermotivierend – für uns und die Studierenden. Und nicht zuletzt: Sechs Millionen für die Lehre – das ist keine Kleinigkeit.
Das Projekt startet im Oktober und hat eine Laufzeit von sechs Jahren…
Katoen: Genau. Und in dieser Zeit möchten wir auch anderen ermöglichen, Teil des Projekts zu werden. Dazu hat die RWTH aus Eigenmitteln weitere 1,5 Millionen Euro bereitgestellt. Im Bereich Lehre ist das auf jeden Fall eins der ganz großen Projekte.