Ein Mann hat vor einer Bielefelder Bar mehrere Party-Gäste mit einer Stichwaffe angegriffen. Jetzt hat die Polizei ein Fahndungsfoto des flüchtigen Tatverdächtigen veröffentlicht. WELT erfuhr den ausländerrechtlichen Status des Verdächtigen.
In Bielefeld hat ein Mann am Sonntagmorgen eine Gruppe von Menschen angegriffen und laut Polizei mindestens fünf von ihnen mit einem „scharfen Gegenstand“ verletzt. Der Täter ging unvermittelt auf feiernde Personen vor einer Bar in der Innenstadt los und floh anschließend.
Nach WELT-Informationen aus Sicherheitskreisen handelt es sich bei dem Tatverdächtigen um einen namentlich bekannten Syrer, den 35-jährigen Mahmoud Mhemed, geboren in Ar-Raqqa im Norden Syriens. Derzeit lebt der Mann in einer zentralen Unterbringungseinheit in Harsewinkel. Die Polizei hat inzwischen auch zwei Fahndungsfotos veröffentlicht.
Nach Informationen der „Neuen Westfälischen“ geht die Polizei nicht von einer spontanen Tat, sondern einem geplanten Anschlag aus. Auch der WDR berichtete, ihm lägen Hinweise vor, dass die Polizei die Tat intern als Anschlag bewerte. Diese Einstufung ist nach Informationen von WELT offenbar vor allem taktischer Natur, um so schnellstmöglich zusätzliche Einsatzkräfte mobilisieren zu können.
Die Hintergründe der Tat und ein Motiv des Tatverdächtigen sind aktuell unbekannt. Nach WELT-Informationen war auch das SEK in einer kommunalen Unterkunft in der Stadt Harsewimkel im Einsatz. Weitere Hintergründe sind noch nicht bekannt. Am Tatort wurden unter anderem mehrere Messer sowie eine nach Benzin riechende Flüssigkeit sichergestellt.
Im Gegensatz zur Polizei stufte die örtliche Staatsanwaltschaft die Tat zunächst nicht als Anschlag, sondern als versuchte gefährliche Körperverletzung ein. Inzwischen ermittelt die Polizei wegen eines versuchten Tötungsdelikts. Hinweise auf eine extremistische Motivation – etwa durch Vorstrafen oder Äußerungen am Tatort – liegen bislang nicht vor.
Mindestens fünf Verletzte
Ein Sprecher des Kreises Gütersloh teilte WELT auf Anfrage mit, dass der Verdächtige seit Februar 2024 einen subsidiären Schutzstatus hat. Dieser sei demnach bis 2027 befristet. Der subsidiäre Schutz wurde in den vergangenen Jahren den meisten Syrern zuteil, die in Deutschland einen Asylantrag gestellt haben. Dem Kreis Gütersloh seien keine Vorstrafen bekannt.
Laut Polizeiangaben am Sonntagnachmittag wurden mindestens fünf Personen verletzt, davon vier schwer. Bei den Verletzten handelt es sich um einen 22-Jährigen aus dem Kreis Gütersloh, einen 26-Jährigen aus Bielefeld, eine 26-Jährige aus Gütersloh, einen 24-Jährigen aus Bielefeld und einen 27-Jährigen aus Bielefeld. Inzwischen sind alle Verletzten laut Polizei außer Lebensgefahr.
Der Tatverdächtige hat am Tatort nach derzeitigem Stand der Ermittlungen eine Tasche zurückgelassen, in der sich Personaldokumente, mehrere Schnittwaffen sowie eine Flasche mit einer unbekannten, nach Benzin riechenden Flüssigkeit befanden.
Die Bielefelder Polizei appellierte an Zeugen, sich zu melden. Wer den Verdächtigen sehe, solle jedoch Abstand von ihm halten und den Notruf wählen, denn der flüchtige Täter sei vermutlich weiterhin bewaffnet, warnte die Polizei. „Bitte halten Sie Abstand und bringen sich nicht selbst in Gefahr. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Person bewaffnet ist“, hieß es in einem Statement.
Auffällig sei auch, dass der Flüchtige selbst vermutlich Gesichtsverletzungen erlitten habe, teilten die Beamten weiter mit. Eine Mordkommission namens „Kurfürst“ ist eingerichtet, Zeugen sollen sich telefonisch oder bei einem Hinweisportal im Internet melden.
Die Attacke ereignete sich am frühen Sonntagmorgen gegen 4.20 Uhr in der Bielefelder Innenstadt. Laut Polizei handelte es sich bei dem Lokal um das „Cutie“ nahe der Mindener Straße.
Nutze der Täter auch einen umgebauten „Stockdegen“?
Der Angreifer trat laut „Neuer Westfälische“ spontan an eine größere Personengruppe heran. Er setzte demnach vermutlich zwei Waffen ein. Dabei soll es sich um ein Messer sowie um einen sogenannten „Stockdegen“ gehandelt haben, der ebenfalls mit einem Messer präpariert worden war.
Einige der Partygäste hätten noch versucht, den Mann mit Schlägen abzuwehren. Zeitweise konnten sie ihn auch festhalten. Im Laufe der Auseinandersetzung erlitt der Angreifer dann die Gesichtsverletzungen, von denen die Rede ist. Nach Informationen von WELT aus Sicherheitskreisen sollen unter den Gästen der Bar auch Männer gewesen sein, die der örtlichen Fußball-Hooligan-Szene zuzurechnen sind.
Die Polizei beschreibt den Angreifer wie folgt: männlich, etwa 1,65 Meter groß, 30 bis 35 Jahre alt, schwarzer Vollbart, südländisches Erscheinungsbild. Er soll eine „mollige Statur“ haben, zumindest im Bauchbereich, aber im Bereich der Schultern kräftiger sein.
Mitarbeit: Lennart Pfahler
mit dpa/krott/jr/gub/lep