Diskussionen über Sexarbeit mangelt es häufig nicht an Emotionen, aber an Zahlen und Fakten. Das Ordnungsamt der Stadt Leipzig hat kürzlich auf eine umfangreiche Anfrage der BSW-Fraktion geantwortet. Daraus gehen Daten wie Alter, Nationalitäten sowie die Anzahl der Kontrollen hervor. Der Großteil von Prostitution wird Schätzungen zufolge aber gar nicht erfasst.

Wer in Deutschland als Prostituierte*r arbeiten möchte, muss sich vorher bei der zuständigen Behörde melden. So regelt es das sogenannte Prostituiertenschutzgesetz. In Leipzig sind aktuell 425 Sexarbeiter*innen gemeldet, teilt das Ordnungsamt in seiner Antwort auf die BSW-Anfrage mit.

Nur ein Drittel mit deutscher Staatsangehörigkeit

Von diesen 425 Personen besitzen nur 152 die deutsche Staatsangehörigkeit. Das entspricht etwas mehr als einem Drittel. Die Mehrheit der Sexarbeiter*innen kommt aus Osteuropa: 124 aus Rumänien, 46 aus Ungarn, 33 aus Bulgarien, elf aus Polen. Dazu kommen jeweils elf Personen aus Thailand und Venezuela sowie neun Personen aus der Ukraine. Länder wie Frankreich, Spanien, Österreich, Italien und Russland tauchen vereinzelt in der Statistik auf.

Die allermeisten registrierten Prostituierten sind älter als 20 Jahre. Lediglich zehn Personen wurden 2005 oder 2006 geboren. Aus den Jahrgängen 2000 bis 2004 gibt es jeweils ungefähr ein dutzend Personen. Mehr als 80 Prozent aller angemeldeten Sexarbeiter*innen sind demnach älter als 25 Jahre.

Wie viele Prostituierte weiblich, männlich oder divers sind, teilt das Ordnungsamt nicht mit. Die ungefähre Verteilung lässt sich aber aus einer anderen Statistik erahnen. So gab es im vergangenen Jahr 392 Beratungsgespräche, die von der Stadt durchgeführt wurden. Die beratenen Personen waren dabei in 363 Fällen weiblich, in neun Fällen männlich und in 20 Fällen divers.

Zahlreiche Ordnungswidrigkeiten

Aus den Angaben des Ordnungsamtes geht weiterhin hervor, dass es in Leipzig 15 Betreiber von 27 Prostitutionsstätten gibt. Diese Einrichtungen wurden im vergangenen Jahr 28 Mal und im Jahr davor 14 Mal kontrolliert. Bei diesen Kontrollen wurden insgesamt 14 Prostitutionsstätten und 66 Prostituierte ohne Erlaubnis beziehungsweise Anmeldung festgestellt.

Diese Zahlen bestärken Schätzungen, wonach Prostitution häufig illegal stattfindet – also ohne vorherige Anmeldung. Offiziell gibt es in Deutschland mehr als 30.000 Sexarbeiter*innen. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren wieder stark angestiegen, nachdem sie sich während der Coronakrise von rund 40.000 auf unter 25.000 fast halbiert hatte.

In verschiedenen Medienberichten ist häufig die Rede davon, dass Schätzungen zufolge tatsächlich etwa 250.000 bis 400.000 Menschen in Deutschland in der Prostitution arbeiten. Quellen für diese Zahlen werden meistens nicht genannt.

Kontrollen stoßen übrigens auch bei den offiziell registrierten Sexarbeiter*innen an ihre Grenzen. „Eine Kontrolle zur Umsetzung der Kondompflicht ist nicht möglich“, so das Ordnungsamt der Stadt Leipzig. Zumindest würde man bei Kontrollen darauf achten, dass vor Ort genügend Kondome vorhanden sind. Auch das ist gesetzlich vorgeschrieben.