In Großbritannien ist ein neues Verbraucherschutzgesetz in Kraft getreten, das Unternehmen versteckte Gebühren untersagt. Zugleich ermächtigt der Digital Markets, Competition and Consumer Act 2024 (DMCC) den Staat, stärker gegen gefälschte Produktbewertungen im Internet vorzugehen. Das Gesetz richtet sich überdies gegen unfaire Vertragsbedingungen, falsche Verbraucherinformationen und aggressive Verkaufspraktiken.
Fachleute sprechen vom „Drip Pricing“, wenn Händler mit günstigen Ab-Preisen werben und erst im Kaufprozess Gewissheit darüber entsteht, dass auf die Kaufsumme noch weitere Pflichtgebühren draufgeschlagen werden. Meist erfahren Kunden dies erst am Ende eines mehrstufigen Bestellprozesses. Als Beispiel wird ein Breitbandanschluss genannt, bei dem der beworbene Preis verschweigt, dass noch eine einmalige Installationsgebühr hinzukommt. Bislang mussten Verbraucher genau hinschauen und das Kleingedruckte lesen, um nicht in Preisfallen zu tappen.
Wo überall getrickst wird
Eine Untersuchung der Handels- und Wirtschaftsbehörde in Großbritannien, die im September 2023 veröffentlicht wurde, hatte zum Ergebnis, dass 46 Prozent der untersuchten 525 Online- und Appanbieter mit versteckten Gebühren im Kaufprozess arbeiteten. Am häufigsten fielen hierbei Transport- und Kommunikationsdienstleister negativ auf (72 Prozent). Im Schnitt seien die Preise aufgrund verpflichtender Extragebühren am Ende rund sechs Prozent teurer gewesen.
Betroffene Produkte und Dienstleistungen seien etwa Event-Tickets, Kinotickets, Fitness-Studio-Mitgliedschaften, Essenslieferungen, Flugtickets, Packetversand und Bustickets. Den Verbrauchern seien den Erhebungen zufolge Mehrkosten von bis zu 4,1 Milliarden Euro entstanden.
Vorstoß gegen Fakebewertungen
Auch bei Produktbewertungen soll stärker gegen Marktverzerrungen durch Fake-Bewertungen vorgegangen werden. Erhebungen kommen zu dem Ergebnis, dass mindestens 10 Prozent aller Produktbewertungen auf E-Commerce-Plattformen wahrscheinlich gefälscht sind. Dem gegenüber steht, dass 90 Prozent der Verbraucher Bewertungen in ihre Kaufentscheidungen einfließen lassen. E-Commerce-Anbieter sollen stärker in die Pflicht genommen werden, gefälschte Bewertungen zu verhindern und zu löschen.
In den ersten zwölf Monaten nach Inkrafttreten des Gesetzes will die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde CMA sich zunächst auf schwerwiegende Verstöße konzentrieren, bei denen die Rechtslage klar ist. Ansonsten wolle man die erste Zeit vor allem für den Dialog nutzen, um Unternehmen beim Verständnis der neuen Regelungen zu unterstützen, heißt es in einem Papier.
(mki)