Berlin – Wo im Moment noch Motoren- und Abgassysteme für Autos produziert werden, sollen in Kürze Waffen- und Munitionsteile vom Band laufen. Das Werk der Rheinmetall-Tochtergesellschaft Pierburg GmbH in Berlin-Gesundbrunnen wird auf Rüstungsindustrie umgestellt.
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Auf BILD-Anfrage bestätigte ein Sprecher, dass Rheinmetall in Berlin künftig Produkte für seine Abteilung „Waffen und Munition“ herstellen möchte.
„Das Werk Berlin soll neben den Aktivitäten in der Brennstoffzellen-Technologie künftig überwiegend mechanische Komponenten für den militärischen Bedarf fertigen“, sagte der Rheinmetall-Sprecher.
Mit „mechanischen Komponenten“ seien beispielsweise Teile für die Munitionsherstellung gemeint, die keine Explosivstoffe, also Sprengstoffe, enthielten. Um weitere Details zu kommunizieren, sei es gegenwärtig noch zu früh.
Pierburg wurde 1909 in Berlin als Stahlhandelsgesellschaft gegründet, 1928 begann das Unternehmen mit der Vergaserproduktion. 1986 erfolgte die Übernahme der Gesellschaft durch den Rheinmetall Konzern
Foto: Ralf Günther/BILD
Aktuell bestehende Lieferverpflichtungen gegenüber zahlreichen namhaften deutschen und internationalen Automobilherstellern müssten noch erfüllt werden. Die Umstellung erfolge daher sukzessive. „Die vollständige Inbetriebnahme ist frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2026 zu erwarten.“
Der Sprecher betont: „Der Standort Berlin wird insbesondere für den Aufbau der Verteidigungsbereitschaft Deutschlands und seiner Verbündeten einen wesentlichen Beitrag leisten. Wir gehen dabei von einer Vollauslastung des Werkes aus.“
Linke gegen Waffen-Produktion
Derzeit sind etwa 350 Rheinmetall-Mitarbeiter in Verwaltung und Produktion am Standort Berlin beschäftigt. Ihnen sei das neue Produktionskonzept bereits vorgestellt worden. „Der Abbau von Arbeitsplätzen ist derzeit nicht Gegenstand unserer Überlegungen“, so der Sprecher.
Unterdessen formiert sich Protest. Die Linke in Berlin-Mitte rief zu einer Kundgebung am Werk auf. Sie fordert vom Bezirk, der Ansiedlung von Rüstungsproduktion, insbesondere im Wohngebiet, entgegenzuwirken.
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Der Bezirk teilte auf BILD-Anfrage mit, er hätte keine Einflussmöglichkeit auf die Entscheidung. Eine potenziell neu entstehende Gefährdungslage würde durch Sicherheits-Behörden des Bundes- und Landes geprüft.
Die Rheinmetall AG ist der größte deutsche Rüstungskonzern. In der NS-Zeit trug die Firma, damals als Rheinmetall-Borsig AG, zur Aufrüstung der deutschen Wehrmacht durch massenweise Produktion von Waffen und Munition bei. In ihren Betriebsstätten beschäftigte sie eine Vielzahl von Zwangsarbeitern. Das Unternehmen beschäftigte sich mit der Aufarbeitung seiner Vergangenheit in verschiedenen Veröffentlichungen.