Wird das ein modernes Fußball-Märchen?

Im Brandenburger Landespokal-Finale kämpft mit dem VfB Krieschow ein 500-Einwohner-Dorf am Samstag (14.30 Uhr) um den Einzug in den DFB-Pokal.

Klein, kleiner, Krieschow! Der Klecks vor den Toren von Cottbus wäre bundesweit der kleinste Ort, der am Wettbewerb teilnimmt.

Chefcoach ist mit Robert Koch (39) ein Ex-Dynamo-Dresden-Star, der mit dem Fünftligisten vorm ersten großen Triumph seiner Trainer-Karriere steht – und zwar an einem legendären Datum!

Denn das Endspiel gegen Eintracht Stahnsdorf steigt ausgerechnet am 24. Mai. „2011 bin ich mit Dynamo an diesem Tag in Osnabrück in die 2. Liga aufgestiegen“, verrät Koch gegenüber BILD. „Damit ich weiß, dass ich mir da ein Bier aufmache, ist an dem Tag bei mir immer ein Kreuz im Kalender. So kam ich auch auf diesen Zufall.“

Der Moment seiner Laufbahn: 2011 schießt Koch in der Verlängerung der Relegation Dresden in die 2. Liga.

Der Moment seiner Laufbahn: 2011 schießt Koch in der Verlängerung der Relegation Dresden in die 2. Liga.

Foto: picture alliance / dpa

Der gebürtige Löbauer erzielte damals selbst das 3:1 kurz vor Ende der Verlängerung der Relegation, riss sich das Trikot vom Leib und ließ bei den Schwarz-Gelben alle Dämme brechen. Jetzt kann er an seinem Glückstag das Fußball-Wunder für Krieschow schaffen.

Für den Dorfklub wäre es der größte Vereinserfolg. Noch nie stemmte man den Landespokal, in dem mit Energie Cottbus und dem SV Babelsberg in dieser Saison immerhin zwei große Klubs gescheitert sind, in die Höhe. Klar wäre auch der DFB-Pokal eigentlich illusorisches Neuland.

„Ich habe der Mannschaft aber schon vor der ersten Runde gesagt, dass wir von der ersten Woche daran glauben müssen. Als Spieler hatte ich nie den Landespokal gewonnen, ich will den Titel“, hat Koch das Feuer in der Truppe entfacht.

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Unfassbar: Der Ort zählt genau 524 Einwohner – und die fiebern seit Wochen auf die historische Chance hin. Der Ex-Zweitliga-Profi: „Es geht schon seit Längerem, alle reden davon. Fanbusse sind organisiert, es gibt Pokalshirts und passende Schals dazu!“

Seinen Spielern hat er sogar genaue Vorgaben gemacht. „Wenig Alkohol, Vitamine und gute Ernährung habe ich geraten, damit wir wirklich nichts unversucht lassen. Gewinnen wir, ist danach alles erlaubt. Dann würden wir eine Woche durchfeiern und alle saufen lassen“, stellt Robert Koch klar.

Der Ex-Nürnberg-Kicker verrät auch: „Die Pokalprämie ist noch nicht verhandelt.“ Gespräche soll es allerdings noch geben, denn immerhin würden 210.000 Euro bei der Erstrunden-Teilnahme am DFB-Pokal auf den Dorf-Klub warten.

Gegner 30 Mal größer

Finalgegner Stahnsdorf ist übrigens 30 Mal so groß wie Krieschow, spielt aber ebenfalls in der Oberliga. Dort liegt die Koch-Truppe als Zweiter sogar zwei Plätze vor der Kleinstadt, vor knapp zwei Wochen gewann man 3:0 gegen den Konkurrenten.

Der Ex-Dresdner: „Stahnsdorf ist ein 50:50-Spiel. Wir versuchen, eine normale Trainingswoche zu absolvieren. Die Rückrunde ist sehr stark verlaufen. Wir gehen mit Selbstbewusstsein rein, die mentale Komponente zählt. Beide wissen, was auf dem Spiel steht, werden ein bisschen vorsichtiger anfangen.“

Zumal die Partie beim Finaltag der Amateure in der ARD übertragen wird. Koch glaubt: „Es kann ein Vorteil sein, dass wir das Drumherum schon kennen.“ Denn die Partie wird in Neuruppin ausgetragen, wo Krieschow im Achtelfinale 1:0 gewann.

Der große Moment des kleinen Orts wird in der ARD mit anderen Landesfinals in der Konferenz live übertragen

Der große Moment des kleinen Orts wird in der ARD per Livestream in voller Länge übertragen

Foto: IMAGO/onemorepicture

Bezüglich des DFB-Pokals meint der Star-Coach: „Das ist eigentlich nur das i-Tüpfelchen. Wer weiß, was wir für Voraussetzungen erfüllen müssten, wenn wir die Bayern kriegen.“ Weil in den heimischen Sportpark nur 2000 Zuschauer passen, würde es dann mutmaßlich nach Cottbus oder im Extremfall nach Dresden gehen.

Übrigens: Was sagt er zum Zweitliga-Aufstieg von seinem Ex-Klub?

„Es wird wichtig, dass Dynamo Dresden jetzt Kontinuität reinkriegt, sich mal fünf, sechs Jahre dort etabliert. Die Verantwortlichen haben aber kein einfaches Los. Du musst den Kader verstärken. Baust du aber zu viel um, geht vielleicht die Aufstiegseuphorie verloren. Das ist ein Spagat“, meint Koch.

Gelingt Koch mit Krieschow am Samstag der große Coup, gibt´s sogar ein Wiedersehen mit Dynamo – im Lostopf für die erste Runde des DFB-Pokals…