Zugrunde liegt der gleichnamige Versroman von Alexander Puschkin. Es geht darin um die Unbedingtheit der Jugend, aber auch um Bindungsangst.

Kurz zur Handlung: Als Eugen Onegin in Tatjanas geordnetes Leben tritt, erscheint er ihr wie eine Gestalt aus ihren Romanen. Hals über Kopf verliebt sich die junge, unerfahrene Frau in den weltgewandten Lebemann. Doch dieser wehrt ihre Zuneigung ab – sein rastloser Lebensstil eigne sich nicht für eine langfristige Bindung. Jahre später begegnen sich die beiden erneut: Die gereifte Tatjana ist eine Vernunftehe eingegangen und eine wohlhabende Frau geworden. Erschüttert erkennt Onegin, dass Tatjana für ihn die Richtige gewesen wäre. Doch jetzt ist sie es, die seine leidenschaftlichen Bekenntnisse zurückweist.

Der Komponist nannte dieses Werk bewusst nicht „Oper“, sondern „Lyrische Szenen“ und konzentrierte sich auf die tiefen Emotionen vor allem von Tatjana. Er distanzierte sich damit ausdrücklich von den protzigen historischen Opern seiner italienischen und russischen Zeitgenossen, spürte lieber den unerfüllten Sehnsüchten einer sich selbst überdrüssig gewordenen Gesellschaft nach.

Der erste der drei Akte zeigt die Geschichte aus der Sicht von Tatjana, mit ihrer berühmten Briefszene. Im zweiten Akt geht es um den jungen Dichter Lenski, der von Onegin im Duell getötet wird, weil dieser mit Lenskis Verlobten Olga getanzt hatte, das ist Tatjanas lebenslustige jüngere Schwester.

Der dritte Akt dauert nur eine halbe Stunde, also halb so lang wie jeweils die beiden vorhergehenden, und nimmt nun die Perspektive des Titelhelden ein. Wir wissen nicht, ob seine Gefühle für Tatjana jetzt aufrichtig sind – jedenfalls verleiht ihm Tschaikowsky nun weitgehend die Musik von Tatjana aus dem ersten Akt. Wie von Komponisten gewünscht, wurde die Uraufführung dieser Oper 1879 in St. Petersburg von Studierenden gestaltet – was ein Misserfolg war, auch weil das Publikum irritiert war, auf der Bühne Menschen in Alltagskleidung zu sehen. „Eugen Onegin“ ist eine „Nicht-Oper“ ohne äußerliche Effekte, aber längst Tschaikowskys weltweit beliebteste Komposition.

An der Rheinoper läuft jetzt die Inszenierung von Michael Thalheimer, das ist schon die vierte Arbeit dieses Star-Regisseurs hier (die RP berichtete). Weil auch das Bühnenbild von Henrik Ahr sehr reduziert erscheint – die einzigen Requisiten sind die Pistolen der beiden Herren –. können sich sowohl die Ausführenden als auch das Publikum ganz auf Spiel, Gesang und Musik konzentrieren. In diesen Tagen studiert der neue Rheinopern-Chefdirigent (nicht Generalmusikdirektor) Vitali Alekseenok die aktuelle Produktion mit anderen Singenden als zuvor in Düsseldorf und mit den Duisburger Philharmonikern ganz neu ein. Besonders gespannt sein kann man auf das Rollendebüt als Tatjana der erstklassigen Sopranistin Luiza Fatyol.

Die Vorstellungen sind empfohlen ab 14 Jahren, dauern drei Stunden und enthalten eine Pause (nach dem zweiten Akt, also nach zwei Stunden). Für die Übernahmepremiere gibt es noch Karten in allen Kategorien, nebst weiteren Informationen am einfachsten im Internet unter www.operamrhein.de.