Der bizarre Brunnenstreit von Dresden. Jetzt spricht Oberbürgermeister Dirk Hilbert (53, FDP) ein Machtwort.
Vorausgegangen war eine Protestwelle in der sächsischen Landeshauptstadt und eine drohende Niederlage für die Verwaltung in der Stadtratssitzung am Donnerstag.
▶ Rückblick: Anfang April erklärte Dresdens grüne Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (59), dass die meisten der 99 städtischen Springbrunnen in dieser Saison trocken bleiben – darunter auch die weit über Dresden bekannten „Pusteblumenbrunnen“. Begründung: angeblich fehle das Geld für die Wasserspiele. Man habe sich entscheiden müssen, ob man Stadtbäume gieße oder die Springbrunnen betreibt. Angeblich geht es um 400.000 Euro.
Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen muss die Brunnen nun anschalten
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Kurios: zur gleichen Zeit verkündete ihr (ebenfalls grüner) Verkehrskollege Stephan Kühn (45) die Errichtung von fünf Fahrradzählanlagen in der Stadt (Kosten: 500.000 Euro). Vor dem Kulturpalast wurden Weidenpflanzen in Holzkisten aufgestellt (300.000 Euro).
Das alles führte zu heftigen Protesten in der Stadt und im Rat – quer durch die Fraktionen. Von einem „Schildbürgerstreich“ sprach etwa Robert Reschke (39) von der Fraktion Team Zastrow. „Dresdens Springbrunnen sind Stadtbild-prägend. Praktisch im Handstreich den Hahn zuzudrehen, ist ein Affront gegenüber den gewählten Stadträten und den Bürgern“.
500.000 Euro teuer: Fahrradzähler in der Innenstadt
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Und auch Linken-Fraktionschef André Schollbach (46) schlug in die gleiche Kerbe. Die Fehlentscheidung zur Trockenlegung der Springbrunnen müsse unverzüglich korrigiert werden. Team Zastrow und die Linken hatten für die Stadtratssitzung am Donnerstag entsprechende Anträge vorbereitet.
▶ Dem kam Dresdens OB Hilbert nun zuvor. Per Machtwort wies er an: „Wasser marsch!“.
Für die Entscheidung, die Brunnen trockenzulegen, habe es in der Stadt keine Akzeptanz gegeben. Zur Finanzierung würden „alle Kostenstellen geprüft, um die notwendigen Konsolidierungsbeiträge anderweitig zu erwirtschaften“.
Heißt im Klartext: Brunnen an, um eine Blamage im Stadtrat zu verhindern, egal, was es kostet.
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Stadtrat Holger Zastrow (56) und seine Fraktion hatten zuletzt sogar eine Online-Petition aufgesetzt, um Druck auf die Stadtverwaltung zu machen. Entsprechend groß ist die Genugtuung: „Wir freuen uns natürlich, dass unser Widerstand, die Petition und der Protest Erfolg haben. Allerdings ist es bezeichnend für den Zustand der Stadtverwaltung, wenn man so kurz vor Schluss die komplette Kehrtwende macht“, sagte er zu BILD.
Wann genau die Springbrunnen nun angeworfen werden, ließ OB Hilbert allerdings offen. Seine zuständige Umweltbürgermeisterin Jähnigen wird mit dem Satz zitiert: „Die Aufnahme des Brunnenbetriebes wird bereits vorbereitet.“