Ein Lehrer aus Moabit soll über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren von Schülern homophob angefeindet und gemobbt worden sein. Das berichtet die „Süddeutschen Zeitung“ (SZ), an die sich der Mann gewendet habe, um von seinen Erfahrungen zu berichten. Mittlerweile könne der Betroffene nicht mehr arbeiten, leide an Panikattacken und sei in psychologischer Behandlung. Auch die „Märkische Oderzeitung“ hatte über den Fall berichtet.

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Der betroffene Lehrer Oziel Inácio-Stech bestätigte dem Tagesspiegel die Schilderungen. Der 43-Jährige ist pädagogische Unterrichtskraft an der Carl-Bolle-Grundschule in Moabit. Dort unterstützt er Kinder mit Förderbedarf im Unterricht oder in Extra-Stunden. Nach Informationen der „SZ“ hat die Schule mit 95 Prozent einen besonders hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund. Die Schulleitung wollte sich auf Anfrage des Tagesspiegels nicht zu dem Fall äußern.

Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, hatte sich Inácio-Stech vor eineinhalb Jahren vor Schülern als homosexuell geoutet und seinen Ehemann zu einem Schulfest mitgenommen. Seitdem habe er mit extremen Anfeindungen zu kämpfen.

„Eine Schande für den Islam“

Immer wieder hätten ihn Schülerinnen und Schüler beschimpft. „Schwul ist ekelhaft, Herr Inácio-Stech ist ekelhaft.“ Sie hätten ihn als „unrein“ bezeichnet, Kakao und Brötchen von ihm nicht mehr angenommen. Ihn körperlich bedroht. Behauptet, er würde „Frauen hassen“, er würde „Frauen töten“. Muslimische Schüler hätten gerufen, Oziel Inácio-Stech sei „eine Familienschande“, er werde „in der Hölle landen“, er sei „eine Schande für den Islam“.

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Nicht alle Kinder seien feindselig zu ihm gewesen, auch das geht aus den Berichten hervor. Andere hätten sich bedankt, als er ihnen das Lesen beigebracht habe.

Es stehen auch schwere Vorwürfe gegen die Schulleitung im Raum, die den Lehrer nicht geschützt haben soll, so die „SZ“. Im Gegenteil habe sie ihn nach Vorwürfen von Eltern und einer Kollegin, mit der er Streit gehabt habe, Fehlverhalten gegenüber Schülerinnen und Schülern vorgeworfen und Anzeige gegen ihn erstattet.

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Oziel Inácio-Stech habe die Kleidung der Schüler kommentiert und Kinder zum Essen oder Trinken genötigt. Diese Vorwürfe seien von Eltern an die Schulleitung herangetragen worden, berichtet die „SZ“. Inácio-Stech habe der Zeitung gesagt, er habe ein Mädchen mit bauchfreiem Oberteil an einem kalten Tag darum gebeten, sich wärmer anzuziehen. Einem Schüler, der während des Fastenmonats Ramadan im Unterricht müde und blass gewesen sei, habe er geraten, Wasser zu trinken.

Zudem soll er Kindern zu nahe gekommen sein, als er sich mit ihnen auf den Boden setzte, um ihnen ein Video auf seinem Handy zu zeigen. Das Verfahren und die polizeilichen Ermittlungen wurden laut „SZ“ eingestellt, andere Lehrer und Schüler hätten ihn entlastet. (Tsp)