Der Trend zum bargeldlosen Bezahlen macht auch vor den LVB keinen Halt. 2024 wurden Einzeltickets fast in der Hälfte der Fälle bargeldlos gekauft. Die BSW-Fraktion sieht die Entwicklung kritisch und fordert weiterhin Bargeldmöglichkeiten an Haltestellen und in Fahrzeugen. Nun hat der Stadtrat die LVB aufgefordert, das Verhalten der Kund*innen weiter „genau zu analysieren“.

Im Prinzip ändert sich durch den Beschluss nichts. „Die LVB werden auch in Zukunft das Kundenverhalten genau analysieren und im Rahmen eines verantwortungsbewussten Umgangs mit öffentlichen Geldern regelmäßig das Vertriebsnetz nach dessen Wirtschaftlichkeit überprüfen“, war bereits in der Stellungnahme der Verwaltung zu lesen.

Mit dem Zusatz „das Kundenverhalten und die Teilhabe am bargeldlosen Zahlungsverkehr“ wurde nun ein Änderungsantrag der Grünen beschlossen. Die LVB werden damit aufgefordert, einen besonderen Fokus auf das Thema Zahlungsverkehr zu richten. Neben den Grünen stimmten auch Linke, SPD, Freie und Oberbürgermeister Burkhard Jung für den Antrag.

BSW wollte Bargeldzahlung in Fahrzeugen

Das BSW stimmte ebenso wie CDU und AfD gegen den Änderungsantrag. Die Fraktion hatte ursprünglich gefordert: „Im öffentlichen Personennahverkehr der Stadt Leipzig soll die Möglichkeit der Bargeldzahlung an Haltestellen und in Fahrzeugen erhalten bleiben.“ Während die Bargeldzahlung an Haltestellen wohl auf absehbare Zeit möglich bleiben wird, ist das in Fahrzeugen nicht mehr der Fall – und wird es wohl auch nicht mehr sein.

Mit den bargeldlosen Ticketautomaten in den Fahrzeugen hätten die LVB „dem geänderten Kundenverhalten“ Rechnung getragen, heißt es. „Auf die Bargeldfunktion wurde im Zuge der technischen Weiterentwicklung bewusst verzichtet.“ Die LVB argumentieren auch damit, dass die Bargeldautomaten störanfällig gewesen seien. Wer ab und zu mit Bus und Bahn fährt, wird das wohl bestätigen können – durchfallende Münzen waren immer wieder zu sehen und zu hören.

Eric Recke aus der BSW-Fraktion äußerte in der Ratsversammlung am 21. Mai dennoch seine Unzufriedenheit mit dieser Entwicklung. Ursprünglich sei das bargeldlose Zahlen in den Fahrzeugen ein zusätzliches Angebot gewesen – nun ist es Zwang.

Warum es laut BSW keine Beschwerden gibt

Laut LVB gab es bislang keine negativen Rückmeldungen zu den Zahlungseinschränkungen in den Fahrzeugen. Recke begründet das damit, dass betroffene Menschen sowieso nicht davon ausgehen würden, dass sich jemand für ihre Meinung interessiert. Zudem würden sich Menschen vor Überwachung fürchten, wenn sie bargeldlos zahlen müssten.

Grünen-Stadträtin Katharina Krefft sieht Recke diesbezüglich „verschwörerisch unterwegs“. Sie verweist auf Datenschutzgrundverordnung und Bankgeheimnis. Davon abgesehen habe sie aber Verständnis für die Initiative. Man müsse beispielsweise auch an Schüler*innen und Wohnungslose denken. Für diese Personen sei es schwierig bis unmöglich, an Geld- oder Kreditkarten zu kommen.

Von jenen Personen, die kein Abo besitzen und beispielsweise Tages- oder Wochentickets kaufen, zahlt knapp die Hälfte bargeldlos. 2019 waren es laut LVB-Statistik noch weniger als 20 Prozent. Unklar bleibt allerdings, inwiefern die Umstellung auf bargeldlose Ticketautomaten in den Fahrzeugen zu dieser Entwicklung beigetragen hat.