Mitten in den Rocky Mountains hat Deutschlands neuer Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) seinen ersten großen Auftritt: beim G7-Finanzministertreffen im kanadischen Banff.
Die G7 – das ist der Zusammenschluss der wirtschaftsstarken Demokratien (USA, Kanada, Japan, Italien, Großbritannien, Frankreich, Deutschland).
Klingbeils wichtigster Termin: ein Frühstück mit seinem amerikanischen Amtskollegen Scott Bessent. Es war das erste Gespräch zwischen dem Trump-Mann und dem deutschen Vizekanzler. Unter vier Augen, ohne Dolmetscher (Klingbeil spricht fließend Englisch), ohne Berater redeten beide 45 Minuten miteinander, obwohl die Amerikaner eigentlich nur eine knappe halbe Stunde im Terminkalender freigeräumt hatten.
Einladung nach Washington
Klingbeil wollte beim ersten persönlichen Treffen einen persönlichen Draht aufbauen, Handynummern tauschen, einen Schnell-Austausch bei Problemen vereinbaren. Die beiden haben sich zumindest so gut verstanden, dass Bessent seinen deutschen Kollegen nach Washington einlud.
US-Finanzminister Scott Bessent (62) neben Lars Klingbeil
Foto: Kay Nietfeld/dpa
► Allerdings gab es beim drängendsten Problem, den Zöllen, keine Fortschritte. Klingbeil machte Bessent laut Regierungskreisen klar, dass die USA doch bitteschön angesichts der schwierigen Wirtschaftslage in beiden Ländern die Strafzölle auf europäische Produkte sein lassen solle.
Aber Bessent konnte oder wollte noch keine Versprechen machen. Sein Chef, US-Präsident Donald Trump (78) bleibt ein Zoll-Fanatiker, auch wenn er die angedrohten 20-Prozent-Zölle bis Ende Juni ausgesetzt hat.
Klingbeil im Austausch mit Ajay Banga (65), dem Präsidenten der Weltbank
Foto: Kay Nietfeld/dpa
Zwischen Freundlichkeit und Härte
Für Klingbeil hängt davon viel ab. Ein Handelskrieg würde die deutsche Wirtschaft maximal belasten und den Staatshaushalt sprengen. Der Finanzminister setzt auf eine Taktik zwischen Freundlichkeit und Härte.
„Deutschland und Europa strecken den USA weiterhin die Hand aus und wollen eine gemeinsame Lösung. Zugleich sind wir als größter Binnenmarkt der Welt entschlossen, unsere Interessen zu vertreten“, sagte er.
Die G7-Finanzminister und Notenbankgouverneure mit Lars Klingbeil (3.v.l.)
Foto: Kay Nietfeld/dpa
Zweites Zoff-Thema zwischen Klingbeil und Bessent: die Unterstützung der Ukraine. Der deutsche Finanzminister betonte seinem US-Kollegen gegenüber, dass sich die G7-Staaten alle weiter an die Seite Ukraine stellen müssen. Und dem von Russland überfallenen Land weiterhelfen müssen.
Klingbeil im Gespräch mit Serhiy Martschenko (44), dem Finanzminister der Ukraine
Foto: Kay Nietfeld/dpa
► Dafür ist auch extra der ukrainische Finanzminister Serhiy Martschenko nach Banff gereist. Allerdings ist völlig unklar, ob es eine gemeinsame Erklärung der G7-Länder gibt. Die Haltung zur Ukraine und der freie Welthandel sind die größten Knackpunkte.
Ein Mitglied der deutschen Delegation sagt: „Ohne Trump wären wir uns alle schnell einig. Mit ihm werden wir erst in letzter Minute wissen, ob es eine Einigung gibt.“
Lesen Sie auch