Der österreichische ESC-Gewinner JJ wünscht sich den Eurovision Song Contest im kommenden Jahr in Wien ohne Israel. „Es ist sehr enttäuschend, dass Israel noch am Wettbewerb teilnimmt“, sagte der 24 Jahre alte Opernsänger Johannes Pietsch der spanischen Zeitung El País. „Ich würde mir wünschen, dass der Eurovision Song Contest nächstes Jahr in Wien stattfindet, ohne Israel“, sagte er. Aber der Ball liege nun bei der Europäischen Rundfunkunion EBU. „Wir Künstler können uns nur dazu äußern“, sagte Pietsch.
Die EBU ist als Zusammenschluss von Rundfunkanstalten aus Dutzenden Ländern der Veranstalter des ESC, den es seit 1956 gibt. Der ausgebildete Opernsänger Pietsch hatte bei dem in der Nacht zum Sonntag in Basel ausgetragenen Wettbewerb mit dem Song Wasted Love die meisten Punkte bekommen. Zweiter wurde Israel.
Bei der Abstimmung über den ESC-Sieg fließen gleichberechtigt die Stimmen des Publikums und die Stimmen von Fachjurys ein. Die Jurys bestehen aus Musikern, Produzentinnen und anderen Branchenexperten. Dieses Jahr gab es eine auffällige Kluft dazwischen, was Fachleute und Zuschauer von dem israelischen Beitrag hielten, was für Kritik aus mehreren Teilnehmerländern sorgte.
„Televoting durch aktuelle militärische Konflikte beeinflusst“
Die spanische Anstalt RTVE kündigte einen Antrag auf Überprüfung des Televotings an und teilte mit, mehrere weitere Länder würden denselben Antrag stellen, „da sie der Ansicht sind, dass das Televoting durch die aktuellen militärischen Konflikte beeinflusst wurde und dies den kulturellen Charakter der Veranstaltung gefährden könnte“. ESC-Sieger JJ sagte El País dazu, es sollte beim Televoting mehr Transparenz geben. Er fügte hinzu: „Dieses Jahr war das alles sehr seltsam.“
© ZEIT ONLINE
Newsletter
Natürlich intelligent
Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.
Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.
ESC-Direktor Martin Green sagte laut EBU zu den Äußerungen der Sender, die Bedenken würden ernst genommen. „Jetzt, da die Veranstaltung vorbei ist, werden wir umfangreiche Diskussionen mit den teilnehmenden Sendern führen, über alle Aspekte des diesjährigen Wettbewerbs nachdenken und Feedback sammeln. Das wird in die Planungen des 70. ESC im kommenden Jahr einfließen“, sagte Green.
Demonstrationen gegen Krieg im Gazastreifen
Wie schon im Vorjahr hatte es rund um den Gesangswettbewerb viel Kritik an der Teilnahme Israels gegeben. Durch Basel zogen mehrfach Demonstranten. Hintergrund ist Israels Krieg gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen, den die israelische Regierung nach dem Massaker durch palästinensische Terroristen in Israel am 7. Oktober 2023 begonnen hatte. Im Gazastreifen sind seitdem mehr als 50.000 Menschen getötet worden.
ESC in Basel
Eurovision Song Contest in Österreich:
Entspannt euch!
Z+ (abopflichtiger Inhalt);
ESC 2025 in Basel:
Die großen Gefühle siegen dann doch über die Politik und den Klamauk
Liveblog: Eurovision Song Contest:
Die lange ESC-Nacht zum Nachlesen
Auch Vorjahressieger Nemo aus der Schweiz hatte sich deshalb offen für einen Ausschluss Israels ausgesprochen. 70 frühere ESC-Teilnehmer äußerten sich in einem offenen Brief ähnlich.
Für Israel war am Samstagabend die Sängerin Yuval Raphael angetreten. Sie ist eine Überlebende der Terroranschläge vom 7. Oktober 2023 und war damals mit einer Freundin auf dem Nova-Musikfestival, auf dem die Terroristen ein Massaker anrichteten. Ihr Song New Day Will Rise landete auf Platz zwei; im Publikumsvoting hatte Israel auf Platz eins gelegen.