Liebe Leserin, lieber Leser,
eine
Regierungserklärung ist wie ein Theaterstück. Der Text ist wichtig,
klar. Aber auch die Gedankenräume, die er eröffnet, die Energie,
die er ausstrahlt, die Stimmung, in die er die Zuhörenden versetzt.
Und es gilt, sich von überraschendem Zwischenapplaus nicht
verunsichern zu lassen, sondern ihn so unbeeindruckt hinzunehmen wie
die Flut, die den teuer ausgebaggerten Schlick zurück ins
Hafenbecken trägt.
So gesehen verlief die
gestrige Regierungserklärung von Bürgermeister Peter Tschentscher
in der Bürgerschaft in den allerweitesten Teilen erfolgreich. Es war
kein neues Stück, das er aufführte, sondern eine Neuinszenierung
der Greatest-Hits-Revue, mit der er schon im Wahlkampf durch die Säle
tourte: Hamburg, beste Stadt einfach. Eine inhaltliche Analyse des
Regierungsprogramms können Sie hier hören,
mich haben beim Zuhören im Sitzungssaal der Bürgerschaft vor allem
die Zwischentöne interessiert. Die Stimmung. Die Energie.
Deshalb habe ich mir
erlaubt, die einschlägigen Sätze aus dem Manuskript hier einmal für
Sie zusammenzuschneiden.
Und bitte:
Die Welt ist in
Bewegung – schneller, härter, unübersichtlicher. Wenn eine Stadt
in solchen Zeiten Kurs hält, ist das ein Zeichen der Stärke. Andere
Städte kapitulieren vor den Krisen. Hamburg gestaltet seine Zukunft
weiter mit Kraft und Zuversicht. Wer in diesem Bereich einen
Kurswechsel fordert, will keinen Fort-, sondern einen Rückschritt.
Wir sind eine traditionsreiche Stadt, aber das Leben kommt von vorn
(an dieser Stelle: Heiterkeit auf den Regierungsbänken). Auch
diese Entwicklung wollen wir mit großer Ambition fortführen. Wer
sich darüber Illusionen macht und auf Konzepte der Vergangenheit
setzt, verliert Zeit – und wer zu spät kommt, den bestraft das
Leben. Das ist keine Vision, das ist Realität in Hamburg, und darauf
können alle in der Stadt stolz sein. Denn wer klare Schritte
geht, mit Ruhe, mit Richtung, mit Offenheit, der kann vieles
erreichen. Ich freue mich auf die Arbeit und danke Ihnen für
die Aufmerksamkeit.
© ZON
Newsletter
Elbvertiefung – Der tägliche Newsletter für Hamburg
Vielen Dank! Wir haben Ihnen eine E-Mail geschickt.
Prüfen Sie Ihr Postfach und bestätigen Sie das Newsletter-Abonnement.
Na, spüren Sie die
Tschentscher-Energie?
Es ist sicher eine gute
Idee, sich diesen Absatz abzuspeichern oder auszudrucken, für
schwierige Tage, und ihn dann morgens beim Zähneputzen durch die
Wohnung schreitend zu deklamieren. Damit Ihnen und auch allen anderen
Anwesenden sofort klar wird, aus welcher Richtung das Leben heute
kommt.
Ich hoffe, Sie freuen
sich jetzt ebenfalls auf die Arbeit. Ich danke Ihnen für die
Aufmerksamkeit.
Haben Sie einen schönen
Tag!
Ihr
Florian Zinnecker
WAS HEUTE IN HAMBURG WICHTIG IST
© Sören Stache/dpa
Die Deutsche Bahn (DB) hat die letzten ausstehenden Aufträge für
die Generalsanierung der Strecke zwischen Hamburg und Berlin
vergeben. Damit stehe einem planmäßigen Start der
Generalsanierung am 1. August 2025 nichts mehr im Weg, teilte das
Unternehmen mit. Die Arbeiten sollen bis zum 30. April 2026
abgeschlossen sein. Die Strecke zwischen Hamburg und Berlin wird
während dieser Zeit komplett gesperrt. Der Güter- und
Personenverkehr wird weitläufig umgeleitet.
Der HSV-Anteilseigner
und Investor Klaus-Michael Kühne kritisiert die Entscheidung des
Vereins, Felix Magath nicht zur Präsidentenwahl zuzulassen.
„Unabhängig von der Person Felix Magath, den ich schätze, hätte
ich mir einen demokratischen Prozess bei der Wahl des neuen
HSV-Präsidenten auch auf seine Person bezogen gewünscht“, sagte
der 87 Jahre alte Milliardär dem Abendblatt. „Man hätte ihm
eine faire Chance geben sollen“, sagte er.
Mit großer Mehrheit hat sich die Hamburgische
Bürgerschaft für eine Ehrung des bei
einem Zugunglück ums Leben gekommenen Historikers Thomas Großbölting
ausgesprochen. Der Senat soll prüfen,
ob ein nach dem Wissenschaftler benanntes Stipendium oder ein Preis
eingerichtet werden kann. Gegen den Antrag stimmte allein die
AfD-Fraktion. Großbölting war Direktor der Forschungsstelle für
Zeitgeschichte an der Universität Hamburg und prägte maßgeblich
die zeitgeschichtliche und religionswissenschaftliche Forschung in
der Hansestadt. Er war im Februar im Alter von 55 Jahren ums Leben
gekommen – er saß in dem ICE, der an einem Bahnübergang mit
einem Lastwagen zusammengestoßen war.
In aller Kürze
• Bei einem Auffahrunfall auf ein am Straßenrand
parkendes Auto hat sich ein 63-jähriger
Rennradfahrer am Dienstag
lebensgefährliche Verletzungen zugezogen •
Auf Höhe des Hafens Teufelsbrück ist am Mittwoch ein
Segler mit seiner Jolle gekentert und
in die Elbe gefallen. Der Mann konnte von einem Kleinboot gerettet
werden, niemand wurde verletzt •
Die Polizei hat die am Dienstag nahe der Argentinienbrücke im Hafen
entdeckte Wasserleiche identifiziert.
Es handelt sich um einen 84 Jahre alten Mann, wie eine Sprecherin der
Polizei sagte. Der Mann war seit Freitag vermisst worden, die Polizei
hatte am Samstag eine Fahndung eingeleitet
AUS DER HAMBURG-AUSGABE
© Dan Hannen/Urbaneo
Sie bauen die Stadt von morgen
Im
Museum Urbaneo in der HafenCity können sich Kinder und Jugendliche
als Architekten ausprobieren. Sie bauen erstaunlich unterschiedlich,
findet ZEIT-Redakteur Oskar Piegsa. Lesen Sie hier einen Auszug aus
seinem Artikel.
Zwei
Dutzend Zwölfjährige sitzen an einem Montagvormittag in der
HafenCity und bauen die Stadt ihrer Träume. Sie tragen Zahnspangen
und Sweatpants, falsche Fingernägel und Hoodies mit dem Aufdruck
„Think less, skate more“.
Von allen Seiten beugen sie sich über eine große Tischplatte, die
mit Lego-Steinen übersät ist. Zwischen ihnen auf dem Tisch und im
Regal an der Zimmerwand stehen transparente Plastikboxen mit weiteren
Steinen, es müssen Tausende sein. Die Jugendlichen sind mit ihrer
Lehrerin aus einer Gemeinschaftsschule in Pinneberg angereist. Fach:
Weltkunde, Unterrichtsthema: „Zusammenleben“, die Aufgabe: Baut
einen Ort, an dem ihr euch wohlfühlt und an dem sich auch andere
Menschen wohlfühlen können, zum Beispiel Senioren, Familien mit
kleinen Kindern oder Obdachlose. Eben alle, mit denen man in einer
Stadt zusammenlebt.
Je
länger die Jugendlichen bauen, desto deutlicher wird, dass kein
Entwurf dem anderen ähnelt: Zwei Mädchen legen eine Grünanlage mit
Bachlauf an. Eine Jungsgruppe errichtet eine massive Sichtschutzwand
aus schwarzen Steinen. Und eine Schülerin bastelt ein gelbes M, das
McDonald’s-Logo. Sie wird später sagen, dass viele Familien nicht
so viel Geld für Essen hätten, deshalb sei ihr Wohlfühlort ein
kostenloses Restaurant. Zusammenleben, darunter stellt sich offenbar
jeder etwas anderes vor.
Solche
Szenen gibt es im Urbaneo fast jeden Tag. Das „Junge Architektur
Zentrum“, so die Selbstbezeichnung, wurde am 7. April 2025 eröffnet.
Vormittags ist es für Schulklassen reserviert, nachmittags und am
Wochenende ist das Urbaneo gegen einen Eintrittspreis von acht Euro
für alle Jugendlichen und Familien geöffnet. In den Räumen
herrscht eine bunte Baustellenoptik: nackter Beton, Möbel aus
Stahlrohren, alles in knalligen Farben.
In
einem Zimmer sind wie in einer klassischen Ausstellung Baumaterialien
zu sehen (Backsteine, Eisenwaren, Hartschaumdämmplatten …), auf
dem Boden kleben Fotos der verschiedenen Formen von Flächennutzung
in Hamburg (Siedlung, Gewerbegebiet, Schlickdeponie …). Doch das
ist eher untypisch für das Urbaneo, denn im Kern lautet die Idee
hier: Nicht schauen und auswendig lernen, sondern anfassen,
ausprobieren, selber machen!
Wie
diese Idee des „Hands-on“-Lernens einen Raum gefunden hat,
lesen Sie weiter in der ungekürzten
Fassung von Oskar Piegsas Text auf ZEIT ONLINE.
DER SATZ
© Sam Youkilis
„Umarmen
Sie sich jeden Tag mindestens für zwei Minuten, als eine Pause im
Alltagsgebrüll. Wenn Sie dabei nackt sind, umso besser.“
Das
ist der Ratschlag des Hamburger Psycho- und Paartherapeuten Oskar
Holzberg auf die Frage: Was kann man tun, damit eine Beziehung hält
– trotz Alltag, trotz Krisen? 39
weitere Tipps lesen Sie hier.
DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN
Das
12. Frühlingsfest in der Hanseatischen Materialverwaltung im Oberhafen findet vom 22. bis 24. Mai statt. In der renovierten
Halle und auf dem Sonnendeck gibt es heute Abend und Freitag ab 18
Uhr Live-Musik und DJ-Sets. Samstag ist Familientag: ab 12 Uhr, mit
Spielen, Basteln, Akrobatik und Performances, Live-Musik – für
Essen ist gesorgt.
„Frühlingsfest“,
22.–24. 5., Do+Fr ab 18 Uhr, Sa ab 12 Uhr; Hanseatische
Materialverwaltung,
Stockmeyerstraße 41–43
MEINE STADT
Wozu noch nach Venedig reisen? © Frauke Johannigmann
HAMBURGER SCHNACK
Drei
Jungs, etwa 15 Jahre, laufen vorbei: „Die Geschichte von Störtebeker
hat mich als Kind voll mitgenommen, Digger.“
Gehört
von Lena Passarge
Das war
die Elbvertiefung, der tägliche Hamburg-Newsletter der ZEIT. Wenn Sie
möchten, dass er täglich um 6 Uhr in Ihrem Postfach landet, können Sie
ihn hier kostenlos abonnieren.