Ausdrücke wie „Translationale Diffusion“ oder „Elizitation“ tauchen in der Regel eher selten in abendlichen Kneipengesprächen auf. Genau das war aber in der Flinger Bar „Konvex“ der Fall: Im Rahmen des „Pint of Science Festivals“ konnten sich Interessierte dort Vorträge von Forschenden der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität zu verschiedensten wissenschaftlichen Themen anhören – unterhaltsam und auch für Laien verständlich aufbereitet.

Das internationale Festival, das erstmals 2013 in Großbritannien stattfand, ist mittlerweile auf 450 Städte weltweit ausgeweitet worden. Thematisch reicht das Spektrum dabei von klassischen Naturwissenschaften bis zu Linguistik oder Ökonomie: Nachdem am Montag im Café „Die Fliese“ Zuhörer mehr zur Pflanzenforschung, dem Einfluss von Alkohol auf Sprache oder dem Rhythmusgefühl von Affen erfahren konnten, beschäftigten sich die Vorträge am Dienstag mit den Auswirkungen des 9-Euro-Tickets, Membranen in der Schwerelosigkeit sowie Sprachen und Dialekten in Düsseldorf. Fragen können zwischengerufen werden, sowohl die Referenten als auch das Publikum sind größtenteils mit Bier oder Limonade in der Hand anzutreffen. „Pint of Science“ soll „eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Alltag“ bieten, sagt Céline Hönl, die Koordinatorin des Festivals in Düsseldorf.

Das zeigt bereits das Thema der ersten Präsentation, das Ökonom Phil-Adrian Klotz vorstellt: das Neun-Euro-Ticket. Obwohl in dem Zeitraum, in dem das Ticket galt, eine Verbesserung der Luftqualität festzustellen gewesen sei, habe es die Bevölkerung laut Forschungsergebnisse insgesamt kaum dazu bewogen, vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen. Insofern seien vor allem Investitionen in die Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel von Bedeutung für die Verkehrswende.

Physikstudentin Paulina Blair durfte auf einer Forschungsreise in Nordschweden ein Experiment zur Viskosität von Membranen während eines Raketenstarts durchführen lassen.

Die Studentin lobte das Format der Veranstaltung, wies aber auch darauf hin, dass Forschung zusätzlich auf andere Weise für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht werden müsse: „Wissenschaft gehört an die Schulen“, sagte Blair. Dabei sei nicht nur eine reine Wissensvermittlung, sondern das Wecken von Interesse bei jungen Menschen notwendig. „Das ist letztendlich auch Verantwortung der Wissenschaftler“, sagte sie.

Auch Linguist Niklas Wiskandt betonte die Bedeutung von Veranstaltungen wie „Pint of Science“ und nannte dabei vor allem zwei Gründe: Zum einen habe die Bevölkerung grundsätzlich Anrecht auf Forschungsergebnisse, da diese durch Steuergelder finanziert würden. „Zum anderen ist die Linguistik im Vergleich zu anderen Disziplinen relativ unsichtbar“, so Wiskandt. Dementsprechend gefalle es ihm, Forschungsergebnisse an Laien zu vermitteln, zumal diese auch stark mit dem gesellschaftlichen Alltag in Verbindung stünden.

In seinem Vortrag ging er beispielsweise auf die große Vielfalt an verschiedenen Sprachen in Düsseldorf ein: Hier würden nicht nur geschätzt etwa 300 Sprachen gesprochen, teilweise seien auch unerwartet Muttersprachler bedrohter Sprachen in der Landeshauptstadt zu finden. Feste Zahlen und Statistiken gebe es allerdings kaum, auch da viele Menschen dazu neigen würden, ihre eigenen sprachlichen Fähigkeiten zu verschweigen.