Wenn andere mit Zug und Flugzeug gemütlich Ländergrenzen überqueren, schnürt Frank Wallbaum seine Radschuhe. Jetzt startete der Wuppertaler zu einer besonderen Reise: Mit dem Fahrrad geht es in knapp einer Woche rund 1000 Kilometer nach Göteborg, und das ganz ohne elektrische Unterstützung. Dass diese Tour mehr ist als nur ein sportliches Abenteuer, zeigt sich beim Blick aufs Ziel: Spenden für den Verein Unterbarmer Kinderteller, der benachteiligten Kindern in Wuppertal nicht nur warme Mahlzeiten und Freizeitangebote bietet, sondern jetzt auch Fahrräder bereitstellen will.
Denn viele der angemeldeten Kinder besitzen bislang kein eigenes Fahrrad oder können nicht Radfahren, ein Umstand, den der Verein ändern möchte. „Wuppertal ist auf dem Weg, Fahrradstadt zu werden. Deshalb sammeln wir derzeit gebrauchte Fahrräder, die wir gemeinsam mit den Kindern wieder reparieren wollen“, erklärt Markus Pilters, Vorsitzender des Unterbarmer Kindertellers. Dabei werden die Fahrräder instandgesetzt, und Helme sowie Werkzeuge besorgt, um den Kindern eine sichere Fahrerfahrung zu ermöglichen. Der Verein plant, im Anschluss den Kindern Fahrräder und Helme zu übergeben und sie an der nahegelegenen Trasse das Fahrradfahren zu lehren. „Aktuell haben wir 24 Kinder angemeldet, aber erst acht Fahrräder“, so Pilters, der darum bittet, gebrauchte Kinderfahrräder für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren zu spenden. Wallbaum fühlt sich dieser Aufgabe verbunden. „Mir liegt das Projekt besonders am Herzen“, erklärt er, „Bewegung, Selbstständigkeit und ein positives Körpergefühl sind für Kinder enorm wichtig.“
„Man muss sich auch
mal herausfordern“
Die Idee zu der Spendenaktion entstand fast wie nebenbei. Wallbaum will seine Schwester in Schweden besuchen. „Da dachte ich mir, ich mache noch mal eine Tour und verbinde das eine mit dem anderen.“ Es ist nicht seine erste: Im Oktober 2023 radelte er in dreieinhalb Tagen nach Berlin – 560 Kilometer. Freunde, Bekannte und Kollegen spendeten damals rund 2000 Euro, die durch eine Verdopplungsaktion der Bethe-Stiftung zu 4000 Euro wurden. Jetzt soll die Fahrt nach Göteborg noch eine Schippe drauflegen. „Man muss sich auch mal herausfordern“, so Wallbaum, und blickt auf eine Strecke mit 400 Kilometer mehr als die vorherige nach Berlin. Dass er diese Herausforderung mit 60 Jahren auf sich nimmt, macht seine Aktion umso bemerkenswerter. Im Alltag ist Wallbaum ebenfalls viel mit dem Rad unterwegs, darunter bis nach Köln zur Arbeit. Ärztlich hat er sich durchchecken lassen, gepackt ist auch schon. „Ich wollte selbst pro gefahrenem Kilometer einen Euro geben“, sagt Wallbaum. Die Hälfte des Betrags geht an den Kinderteller, je ein Viertel nach Vietnam und Kambodscha – Länder, in denen er Familien kennengelernt hat, die auf Hilfe angewiesen sind, um ihren Kindern Bildung zu ermöglichen.
Die Route ist grob geplant: Zunächst Richtung Weser, dann über Lübeck, durch Dänemark, vorbei an Kopenhagen und Helsingborg – immer weiter bis zur Küste nach Göteborg. Die erste Unterkunft ist in Ahlen gebucht, der Rest wird spontan entschieden. „Ich habe einen Puffer von einem Tag eingeplant, es hängt letztendlich auch vom Wetter und der Tagesform ab, wie es läuft“. Zurück geht es dann aber nicht mehr auf zwei Rädern, sondern entspannt mit der Fähre. Bevor es überhaupt losgeht, liebäugelt Wallbaum schon mit der nächsten Reise: „Meine Schwägerin in Salzburg zu besuchen ist vielleicht das übernächste Ziel.“
Die Tour kann man live mitverfolgen, Frank Wallbaum lässt sich tracken, postet Bilder und Videos auf Instagram, die Route wird auch bei Komoot geteilt. Was ihn antreibt? Vielleicht am besten zusammengefasst in seinen eigenen Worten: „Erst überlege ich mir, ich möchte eine Tour machen – und dann überlege ich mir wohin. Ich habe gerne ein Ziel. Aber am Ende ist der Weg das Ziel.“