Mehr als ein Dutzend Polizeipferde vor den Flammen gerettet, sechs Fahrzeuge ausgebrannt, ein Schaden in Millionenhöhe – erneut wurde die Münchner Polizei Opfer eines mutmaßlichen Brandanschlags. In der Nacht zum Donnerstag legten unbekannte Täter Feuer an Fahrzeugen der Dienstpferdestaffel an deren Inspektion in Trudering. Noch am selben Tag hat die bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen übernommen. Zwar werde in alle Richtungen ermittelt, teilte die Behörde mit, es könne jedoch eine „linksextremistische Tatmotivation“ nicht ausgeschlossen werden.
Das Feuer wurde gegen 3.15 Uhr von einem Anwohner gemeldet. Die Inspektion der Pferdestaffel liegt im Stadtteil Trudering in der Schichtlstraße. 40 Tiere sind dort untergebracht. Beamte waren zum Zeitpunkt der Alarmierung dort nicht im Dienst. Als Polizei und Feuerwehr eintrafen, standen sechs Fahrzeuge in Brand – fünf Lkw und ein Anhänger, alle zum Transport der Tiere gedacht. Die Feuerwehr benötigte bis 3.50 Uhr, um den Brand zu löschen. Das Feuer griff auch auf das Dach einer Stallung über, die darin untergebrachten 15 Tiere wurden in Sicherheit gebracht, keines wurde verletzt.
Von den sechs Fahrzeugen brannten vier vollständig aus. Anders als bei der Zerstörung des Fahrzeugparks der Diensthundestaffel, auf den es Ende Januar dieses Jahres einen Brandanschlag ab, stehen aber weitere Fahrzeuge zur Verfügung. „Die Pferdestaffel ist in ihrer Einsatzbereitschaft massiv beeinträchtigt“, sagte ein Polizeisprecher. „Sie ist aber nicht handlungsunfähig.“
Nach dem Brand bei der Diensthundestaffel im Münchner Westen war kritisiert worden, dass dort keine Video-Überwachung existierte. „Wir haben daraus gelernt“, sagte der Polizeisprecher jetzt. Die Installation von Überwachungskameras und Alarmanlagen, festere Zäune und mehr Streifen seien im Fall Trudering in der Planung, jedoch noch nicht abgeschlossen.
Der Anschlag auf die Hundestaffel lag wenige Tage vor Beginn der jährlichen Sicherheitskonferenz in München, bei der die Polizeihunde verstärkt zum Einsatz kommen. Die Pferdestaffel wurde nun gut eine Woche vor dem Champions-League-Finale am 31. Mai in der Fröttmaninger Arena angegriffen. Dort ist die Polizei auch mit Pferden unterwegs. Die Frage nach einem möglichen Zusammenhang verneinte der Polizeisprecher: „Man kann über alles Mögliche mutmaßen. Wir haben aber in München das ganze Jahr über und ständig Events, bei denen wir mit Pferden und Hunden unterwegs sind. So gesehen ließen sich immer zeitliche Zusammenhänge herstellen.“
In den vergangenen Jahren hat es in München und Umgebung eine ganze Reihe mutmaßlicher Brandanschläge auf Polizeifahrzeuge oder andere Autos, Baumaschinen oder Einrichtungen der sogenannten kritischen Infrastruktur wie Handymasten oder Bahnstrecken gegeben. 2023 haben Generalstaatsanwaltschaft, Polizei und Landeskriminalamt die „Ermittlungsgruppe“ Raute gegründet, die in allen Fällen ermittelt. Im März wurden zwei Verdächtige festgenommen. Sie sitzen seitdem in Untersuchungshaft.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) äußerte sich noch am Donnerstag zu den jüngsten Vorkommnissen und sprach von einem „hinterhältigen Brandanschlag“. Es sei „ein gravierender Angriff auf unseren Rechtsstaat und auf die Menschen, die unermüdlich für unsere Sicherheit sorgen“, sagte er. „Diese symbolische Attacke auf unsere Institutionen ist absolut inakzeptabel.“ Herrmann versprach, „diese Taten mit aller Entschlossenheit“ zu bekämpfen: „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, und wir setzen alles daran, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.“
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) teilte mit, der Brandanschlag mache ihn „absolut wütend. Man kann nur von Glück sagen, dass niemand verletzt wurde und die Pferde rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnten“. Ein Anschlag auf Polizeifahrzeuge sei „auch ein Anschlag auf die Polizistinnen und Polizisten, also diejenigen, die jeden Tag dafür sorgen, dass die Münchnerinnen und Münchner in Sicherheit leben können und München die sicherste Großstadt Europas ist und bleibt“.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft forderte einen besseren Schutz von Polizeieinrichtungen. Man müsse sich „über verstärkte Schutzmaßnahmen Gedanken machen“, insbesondere durch Videoüberwachung, teilte die Gewerkschaft mit. Die zunehmenden Angriffe auf Polizisten und die wiederholten Brandanschläge lösten bei den Kolleginnen und Kollegen „mulmige Gefühle“ aus.
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigte sich entsetzt: „Dieser wiederholte Angriff auf die Sachwerte ist alarmierend – die Täter werden immer mutiger“, sagte die Münchner GdP-Vorsitzende Stefanie Tschyschewsky. Der Schutz der Einsatzkräfte und ihrer Einrichtungen müsse oberste Priorität haben. Sie forderte den Ausbau technischer Sicherheitsmaßnahmen an den Dienststellen und die Sensibilisierung der Einsatzkräfte.