Im Wettbewerb um rund 2,7 Milliarden Euro, die künftig für Spitzenforschung an deutsche Universitäten fließen werden, ist am Donnerstagabend die Entscheidung gefallen. Für die Hauptstadt sieht das Ergebnis eher mittelmäßig aus. Nur fünf der zehn Vorhaben, mit denen sich Berlins drei große Universitäten und die Charité um die Mittel von Bund und Ländern beworben hatten, konnten die Jury der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) überzeugen.

Im Rennen waren insgesamt 98 Vorhaben, 70 davon hat die DFG ausgewählt. Die bundesweite Konkurrenz um die Exzellenzcluster, wie die Forschungsvorhaben im DFG-Wettbewerb heißen, war also entsprechend groß. Berlin hatte mit derzeit sieben Exzellenzclustern, die die Unis in der letzten Runde für die Jahre 2018 bis 2025 gewannen, einen Spitzenplatz zu verteidigen. Kein deutscher Standort konnte bislang so viele vorweisen.

Der wichtigste Wettbewerb für Hochschulen in Deutschland Darum geht es in der Exzellenzstrategie

Jetzt wurde Berlin von gleich drei Standorten überholt, darunter München. Bayerns Forschungshochburg, die auch insbesondere in Bereichen wie Literaturwissenschaften und Quantentechnologien mit Berlin konkurriert, konnte gleich acht Exzellenzcluster abräumen.

Von den bisher sieben geförderten Berliner Clustern konnten sich drei ein weiteres Mal durchsetzen: Das Politik-Cluster „Contestations of the Liberal Script“, „NeuroCure“, das sich neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen widmet, und „Math+“, wo etwa an der Optimierung von Algorithmen gearbeitet wird.

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Zwei neue Berliner Projekte sind dabei

Bei den neuen Vorhaben, auf die Berlin gesetzt hat, haben die Festkörperphysik und Forschung zur früheren Erkennung von Krankheiten überzeugt. So wird künftig das „Zentrum für Chirale Elektronik“ gefördert, das die FU Berlin und die Unis in Halle-Wittenberg und Regensburg beantragt hatten. Zudem auch „ImmunoPreCept“, an dem die Charité, die Freie und die Humboldt-Universität beteiligt sind.

Unis vor der neuen Exzellenzentscheidung Was steht für Berlin auf dem Spiel?

Auch wenn es noch schlechter hätte kommen können, dürfte der Abstieg von sieben auf fünf viele Berliner Beteiligte enttäuschen. So hatten die Unis gehofft, wieder für sieben Cluster die Millionenförderung zu bekommen. Sechs seien auch in Ordnung, fünf oder weniger wären ein schmerzhaftes Ergebnis, hieß es im Vorfeld.

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von zehn Vorhaben, mit denen sich Berlins Universitäten und die Charité im Wettbewerb um Exzellenzcluster beworben hatten, bekommen die Millionenförderung der DFG. In der letzten Runde, 2018-2025, waren es sieben.

Welche Cluster es nicht geschafft haben

Aus Berliner Uni-Kreisen hieß es zuvor, die Begutachtungen der bereits bestehenden Cluster, sei bei den meisten sehr gut gelaufen. Allerdings sei die Konkurrenz auch sehr groß. Denn so mancher Standort in Deutschland, etwa die Rhein-Main-Region und die Ruhr, hätte viel Mühe und Geld in die Vorbereitung auf die neue Exzellenzrunde investiert.

Rausgeflogen sind das Literatur-Cluster „Temporal Communities“, die Katalyse-Forschenden von „UniSysCat“ und „Matters of Activity“, das bis heute neue Materialien und deren Kulturgeschichte erforscht. Auch „Science of Intelligence“ hat es nicht geschafft. Das Cluster dreht sich um Künstliche Intelligenz, speziell Robotik. Hier sahen die Chancen ohnehin schlecht aus, selbst Beteiligte fürchteten im Vorfeld der Entscheidung schon ein Förderende.

Auch ein Neuantrag, der von der Charité und allen drei Berliner Unis versucht wurde, hat nicht überzeugt. Die Forschenden von „Interact“ wollten das Problem der Multimorbidität angehen und besser verstehen, wie die Organe des Körpers bei Therapien zusammenspielen.

Das sind die Berliner Exzellenzcluster für 2026-2032

Gewonnen haben:

  • „Zentrum für Chirale Elektronik“
  • „ImmunoPreCept“
  • „Contestations of the Liberal Script“
  • „NeuroCure“
  • „Math+“

Nicht geschafft haben es diese Anträge:

  • „Temporal Communities“
  • „UniSysCat“
  • „Matters of Activity“
  • „Science of Intelligence“
  • „Interact“

Vor Berlin bei der Zahl an Exzellenzclustern liegen München, Bonn und Tübingen. München punktet mit acht Förderungen: Die Stadt setzte dabei auf Kooperationen von Technischer Universität und Ludwigs-Maximilians-Universität.

Tübingen liegt jetzt vor Berlin

Auch die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn hat die Förderung für gleich acht Cluster abgeräumt, von denen sie die Hälfte allein, also ohne weitere Partner, trägt.

Mit sechs geförderten Clustern liegt auch die Eberhard-Karls-Universität Tübingen im Ranking vor der Bundeshauptstadt. Die Technische Universität Dresden und die Universität Köln liegen mit Berlin gleichauf: Sie sind beide an je fünf Vorhaben beteiligt. 

Die Cluster bewegen oft zwischen den Disziplinen – überzeugen muss man im Wettbewerb mit besonders innovativen Ansätzen. Eine Herausforderung ist zudem, den Spagat zwischen Grundlagenforschung auf höchsten Niveau, und Anwendungsmöglichkeiten oder zumindest einem Gesellschaftsbezug zu schaffen, der sich öffentlichwirksam vermitteln lässt.

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Bei allem Frust gibt es eins zu feiern: Die drei Berliner Unis und die Charité werden auch weiterhin als „Exzellenzverbund“ firmieren können. Der Titel der „Exzellenzunis“ wird von der DFG zwar erst 2026 vergeben, aber die Voraussetzungen hat Berlin erfüllt. Der Verbund muss drei Cluster ergattern, wobei jede beteiligte Uni an mindestens einem beteiligt sein muss. Die Entscheidung hing am Abschneiden der TU: Sie ist an Math+, UniSysCat, Science of Intelligence und dem Neuantrag Interact beteiligt. Nun hat es zumindest Math+ geschafft: Die Hürde ist damit genommen.