Die US-Regierung hat der Eliteuniversität Harvard das Recht entzogen, ausländische Studierende anzunehmen. Die Uni nahe Boston habe das „Privileg verloren“, schrieb Heimatschutzministerin Kristi Noem am Donnerstag an die Hochschule.

Sie begründete dies unter anderem mit der „Weigerung“ Harvards, ein sicheres Umfeld für jüdische Studenten zu schaffen und mit den Gleichstellungsrichtlinien der Hochschule.

Noem warf der Uni zudem nicht nur Antisemitismus vor, sondern auch, Gewalt zu fördern und mit der Kommunistischen Partei Chinas auf ihrem Campus zusammenzuarbeiten. Zuerst hatte die „New York Times“ berichtet.

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Ein Sprecher der Universität im Bundesstaat Massachusetts bezeichnete das Vorgehen der Regierung in einer E-Mail als „rechtswidrig“. Es war von einer „Vergeltungsmaßnahme“ die Rede, die Harvard und den Vereinigten Staaten „ernsthaften Schaden“ zufüge und den akademischen Auftrag der Hochschule sowie ihre Forschung untergrabe.

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Die Universität kündigte an, rechtliche Schritte einzuleiten. „Wir setzen alles daran, Harvards Fähigkeit zu bewahren, internationale Studierende und Wissenschaftler aus mehr als 140 Ländern aufzunehmen“, hieß es darin weiter.

Konkret heißt das nun auch, dass Harvard nicht länger Studenten über das Austauschprogramm SEVIS aufnehmen darf, das vom Heimatschutzministerium verwaltet wird. Bereits eingeschriebene Studierende aus dem Ausland müssten sich demnach an anderen Hochschulen einschreiben – andernfalls verlören sie ihren Aufenthaltsstatus in den USA.

Damit Bildungseinrichtungen in den USA internationale Studierende aufnehmen dürfen, benötigen sie eine spezielle Zertifizierung im Rahmen eines Bundesprogramms, das vom Heimatschutzministerium verwaltet wird. Diese Zertifizierung will das Ministerium Harvard entziehen. Ob und in welchem Umfang der Entzug rechtlich Bestand haben wird, ist unklar. 

Dem Schritt war Mitte April ein Schreiben von Heimatschutzministerin Noem vorausgegangen. Darin forderte sie Harvard auf, bis Ende April detaillierte Informationen zu ausländischen Studierenden vorzulegen – unter anderem zu möglichen illegalen Aktivitäten, Protestbeteiligungen oder Verstößen gegen Visa-Vorgaben.

In einem weiteren Schreiben erklärte Noem nun, Harvard sei dieser Aufforderung nicht nachgekommen – deshalb werde die Zertifizierung entzogen. Sie gab der Hochschule 72 Stunden Zeit, um ihren Forderungen doch noch zu erfüllen. 

In Harvard kommt gut jeder vierte Student aus dem Ausland. Die „New York Times“ bezifferte die Zahl ausländischer Studenten mit 6800, ein Anteil von etwa 27 Prozent. Im Jahr 2010 habe dieser Wert bei 19,7 Prozent gelegen. Wie viele Deutsche von der Maßnahme betroffen sein könnten, war zunächst unklar.

Für viele US-Hochschulen sind die Einnahmen internationaler Studierender ein wichtiger Teil des Budgets – auch weil diese oft deutlich höhere Studiengebühren zahlen als inländische Studierende.

Streit zwischen Trump und Harvard

Hintergrund der Entscheidung ist ein schon länger andauernder Streit zwischen Trump und der Eliteuni. Er hatte sie zuletzt als „antisemitische, linksextreme Institution“ verunglimpft und ihr vorgeworfen, pro-palästinensische Proteste auf dem Campus zu dulden.

Anders als andere Universitäten widersetzt sich Harvard weitreichenden politischen Vorgaben aus Washington – etwa zu Zulassungsverfahren, Diversitätsprogrammen und Personalentscheidungen. Die Hochschule geht juristisch dagegen vor.

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Im Zuge des Streits hat die Regierung der Elite-Universität bereits Fördermittel in Milliardenhöhe gestrichen oder eingefroren. Zur Begründung hieß es auch da bereits, Harvard sei nicht entschieden genug gegen Antisemitismus auf dem Campus vorgegangen. Angesichts der finanziellen Einschnitte hatte Harvard-Präsident Alan Garber zuletzt angekündigt, auf ein Viertel seines Gehalts zu verzichten. (cz, AFP, dpa, Reuters)