Pufferzone – aber wo?
Putin löst mit Ankündigung Empörung aus
Aktualisiert am 23.05.2025 – 04:26 UhrLesedauer: 4 Min.
Russlands Machthaber Putin (l.) bei einem Besuch des Atomkraftwerks Kursk II. (Quelle: IMAGO/Sputnik Kursk)
VorlesenNews folgenArtikel teilen
Putin kündigt die Einrichtung einer Pufferzone an, lässt zunächst aber offen, wo die verlaufen soll. Experten wittern einen inszenierten Schritt.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach seinem Besuch in der monatelang teils von ukrainischen Truppen kontrollierten Region Kursk die Schaffung einer Pufferzone „entlang der Grenze“ angekündigt. Die Entscheidung über die Sicherheitszone sei getroffen worden, sagte Putin bei einer Regierungssitzung per Videoschalte. Wo genau die Zone verläuft, wie lang sie sein und wie tief in die Ukraine sie reichen soll, sagte er zunächst nicht. „Unsere Streitkräfte sind dabei, diese Aufgabe zu lösen, feindliche Feuerpunkte werden aktiv unterdrückt, die Arbeit ist im Gange“, sagte er. Aufseiten der Ukraine löste die Ankündigung scharfe Reaktionen aus.
Eine Pufferzone ist ein geografisches Gebiet, das zwischen zwei feindlichen Parteien liegt und dazu dient, eine direkte Konfrontation zu verhindern. Sie soll Spannungen abbauen, unbeabsichtigte Zusammenstöße vermeiden und oft einen Waffenstillstand oder Friedensprozess unterstützen. Deren Einrichtung in Konflikten zwischen Staaten ist eigentlich multinationalen Organisationen wie den UN vorbehalten. Die einseitige Schaffung durch einen einzelnen Staat würde hingegen gegen geltendes Recht verstoßen.
Wie der Kreml später verkündete, soll sich die Pufferzone auf die Regionen Kursk, Belgorod und Brjansk erstrecken. In diesen Abschnitten der Front war es ukrainischen Truppen gelungen, zum Teil tief in russisches Gebiet einzudringen. Allerdings konnte die russische Armee die besetzten Gebiete zurückerobern, auch mithilfe tausender nordkoreanischer Soldaten.
Der Bereich würde damit rund 700 Kilometer Frontlinie zwischen der Ukraine und Russland umfassen. Nur wenige Abschnitte dieser Front sind derzeit noch umkämpft, vor allem einige Bereiche im Gebiet um Charkiw sowie in der ukrainischen Region Sumy und im russischen Kursk. Allerdings müsste das russische Militär auf breiter Front Vorstöße an der 700 Kilometer langen Frontlinie unternehmen, um die von Putin geforderte entmilitarisierte Zone einzurichten. Dass dies gelingt, gilt jedoch als äußerst unwahrscheinlich, da Kiews Truppen die Gebiete auf ukrainischer Seite gesichert haben.
Die Ukraine wies Putins Pläne zur Schaffung einer Pufferzone umgehend zurück. Die Regierung in Kiew kritisierte, dass solche Äußerungen ein neuer Beweis dafür seien, dass Russland kein Interesse an einem Frieden habe. „Diese neuen aggressiven Forderungen sind eine klare Absage an Friedensbemühungen und zeigen, dass Putin der einzige Grund für das anhaltende Töten ist und bleibt“, schreibt Außenminister Andrij Sybiha auf der Plattform X. „Er muss mehr Druck bekommen, um diesen Krieg zu beenden.“
Ministeriumssprecher Heorhij Tychyj nannte die Ankündigung Putins einen neuerlichen „Akt der Aggression“ und meinte, dass Putin die neutrale Zone ja auf eigenem Gebiet errichten könne. „Es kann gerne eine ‚Pufferzone‘ auf dem Territorium Russlands geben, das ist ja der Grund, weshalb die Ukraine dort seit letztem Jahr eine Operation durchführt“, sagte Tychyj.
Putin hatte die Region Kursk nach dem Einmarsch ukrainischer Truppen im August vorigen Jahres für befreit erklärt und in dieser Woche auch selbst besucht. Dagegen warf die Ukraine Putin Lügen vor; Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte mehrfach, dass seine Truppen noch Stellungen im Gebiet Kursk und in der benachbarten Region Belgorod hielten.
Während seines Besuchs in der Region Kursk räumte Putin ein, dass die ukrainischen Streitkräfte versuchten, sich auf die russische Grenze zuzubewegen, so die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti.
Putin ordnete auch an, alsbald ein umfassendes Programm auszuarbeiten, um den Wiederaufbau der durch Kämpfe betroffenen Grenzregionen einzuleiten. Neben den Gebieten Kursk und Belgorod geht es dabei auch um die Region Brjansk. Die grenznahen Regionen stehen fast täglich unter Beschuss der ukrainischen Seite, die vor allem Drohnen einsetzt.