Die Russland-Wende von Donald Trump: Schadet sie auch den USA?
Der US-Präsident verlangt vom Kreml keine Waffenruhe mehr, droht nicht länger mit Sanktionen. Stattdessen sollen Aggressor Russland und Kriegsopfer Ukraine selbst einen Frieden verhandeln. Trump wendet Europa immer stärker den Rücken zu.
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Ein schwerer Fehler, sagt US-General a. D. Ben Hodges. Er war von 2014 bis 2017 oberster Kommandeur der US-Streitkräfte in Europa.
Geben die USA ihre Unterstützung der Ukraine tatsächlich komplett auf, wäre dies „eine Demütigung für die Vereinigten Staaten und diese Regierung“, sagt Hodges zu BILD. „Nach all dem lautstarken Gerede, man könne das Problem in 24 Stunden lösen, wird die Glaubwürdigkeit dieses Präsidenten und dieser Regierung durch dieses Versagen meiner Meinung nach schwer beschädigt sein.“
Denn Amerika unterstütze die Ukraine „nicht aus Wohltätigkeit“, so der Ex-General. „Es geht um den Schutz amerikanischer strategischer Interessen. Unsere Wirtschaft, unser Wohlstand ist direkt mit dem Wohlstand Europas verbunden.“
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Foto: AP
Es wäre „katastrophaler Fehler“
Hodges deutlich: „Wenn der Präsident also sagt: ‚Nicht unsere Soldaten, nicht unser Krieg‘, dann zeugt das für mich von einem sehr oberflächlichen Verständnis und einer sehr oberflächlichen Sorge um die tatsächlichen Interessen Amerikas.“
Es wäre ein „katastrophaler Fehler“, sich von Europa abzuwenden, so Hodges. „Amerika kann selbst mit seinem gigantischen Verteidigungshaushalt nicht alles alleine stemmen. Wir brauchen Verbündete, und unsere besten und zuverlässigsten Verbündeten kommen aus Europa, Kanada und Australien.“
„Wenn die USA sich abwenden und sagen: ‚Hey, Europa, das ist euer Problem!‘, wäre das meiner Meinung nach ein echter Verrat an unseren Verbündeten, die uns seit Jahrzehnten zur Seite stehen.“
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Wenden sich die USA von der Ukraine ab, müsse Europa das Land alleine unterstützen. Und Hodges ist sicher: Die Europäer können das.
„Wenn man die Volkswirtschaften aller europäischen EU-Länder plus Großbritannien und Kanada zusammenzählt, stellt das alles in den Schatten, was Russland an Industrie und Wirtschaft hat. Es geht also um den politischen Willen und das Selbstvertrauen, um die Ukraine zu unterstützen.“
Der erfahrene Militär verlangt jetzt eine Führungsrolle Deutschlands: „Deutschland muss hier als größte und mächtigste Volkswirtschaft natürlich die Führung übernehmen. Und ich denke, andere europäische Länder warten ab, ob Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen kann.“
Die Ukraine, so der Amerikaner, werde weiterkämpfen – „ob mit amerikanischer Unterstützung oder ohne, ob sie wollen oder nicht“. Denn: „Sie müssen es tun, denn es geht um das Überleben der Nation.“
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Quelle: AP, Foto: Evan Vucci/AP/dpa22.05.2025
Putin will „Nato brechen“
Klar ist für Hodges auch, dass Putin den Krieg nicht beenden wird. „Russland hat seine Kriegsziele nie geändert. Es geht nach wie vor um die Zerstörung der Ukraine und die Idee der Ukraine als Staat“, so der Experte.
Doch Putins Pläne seien noch größer: „Russlands Ziel ist es, die Nato zu brechen – nicht, den gesamten europäischen Kontinent zu erobern, sondern die Nato zu brechen. Und das erreichen sie, indem sie ein Nato-Land angreifen, um zu sehen, ob wir alle angemessen reagieren. Und wenn nicht, dann, denke ich, ist es das Ende des Bündnisses.“