Auch Quantencomputer werden eine wichtige Rolle im Ceti 2 spielen. Hier eine Visualisierung durch eine Künstliche Intelligenz. Abb.: Dall-E.
Unis Dresden und Leipzig bekommen Zuschüsse für insgesamt sechs Spitzen-Forschungszentren
Dresden/Leipzig, 22. Mai 2025. Sachsen erhält in den kommenden Jahren bis zu 420 Millionen Euro Extrazuschüsse für seine Spitzenforschung. Das Geld von Bund und Ländern ist für insgesamt sechs Exzellenz-Forschungszentren gedacht, darunter drei neue. Das hat der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow (CDU) mitgeteilt, der an der entscheidenden Jury-Sitzung in Bonn teilgenommen hatte.
Wissenschaftsminister Gemkow lobt „herausragende Clusteranträge“
„Im Wettbewerb der besten Universitäten und Spitzenforschungsbereiche Deutschlands haben die TU Dresden und erstmals auch die Universität Leipzig mit herausragenden Clusteranträgen überzeugt“, lobte Gemkow. „Das ist ein riesiger Erfolg nicht nur für die Universitäten selbst, sondern für das gesamte Wissenschaftsland Sachsen.“ Wichtig ist dies besonders für die TU Dresden, die damit alle Chancen behält, ihren Status als einzige ostdeutsche Exzellenz-Universität zu verteidigen – dafür locken dann nämlich noch weitere Millionen-Zuschüsse.
Dresdner behaupten sich im Spitzenfeld: insgesamt 5 Zuschläge
„Fünf erfolgreiche Cluster zeigen, dass wir sowohl in der Forschungskontinuität als auch mit innovativen Ansätzen auf höchstem Niveau überzeugen“, freut sich Forschungs-Prorektorin Prof. Angela Rösen-Wolff von der Uni Dresden. „Unsere Universität zeigt damit, dass sie in zentralen wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Zukunftsfeldern eine führende Rolle übernimmt“, betonte TUD-Rektorin Prof. Ursula M. Staudinger. Damit werde die Uni Dresden „ihrem Anspruch einer Spitzenuniversität für das 21. Jahrhundert gerecht, indem sie zur Bewältigung drängender globaler Herausforderungen bedeutende Beiträge leistet“.
„Sensationell. Das ist eine wunderbare Nachricht“, freut sich Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). „Die Förderentscheidung für diese herausragenden Exzellenzcluster unterstreicht nachdrücklich die Leistungsstärke der Exzellenz-Universität in der Landeshauptstadt Dresden als Spitzenforschungsuniversität.“
Die 3 Neuen
Ein Teil des Geldes ist dafür gedacht, folgende neuen Exzellenz-Forschungszentren aufzubauen. Hier die Kurzbeschreibungen der Antragsteller aus Dresden und Leipzig:
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- „REC2“ an der TU Dresden: Verantwortungsvolle Elektronik im Zeitalter des Klimawandels
„Elektronik bietet zahlreiche Vorteile für unser Leben, allerdings auf Kosten eines enormen Ressourcen- und Energieverbrauchs und der Erzeugung von Elektroschrott. Der REC²-Cluster schafft die wissenschaftliche Grundlage für die Elektronik der Zukunft: neue Materialplattformen, Bauteilkonzepte und integrierte Systeme, mit denen verantwortungsbewusste Elektronik auf ökologisch, ökonomisch und gesellschaftlich nachhaltige Weise realisiert werden kann.“
REC2-Video (TUD):
- „REC2“ an der TU Dresden: Verantwortungsvolle Elektronik im Zeitalter des Klimawandels
- „Care“ an der TU Dresden: Klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen
„Herkömmlicher Beton und Zement machen 80% der Stoffe im Bau aus und sind in der Herstellung für mehr als 8% der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Das Exzellenzcluster Care der TU Dresden und der RWTH Aachen will mit klimafreundlichen Baustoffen, Konstruktionsprinzipien und Fertigungstechnologien Wege hin zu in jeder Hinsicht nachhaltigem Bauen aufzeigen.“ Care-Sprecher Viktor Mechtcherine meint: „Diese Förderung ist ein entscheidender Schritt für den Wandel hin zu einem klimaneutralen Bausektor – einem der größten Hebel für den Klimaschutz“,
Dieser Zuschlag dürfte im Übrigen auch die sächsischen Bemühungen unterstützen, Zentren für die Bauforschung der Zukunft in Görlitz und der Lausitz zu schaffen. Dies sollte ursprünglich als Großforschungszentrum mit Kohle-Ausstiegsgelder geschehen, die dann allerdings dem neuen Deutschen Zentrum für Astrophysik in Görlitz zugesprochen worden waren. Daraufhin hatten sich die TU Dresden und weitere Akteure um alternative Geldquellen für dieses Konzept zu finden. - „Leicem – Leipzig Centrum für Metabolismus“ – Stoffwechselgesundheit verstehen und verbessern
„Das Vorhaben widmet sich dem Verständnis und der Verbesserung von Krankheiten, die aus Stoffwechselstörungen entstehen und zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen wie Diabetes mellitus, Fettleber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Leicem fokussiert auf personalisierte Therapieansätze und individuelle Stoffwechselvariationen statt auf allgemeine Risikofaktoren. Besonderes Augenmerk gilt der frühkindlichen Entwicklung sowie genetischen Einflüssen auf lebenslange Gesundheitsrisiken.“ Dieser innovative Ansatz ermögliche „eine gezieltere Diagnostik, eine personalisierte Therapieplanung sowie die Entwicklung maßgeschneiderter Interventionsstudien für spezifische Patientinnengruppen“, heißt es von der Uni Leipzig.
Die 3 Verteidiger
Folgende drei bereits bestehenden Forschungszentren an der TU Dresden konnten ihren Status verteidigen und bekommen damit auch fortan Exzellenzgelder:
- „PoL: Physics of Life“
„Das Exzellenzcluster Physik des Lebens will sich der weiteren Erforschung an der Schnittstelle von Biologie und Physik widmen, um die physikalischen Prinzipien aufzudecken, die der dynamischen Organisation des Lebens zugrunde liegen. Dieses Verständnis wird die Verbindung zwischen Physik und Biologie verändern, die Biowissenschaften umgestalten und der Menschheit helfen, Lösungen für einige der dringendsten biotechnologischen und gesundheitlichen Probleme der Welt zu finden. - „Ct.qmat“: Complexity and Topology in Quantum Matter
„Der Wettstreit um Quantentechnologien ist in vollem Gange. Werkstoffe, die exotische Phänomene zeigen, spielen hierfür eine entscheidende Rolle. Im Exzellenzcluster ct.qmat werden Quantenmaterialien erforscht, die in Zukunft zum Beispiel Strom verlustfrei leiten und gigantische Informationsmengen speichern können. Ihre exotischen Phänomene offenbaren sie unter extremen Bedingungen. Zu den großen Zielen der zweiten Förderperiode gehört es, diese besonderen Eigenschaften unter Alltagsbedingungen und damit für revolutionäre technische Anwendungen nutzbar zu machen.
Professor Matthias Vojta ist Sprecher des Clusters „ct.qmat – Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien“ in Dresden. Foto: Amac Garbe
- „Ceti“: Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop
„Ceti wird seine erfolgreiche interdisziplinäre Forschung im Bereich der Kommunikationsnetze fortsetzen und die Übertragung menschlicher Sinne auf die Robotik und das Metaversum fördern. In der zweiten Phase werden neue Ansätze aus der Quantentechnologie und der Biologie integriert, um die Energieeffizienz und Vertrauenswürdigkeit in virtuellen Welten zu verbessern. Ein wesentliches Ziel ist es, die Zugangshürden soweit wie möglich zu senken, damit möglichst viele Menschen von dieser Technologie profitieren können.“
Exzellenzinitiative: Deutschland sucht den Anschluss zur Spitzenliga
Die deutsche Exzellenzinitiative geht auf das Jahr 2016 zurück. Damals vereinbarten Bund und Länder, ein hochdotiertes Förderprogramm aufzulegen, das ausgewählte deutsche Universitäten in eine ähnliche Liga wie Oxford, das MIT, Yale, Harvard und andere große internale Exzellenz-Unis hieven soll. In den ersten Verteilrunden erhielten die Unis Dresden und Leipzig bereits Zuschläge für ausgewählte Forschungszentren. Ab 2012 wurde die TU Dresden zur Exzellenz-Uni hochgestuft – als einzige Einrichtung in Ostdeutschland. Voraussetzung für solch einen Status war und ist, dass die jeweilige Uni zuvor mindestens zwei Exzellenz-Zentren einwerben konnte und dass eine Expertenjury sie dann auch im Ganzen als „exzellent“ einschätzt.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: SMWK, Wikipedia, Oiger-Archiv, LHD, TUD, Uni Leipzig
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