29,99 Prozent an ProSiebenSat.1 hält der Berlusconi-Konzern bereits, einen Kredit über 3,4 Milliarden Euro für eine mögliche Übernahme hat MFE schon Ende 2024 klargemacht (MEEDIA berichtete). Insofern war es nur eine Frage der Zeit, bis die Italiener „einen Gang höher schalten“, wie es MFE-CEO Pier Silvio Berlusconi formuliert. Diese Zeit sei nun gekommen, heißt es in einer am Mittwochabend veröffentlichten langen Stellungnahme, die nicht an Eigenlob spart. Man glaube, dass „ProSiebenSat.1 einen starken Aktionär braucht, der Expertise und Branchenerfahrung bieten kann und damit aktiv zu seinem Wachstumskurs beiträgt“. Ziel sei es, einen „Mehrwert für alle Aktionäre schaffen, bevor es zu spät ist“. Mit einer ProSiebenSat.1-Übernahme wolle man „eine medien- und länderübergreifende, paneuropäische Gruppe“ erschaffen, „die als Alternative zu den digitalen Schwergewichten fungiert und das ehrgeizige Ziel erreicht, wettbewerbsfähig zu sein und zu wachsen“.

Die Frage ist nur: Spielt ProSiebenSat.1 da mit? Mit Blick auf den Angebotspreis, der voraussichtlich nur dem gesetzlichen Mindestpreis entsprechen wird, kann da durchaus ein Fragezeichen dran gemacht werden. MFE will laut P7S1-Mitteilung den dreimonatigen Durchschnittskurs (5,75 Euro je Aktie) zahlen. 78 Prozent sollen die Aktionäre in bar erhalten, 22 Prozent entfallen auf neu auszugebende MFE-A-Aktien. Damit würde man unter dem derzeitigen Aktienkurs von 6,53 Euro (Stand 26.3.2025) liegen. Der Börsenwert von ProSiebenSat.1 liegt bei 1,5 Milliarden Euro. Bei P7S1 kommentierte man die MFE-Offerte zunächst recht nüchtern: Vorstand und Aufsichtsrat würden „das Angebot nach Veröffentlichung der Angebotsunterlage sorgfältig prüfen“ und danach ihre „vorgeschriebene begründete Stellungnahme abgeben“.

Dass MFE jetzt ein freiwilliges Angebot noch vor Erreichen der kritischen 30-Prozent-Schwelle vorlegen will, geschieht offenbar nicht ohne Kalkül: Laut dem „Manager Magazin“ hat sich „ein nicht genannter ProSiebenSat.1-Aktionär“ dazu verpflichtet, „MFE einen Teil seiner Papiere anzudienen“. Damit würde die 30-Prozent-Hürde überschritten und die Italiener müssten ein Pflichtangebot abgeben, das womöglich teurer ausfallen dürfte.

Berlusconi schwärmt in seinem Pressestatement davon, dass MFE in Zeiten des Abgesangs von klassischem TV „einer der wenigen Sender in Europa“ sei, „der tatsächlich Wert geschaffen“ habe. Und weiter: „Wir haben stets eine klar definierte Strategie verfolgt mit der Fokussierung auf das Kerngeschäft und dem Verkauf von Werbung über ein länderspezifisches, ansprechendes und modernes Fernsehen, das auch auf allen anderen Plattformen verfügbar ist.“ Genau auf diese Fokussierung auf das Kerngeschäft Entertainment hatte MFE die P7S1-Führung um Bert Habets immer wieder gedrängt und kritisiert, der Umbau gehe zu langsam voran. Das ändert sich allmählich. Erst vor wenigen Tagen hatten die Unterföhringer den Verkauf seines Vergleichsportals Verivox an die italienische Holdinggesellschaft Moltiply offiziell gemacht.