Groningen (Niederlande) – Wie gerne hätten wir, die BILD-Reporter, diese Geschichte nicht geschrieben. Und stattdessen eine ganz andere: Dass der 10-jährige Jeffrey und 8-jährige Emma wohlbehalten wiedergefunden wurden, nachdem sie am Samstag in Beerta in der niederländischen Provinz Groningen verschwunden waren, ein paar Kilometer hinter der deutschen Grenze.

Mit diesen Fotos fahndete die Polizei nach dem Vater der Kinder

Mit diesen Fotos fahndete die Polizei nach dem Vater der Kinder

Foto: Politie NL

Polizei findet Brief

Doch Jeffrey und Emma sind tot, wie es aussieht, gestorben durch die Hand ihres Vaters Klaas Bijl (67), die seinen Toyota in einen Kanal lenkte, in dem Vater, Sohn und Tochter ertranken. Bei dem Mann zu Hause fand die Polizei einen Brief, der darauf hindeutet, dass er sich und seine Kinder umbringen wollte.

„Erweiterter Suizid“ nennt es die Polizei in ihrem Beamtendeutsch, wenn ein Mensch erst andere Menschen und dann sich selbst tötet. BILD berichtet in der Regel nicht über Suizide, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben – außer, sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit.

Ein Krank hebt den Toyota Avensis des Vaters aus dem Kanal

Ein Kran hebt den Toyota Avensis des Vaters aus dem Kanal

Foto: picture alliance / ANP

So wie im Fall von Jeffrey und Emma. Die Polizei war mit einem Fahndungsaufruf an die Öffentlichkeit gegangen, hatte Fotos der Kinder und des Vaters veröffentlicht. Medien in ganz Deutschland und den Niederlanden berichteten, natürlich auch BILD. Die Menschen bangten und hofften. Und haben nun die traurige Gewissheit.

In Beerta wehen am Mittwochnachmittag alle Fahnen auf halbmast. Das Zuhause von Klaas Bijl, der mit allem Möglichen handelte, gleicht einem Schrottplatz. Vor dem Haus, das wie ein Fremdkörper in der gepflegten Siedlung wirkt, steht ein altes, ausrangiertes Feuerwehrauto aus Deutschland. Unrat, Müll und Schrott stapeln sich auf dem Grundstück.

Hier lebte Klaas Bijl. Der historische Feuerwehrwagen parkt vor der mit Gerümpel zugestellten Einfahrt

Hier lebte Klaas Bijl. Der historische Feuerwehrwagen parkt vor der mit Gerümpel zugestellten Einfahrt

Foto: Justin Brosch / ANC-NEWS

Eine Angehörige von Bijl sagt gegenüber BILD, dass er viel getrunken habe, die Kinder gar nicht mehr bei ihm sein wollten. Jeffrey habe deswegen am Freitag seine Mutter in Delfzijl angerufen, bei der Jeffrey und Emma die meiste Zeit lebten. Die Polizei sei gekommen, aber unverrichteter Dinge wieder abgezogen.

Vater und zwei Kinder tot: BILD-Reporter über den schrecklichen FallTeaser-Bild

Quelle: BILD21.05.2025

Freunde nahmen Vater Autoschlüssel ab

Es war 15.30 Uhr, als Klaas Bijl am Samstagnachmittag mit den Kindern ins Auto stieg. Ihnen hatte er gesagt, dass sie zu McDonald’s fahren. Einem Freund hatte er gesagt, dass er mit den Kindern ins Paradies kommen will. Das schreibt die Zeitung „Allgemeen Dagblad“. Sie schreibt auch, dass Freunde ihm die Autoschlüssel abnahmen, weil der 67-Jährige so emotional war und sie sich deshalb Sorgen um den Vater und die Kinder machten. Doch Klaas Bijl hatte offenbar einen Ersatzschlüssel.

Trauernde Anwohner legten Blumen und Kuscheltiere am Kanal ab

Trauernde Anwohner legten Blumen und Kuscheltiere am Kanal ab

Foto: Justin Brosch / ANC-NEWS

Trauer um die toten Kinder

Jetzt sind die Herzen der Menschen schwer, sie haben 57.000 Euro für die Hinterbliebenen gesammelt, am Fundort des Autos wird eine Gedenkstelle errichtet, ebenso in der Grundschule in Delfzijl, die Emma und Jeffrey besuchten. Ein Foto und ein Buch sollen dort aufgestellt werden, in dem die Mitschülerinnen und Mitschüler Nachrichten hinterlassen können an die Kinder, deren Leben ihr Vater beendete – wie auch sein eigenes.

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Es ist furchtbar, dass der Familienvater diesen Weg gewählt hat, dass er für sich nur diese eine „Lösung“ sah – die doch niemals eine Lösung sein kann und darf. Ob er jemals Hilfsangebote bekam und annahm? Ob er jemals selbst Hilfe suchte? Wir, die BILD-Reporter, wissen es nicht.

Depressiv? Hier bekommen Sie umgehend Hilfe!

Wenn Sie selbst depressiv sind, etwa Selbstmord-Gedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen Situationen zeigen können.