Mit einem Monolautsprecher, einem geliehenen Projektor (Porta Cine 35 mm) und einer improvisierten Leinwand fing alles an. Vor drei Jahrzehnten nahm im Biergarten des Akki in Oberbilk eine Idee konkrete Formen an. Ein Open-Air-Kino wäre doch schön, dachte sich Udo Heimansberg. Das Urgestein der Düsseldorfer Filmkunstkinos fand in Tom Birke den richtigen Mitstreiter für sein Vorhaben. Der Akki-Geschäftsführer schlug den ein Jahr zuvor eröffneten Biergarten für das Kinoerlebnis unter freiem Himmel vor. Und weil der Platz von Linden umstanden ist, war auch gleich der Name für das neue Lichtspiel gefunden: „Vier Linden“.
Genau in diesem Biergarten sitzt Udo Heimansberg mit Tom Birke zusammen und schwelgt in Erinnerungen. Denn von den modernen Open-Air-Kinos waren sie damals noch weit entfernt. Schon allein, weil die Technik noch nicht so ausgereift war. „Wir hatten anfangs nur den Monolautsprecher des Projektors“, verrät Birke und Heimansberg ergänzt: „Ich glaube, das hat niemand gemerkt. Die Leute hatten einfach Spaß am alternativen Freiluftkino.“ Beide sind sich einig, „Das Vier Linden ist das einzige Open-Air-Kino, bei dem man von allen Plätzen gleich gut hört.
Als Eröffnungsfilm lief „Animal House“. „Wir haben auch viel Blues Brothers gespielt. Meistens waren es Filme, die wir ohnehin in den Kinos zeigt haben“, schaut Heimansberg zurück und hat gleich noch eine Geschichte auf Lager: „Als wir Andy Warhols Frankenstein gezeigt haben, flogen echte Fledermäuse durchs Bild, die vom Licht angezogen wurden.“
„Niemand hätte gedacht, dass wir 30 Jahre später immer noch hier sitzen und das Programm für die Saison planen“, stellt Birke überrascht fest. Das Open-Air-Kino in Oberbilk hat längst Kultstatus, auch wenn es in den ersten Monaten etwas holprig war und das Team immer mal wieder mit den Tücken der Technik kämpfte. Etwa, als eine zweite Rolle fehlte, um den ablaufenden Filmstreifen wieder aufzunehmen. „Udo hatte die Idee, den Film einfach auf den Boden laufen zu lassen“, erinnert sich Birke und Heimansberg gibt zu: „Ich hielt das für einen guten Plan – bis klar wurde, wie viel Filmmaterial da auf dem Boden landete“. Das musste später wieder mühsam aufgerollt werden, was nicht so ganz ohne bleibende Spuren ablief. „Ich fürchte, der Film hatte danach ein paar seltsame Streifen im Bild“, resümiert Heimansberg mit einem Augenzwinkern.
Zum Kult wurde das Open-Air-Kino auch, weil das Programm immer einen guten Mix aus Klassikern, Filmkunst, Highlights des Kinojahres und Premieren bietet. „Die Rocky Horror Picture Show war so ein Streifen, den wir regelmäßig wieder gezeigt haben“, erzählt Birke. Klar, dass da so manche Besucher im passenden Outfit nach Oberbilk kamen. „Oder sich schnell in der Toilette umgezogen hat“, verrät der Akki-Chef. „Wir haben ganz wilde Sachen gemacht“, gibt er zu und Heimansberg ist überzeugt: „Da können wir inzwischen auch ganz unbefangen drüber sprechen“. Da war zum Beispiel die legendäre Fortuna-Nacht „mit 350 Gästen für ein Kino das nur knapp 150 aufnehmen konnte“, erinnert sich der 75-jährige Heimansberg. Zu besagten Gästen zählten Dieter Nuhr, Volker Pispers „und ein Typ, der Klaus Allofs hieß. Ich hatte keine Ahnung, wer das ist“, fügt er hinzu.
Bis heute hat sich das „Vier Linden“ seinen Sponti-Charme erhalten. Noch immer sitzen die Kinofans auf langen Bierbänken oder Holzstühlen und können sogar eigene Sitzmöbel mitbringen. „Wir spielen bei jedem Wetter immer von Juni bis September“, betonen die Herren. Doch darauf sind die Besucher in der Regel eingestellt, bringen Regenschirme und auch schon mal eine Decke mit. Denn auf den Startknopf wird erst mit Eintritt der Dunkelheit gedrückt, und da kann es schon mal recht kühl werden. Irgendwie gehören auch die Vögel dazu, die immer mal wieder durchs Bild huschen, ebenso wie das Rauschen der Bäume. Zum Jubiläum startet das „Vier Linden“ am 13. Juni mit „Stromberg – Der Film“ in die neue Saison. Der beliebte Klassiker darf natürlich auch in diesem Jahr nicht fehlen: Am 15. August gibt es ein Wiedersehen mit dem „Breakfast Club“.