In einem Berliner Restaurant soll es in der Nacht zu vergangenem Samstag zu einem transfeindlichen Angriff auf die Aktivistin und Bloggerin Kylie Divon gekommen sein. Das berichtet Divon dem Tagesspiegel.

Der Vorfall ereignete sich demnach in einem neuen libanesischen Restaurant auf der Straße des 17. Juni, das an diesem Abend seine Eröffnung feierte. Eine Freundin Divons sei als Sängerin engagiert gewesen und habe sie eingeladen, mitzukommen. „Normalerweise gehe ich nicht an solche Orte, weil ich weiß, dass es unter Arabern für mich nicht sicher ist“, sagt Divon am Telefon. Doch als Gast der Sängerin habe sie nicht damit gerechnet, dass ihr etwas passieren würde.

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Der Abend sei harmonisch verlaufen, sagt Divon, bis es zum Ende, gegen 3.30 Uhr, zu einem Streit zwischen zwei Frauen gekommen sei. „Es wurde auf einmal herumgeschrien, da bin ich aufgestanden und habe gefragt, was los ist.“ Daraufhin sei eine der Frauen zu ihr gekommen und habe sie auf den Boden gezerrt, ihren Schuh ausgezogen und ihr diesen gegen den Kopf geschlagen. Weitere Frauen hätten sich an dem Gewaltakt beteiligt und auf die am Boden liegende Divon eingeschlagen.

Nachdem sie wieder aufgestanden sei, habe ein Security-Mitarbeiter ihr Hausverbot erteilt. Zudem habe eine Frau gerufen: „Du bist ja ein Mann!“, worauf zwei Männer auf Divon losgegangen sein und sie geschubst haben sollen.

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Nach Ende der Attacke wollte Divon die Polizei rufen. Da ihr Handyakku leer war, habe sie eine andere Frau um Hilfe gebeten. Die Polizei habe dann Fotos von Divons Verletzungen an den Ellbogen, Knien und Oberarm gemacht, außerdem stellte Divon Anzeige wegen Körperverletzung gegen die erste Angreiferin. „Aber es sind nicht nur körperliche Verletzungen“, sagt sie, „sondern auch seelische“. Obwohl sie nicht an dem Streit beteiligt war, sei sie die Einzige gewesen, die geschlagen wurde – weil, so glaubt Divon, sie trans ist.

Die Berliner Polizei bestätigte gegenüber dem Tagesspiegel den Vorfall in Teilen. Die 28-jährige Divon sei von einer Frau sowie zwei Männern auf den Boden geschubst und dabei verletzt worden. Neben der Anzeige Divons habe es eine Gegenanzeige wegen „falscher Verdächtigung“ der 44-jährigen mutmaßlichen Angreiferin gegeben. Nähere Infos zu Zeugenaussagen konnte die Polizei nicht machen, da der Staatsschutz derzeit noch ermittelt. Die Betreiber des Restaurants haben auf eine Anfrage des Tagesspiegels bisher nicht reagiert.

In den sozialen Medien wünschen ihr Menschen den Tod

Der Angriff ist nicht der erste mutmaßlich transfeindliche Vorfall, den Kylie Divon erlebt hat. Die aus dem Libanon stammende Wahlberlinerin verklagte im letzten Jahr ihren damaligen Arbeitgeber McDonald’s, weil er ihr den Zugang zur Frauenumkleide verweigerte – und ihr das Frausein absprach. Letztlich einigten sich Divon und der Fast-Food-Konzern auf einen Vergleich. Das Unternehmen stimmte zu, das Angestelltenverhältnis zu Ende April 2025 zu beenden und Divon 16.500 Euro Brutto zu zahlen, damit der Rechtsstreit beendet wird.

Divon engagiert sich auch in den sozialen Medien für die Rechte von trans Personen, 65.000 Menschen folgen ihr auf Instagram. Doch dort bekommt sie nicht nur Unterstützung, sondern auch viel Hass. Auf einen Beitrag, in dem sie den Vorfall von Freitagnacht schildert, reagieren viele schadenfroh. „Die Mädchen haben das gut gemacht“, schreibt ein Nutzer, ein anderer: „Ich hoffe, sie töten dich.“ Die Kommentare sind, wie auch Divons Beiträge, auf Arabisch.

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