Neun Jahre nach dem Überfall auf Reality-TV-Star Kim Kardashian in Paris hat ein Gericht acht der angeklagten Täter verurteilt und zwei freigesprochen.
Die Urteile fielen relativ mild aus: Sieben der Verurteilten erhielten Haftstrafen zwischen drei und acht Jahren, die teils oder ganz zur Bewährung ausgesetzt wurden. Gegen einen weiteren Beteiligten wurde am Abend in Paris eine Geldstrafe verhängt.
Aomar Aït Khedache (69) der Rädelsführer, erhielt die härteste Strafe: acht Jahre Haft, davon fünf auf Bewährung. Drei weitere Angeklagte, denen die schwersten Vorwürfe gemacht wurden, müssen für zwei Jahre ins Gefängnis und stehen danach für fünf Jahre unter Bewährung.
Allerdings wird keiner der für schuldig befundenen Angeklagten noch ins Gefängnis gehen müssen, da alle ihre Zeit bereits in der Untersuchungshaft verbüßt haben. Die millionenschwere Beute wurde bis heute nicht gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Kriminellen sie in Antwerpen zu Geld gemacht haben.
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Kardashian war im Oktober 2016 im Pariser „Hôtel de Pourtalès“ ausgeraubt worden. Zwei maskierte Männer, Teil einer zehnköpfigen Bande, bedrohten sie mit einer Waffe, fesselten sie mit Kabelbindern und sperrten sie ins Marmorbad. Wert des gestohlenen Schmucks: mehr als sechs Millionen Euro.
Generalstaatsanwältin Anne-Dominique Merville (52) hatte im Vorfeld hohe Strafen – bis zu 10 Jahre Knast – für alle zehn Angeklagten gefordert, hält sie für schuldig.
Merville direkt an die Geschworenen: „Man stellt sie Ihnen wie harmlose Tölpel vor, ihre Falten wirken beruhigend. Aber Sie sind hier, um über äußerst schwere Taten zu urteilen. Kim Kardashian hatte solche Angst, dass sie bereit war, sich aus dem Fenster zu stürzen.“
So sieht der BILD-Zeichner die dramatischen Momente der Tat: Die Gangster, verkleidet als Polizisten, fesselten Kim Kardashian, klebten ihr den Mund zu, legten sie in die Badewanne und sperrten sie ein
Foto: SIlke Bachmann
„Ich war mir sicher, dass ich an diesem Tag sterben würde“, sagt Kim Kardashian selbst, als sie am 13. Mai vor Gericht aussagte. „Sie stießen mich auf das Bett, fesselten meine Handgelenke. Ich war hysterisch. Ich schrie sie an: ‚Ich habe Babys, lasst mich leben‘.“ Die Täter hatten sie auch mit einer Waffe bedroht.
Kim Kardashian sagte am 13. Mai vor Gericht gegen ihre Angreifer aus, sah den Räubern das erste Mal seit 2016 wieder ins Gesicht
Foto: ZZIIGG/REUTERS
Die Angeklagten im Durchschnittsalter von rund 60 Jahren werden von der französischen Presse als „Opa-Gangster“ beschrieben. Viele von ihnen verbrachten bereits lange Jahre hinter Gittern und haben schillernde Spitznamen wie „Omar, der Alte“ (69), „Blauauge“ (69) sowie Gangsterbraut „Cathy“ (78). Einer der Angeklagten ist inzwischen taub-stumm, einer leidet an Parkinson und ein anderer wird wegen einer Krebserkrankung behandelt.