Plötzlich wird am 10. August in Kiel eine Flotte zu sehen sein, die die erfolgreichsten Yachten zeigt, die der Markt derzeit zu bieten hat. Zwar fehlt Vendée-Globe-Sieger Charlie Dalin mit seiner Macif, dafür sind aber die Rekordhalter-Yachten sowohl für die 24-Stunden-Bestzeiten im Team- als auch Solo-Segeln dabei.
Frisch refittet ist Herrmanns Yacht zurück im Wasser
Boris Herrmann selbst hat nach Überarbeitung der Yacht seine Malizia Seaexplorer wieder frisch ins Wasser gebracht. Bevor die Yacht im Herbst in neue Hände übergeht, soll sie noch einen Erfolg landen. Ob die fünf Etappen rund um Europa von Kiel nach Boka Bay/Montenegro auf die Yacht zugeschnitten sind, muss sich noch zeigen.
Das Potenzial hat die Malizia Seexplorer vor allem in den langen Wellen des Nordatlantiks und des Southern Ocean bewiesen. Am 23. Mai 2023 loggte die Yacht im Rahmen des Ocean Race 640,70 Seemeilen – so viel wie kein Einrümpfer je zuvor. Den 24-Stunden-Rekord durfte sich Boris Herrmann aber trotzdem nicht anheften.
Nach frischem Refit ist die Malizia Seaexplorer wieder im Wasser © Flore Hartout I Team Malizia
Nur kurz zuvor war die Holcim PRB unter Kevin Escoffier 640,48 Seemeilen gesegelt. Da das Regelwerk des World Sailing Speed Record Council eine Steigerung von mindestens einer Seemeile für eine Anerkennung eines neuen Rekordes festgeschrieben hat, blieb der offizielle Rekord bei Escoffier.
Nun kommt es zum erneuten Aufeinandertreffen der Yachten – diesmal aber unter ehemaligen Weggefährten. Denn mit Rosalin Kuiper und Nicolas Lunven auf der Holcim PRB kommt ein erster Anwärter auf den Rennsieg aus dem ehemaligen Lager von Boris Herrmann. Die Ex-Teamgefährten sind nach dem Rauswurf von Escoffier zu den Co-Skippern des Rennstalls ernannt worden und sind damit harte Konkurrenten von Herrmann.
Richomme ist großer Sieganwärter
Eine ganz heiße Wette auf den Rennsieg ist allerdings Yoann Richomme mit seinem Team auf der Paprec Arkéa. Der Franzose ist seit seinem Einstieg in die Imoca-Klasse auf Erfolgskurs, segelte zur Vendée Globe auf Platz zwei und hat mit der Yacht aus 2023 eine echte Rakete für alle Bedingungen unter den Füßen. Und Richomme ist erfahren im Ocean Race Europe. Vor vier Jahren gewann er das Rennen der VO65-Klasse.
Doch der schnelle Franzose wird sich mit dem nicht minder schnellen Schwesterschiff messen müssen. Der Italiener Ambrogio Beccaria hat die Vulnerable von Thomas Ruyant übernommen und den erfahrenen Franzosen, der zur Vendée Globe mit Schäden an der Yacht kämpfte, gleich mit eingekauft.
Yann Richomme hat die Paprec Arkéa mitentwickelt und auf Platz zwei zur Vendée Globe geführt © Eloi Stichelbaut
Beccaria, ein erstklassiger Solo-Segler der Mini-Klasse, konnte beim Ocean Race 2023 erste Imoca-Erfahrung auf der Holcim PRB sammeln und will sich nun mit Hilfe von Ruyant auf die Vendée Globe 2028/29 vorbereiten.
Mit dem Ocean Race Europe hat Ruyant noch eine Rechnung offen. Bei der ersten Auflage in 2021 musste er sich unter den fünf Imocas mit Platz drei hinter der deutschen Einstein und 11th Hour Racing (USA) begnügen.