Alles begann mit einem Unfall auf dem Rummelplatz. Der kleine Neo Rauch hatte nicht aufgepasst – und das hatte dann schmerzhafte Konsequenzen. Was der Fünfjährige im Krankenhaus zu Papier bringt, hat wenig mit einer heilen Kinderwelt zu tun. Im Gegenteil – es ist eine Welt voller Gewalt.

Ich staune vor allen Dingen über die Formulierungskraft, die mir damals zu eigen war.

Künstler Neo Rauch über seine Kindheitszeichnungen

„Es geht dort wirklich ziemlich blutrünstig auf diesen Motiven zu“, erklärt Neo Rauch rückblickend. „Das geht schon im zarten Alter von fünf Jahren los und ich staune vor allen Dingen über die Formulierungskraft, die mir damals zu eigen war.“

Neo Rauchs Großeltern bewahren frühe Werke auf

Mit expressivem Strich zeichnet das Kind martialische Motive. Und diese blutrünstigen Fantasien haben dann auch einen Kinderpsychiater auf den Plan gerufen. Der Mediziner diagnostiziert ein frühkindliches Trauma, das offenbar mit dem frühen Tod der Eltern zusammenhängt. Doch zugleich ist er beeindruckt von der Schöpferkraft des Kindes.

Heben Sie mal alles auf, was der Junge so zeichnet.

Rat eines Arztes an Neo Rauchs Großeltern

Und so gibt der Arzt den Großeltern von Neo Rauch einen folgenschweren Rat, wie der Künstler erzählt: „Er sagte: ‚Heben Sie mal alles auf, was der Junge so zeichnet.‘ Und daran haben sie sich gehalten. Deswegen haben wir jetzt so etwa 500 Blätter zur Hand.“

Comics zählen zu frühesten Vorbildern

Die zeichnerische Begabung des 1960 in Leipzig geborenen Kindes zeigt sich aber nicht nur bei martialischen Darstellungen von Krieg und Gewalt, sondern auch bei prägnanten Porträtskizzen, die zuweilen durchaus auch an George Grosz oder an Max Beckmann erinnern.

Daneben gibt es aber auch Buntstift-Zeichnungen, die surreale Comic-Welten erschaffen. Manchmal muss man an Hannes Hegen denken, den Schöpfer der Mosaik-Hefte, dann wiederum stößt man auf einen witzigen Fantasiekopf, auf dem kleine Männchen herumturnen und selbst zum Bestandteil des Gesichts werden. „Es ist einfach sehr lustig“, sagt Rauch heute über die Motive.