Berlin – Ihr Ruf als Archäologin ist exzellent. Doch Spitzenbeamtin Dr. Iris G. soll eine schwere Betrügerin sein: Jahrelang kassierte sie hohe Auslandszuschläge – obwohl sie in Berlin gelebt und gearbeitet haben soll. Davon ist die Berliner Staatsanwaltschaft überzeugt. Eine halbe Million Euro hat sie zurückgezahlt. Vor dem Amtsgericht Tiergarten geht es um ihren Ruf – und um ihre Pension.

Iris G. ist mit 30 Jahren schon Doktor der Altertümer. Gräbt in Arabien Friedhöfe und Tempel aus. Makelloser Ruf. Bestens vernetzt in höchsten Kreisen.

Die Oberrätin am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) verdient sehr gut (A14, 6200 Euro/Monat). 2000 übernahm sie die Orient-Abteilung des DAI in Sanaa. Das liegt im Jemen, brachte 3600 Euro/Monat Auslandszulage. Neben ihr gab es dort nur noch eine Sekretärin, einen Boten und einen Chauffeur.

Dr. Iris G. soll jahrelang zu Unrecht Auslandszulagen kassiert haben. Jetzt steht sie dafür vor Gericht

Dr. Iris G. soll jahrelang zu Unrecht Auslandszulagen kassiert haben. Jetzt steht sie dafür vor Gericht

Foto: Pressefoto Wagner / Axel Billig

2002 wird es im Jemen durch politische Instabilität und wachsenden Extremismus zunehmend gefährlicher. Sie schickt Ehemann und 2 Kinder zurück nach Berlin. Lagert den Hausrat ein. Fortan ist sie nur noch sporadisch da. Bald gar nicht mehr. Doch die Auslandszulage kassiert sie weiter.

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2020 deckt der Bundesrechnungshof den Skandal auf. Die deutsche Vorzeige-Archäologin mit der Bilderbuchkarriere bezieht nun schon seit Jahren weit mehr als 12.000 Euro/Monat (Beamtengehalt + Auslandszulagen für sich, Ehemann und 2 Kinder). Das Außenministerium bildet eine Taskforce. Alles wird durchleuchtet.

„Mein Dienstort blieb Sanaa, mein Hausrat ist dort eingelagert“, sagt die Archäologin. „Ich war jederzeit bereit zurückzugehen.“ Dass sie schon seit Jahren wieder in Berlin war, soll sie nie bei den zuständigen Stellen angezeigt haben: „Haben doch alle gewusst, dass ich wieder in Berlin bin!“ Ihre Kinder gehen hier seit 2011 zur Schule. Die Richterin verwundert: „Da hat sich bei Ihnen kein Störgefühl ergeben?“ Die Archäologin: „Ich ging felsenfest davon aus, ist alles korrekt so.“

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Seit 2005 bekam sie Auslandszuschläge für sich, den Ehemann, die Kinder. Seit 2013 war sie gar nicht mehr in Sanaa. Geklagt wurde auf Rückzahlung von 671.000 Euro (ab April 2011). Sie verwies auf Verjährung und „grob fahrlässiges Mitverschulden“ der Behörde. Zahlte als „Zeichen guten Willens“ freiwillig nur die Hälfte: eine Viertelmillion Euro. Später zahlte sie noch eine weitere Viertelmillion Euro zurück.

Angeklagt ist schwerer Betrug, das Amtsgericht kann bis zu 4 Jahre Haft verhängen. Ab einem Jahr Haft verliert die Archäologin automatisch ihre beachtliche Beamtenpension.

Urteil am 11. Juni.