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Seite 1Was die Rückkehr von „Fortnite“ für alle anderen Apps bedeutet
Seite 2Das Comeback von „Fortnite“ inspiriert bereits andere Dienste
Kinder, wie die Zeit vergeht. Fast fünf Jahre ist es her, dass das Videospiel Fortnite aus Apples App Store verschwand. Seit
dieser Woche ist es wieder zurück, und zwar sowohl in den USA als
auch in der EU. Fünf Jahre, in denen aus Jugendlichen
Erwachsene wurden und sich viele Fortnite-Spielerinnen, die in
der Zwischenzeit dazu kamen, sich verwundert gefragt haben: Wie, das
gab’s auch mal fürs Handy?
Ja, das gab es. Und
es war erfolgreich: Als Fortnite 2018 erstmals für das mobile Apple-Betriebssystem iOS
erschien, soll es allein im ersten Monat 25
Millionen US-Dollar eingespielt haben. Etwas länger als zwei
Jahre war das Spiel auf mobilen Plattformen verfügbar. Bis zum
August 2020. Danach folgte ein erbitterter Rechtsstreit
zwischen zwei Branchengrößen, in dessen Verlauf sich mal die eine,
mal die andere Seite als Sieger wähnte.
Auch wenn dieser battle royale der Techbranche noch nicht abschließend entschieden ist – im Moment sieht es so aus, als würde Epic gewinnen. Um zu verstehen, warum das auch iOS-Nutzerinnen und -Nutzer betrifft, die nichts mit
Fortnite am Hut haben, muss man in die Vergangenheit dieses Streits blicken.
Ärger mit Ansage
Die ganze Sache
beginnt mit einer gezielten Provokation von Epic Games, dem
Spieleunternehmen, das neben Spielen wie Fortnite und
Gears of War auch die Unreal Engine zur Entwicklung von
3D-Inhalten betreibt. Am 13. August 2020 verstoßen die
Verantwortlichen von Epic gegen die App-Store-Richtlinien von Apple.
Sie haben nämlich innerhalb von Fortnite eine weitere
Bezahloption eingeführt, über die Spielerinnen und Spieler direkt
Inhalte im Spiel kaufen konnten, ohne bei jeder Transaktion 30
Prozent an Apple abtreten zu müssen. Apple wirft Fortnite
daraufhin aus dem App Store, mit der Aufforderung, die Änderung
rückgängig zu machen.
Epic hat mit der
Reaktion gerechnet und einen
Videoclip vorbereitet, in dem man, in Anlehnung an Apples
legendären Superbowl-Werbespot aus dem Jahr 1984, zum Widerstand
aufrief: #FreeFortnite hieß es dort. Gleichzeitig reicht Epic Klage
sowohl gegen Apple als auch Google ein. Der Vorwurf:
wettbewerbsschädigendes Verhalten.
In den folgenden
Jahren inszeniert sich Epic Games nicht nur als Beschützer von
Fortnite, sondern aller App-Entwicklerinnen und Entwickler,
die den übermächtigen Torwächtern Apple und Google mutmaßlich
hilflos ausgeliefert sind. Im Mittelpunkt: Die Provision zwischen 15
und 30 Prozent, die Apple für jeden Kauf innerhalb einer App erhebt.
Das Unternehmen sagt, man erhebe diese Gebühr auch, um die Kosten des App Stores
zu decken, und betont,
dass der Großteil der Umsätze dennoch direkt und ohne Provision an
die Entwicklerinnen und Entwickler fließe.
© ZEIT ONLINE
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Bei Epic Games, aber
auch bei anderen Firmen wie Spotify
und Netflix ist man anderer Ansicht. In der ursprünglichen
Klage steht, dass Apple ein Monopol auf den Vertrieb und die
Monetarisierung von Software habe: App-Anbieter hätten keine andere
Wahl, als sich deren Regeln zu beugen, und könnten nicht frei
entscheiden, wie ihre Kunden für die Dienste bezahlen. Mehr noch,
sie dürften noch nicht einmal innerhalb ihrer Apps auf alternative
Bezahlmöglichkeiten, etwa mit einem Link auf die eigene Website, wo
man Käufe abseits des App Stores tätigen kann, hinweisen. Denn das
verbieten die sogenannten Anti-Steering-Regeln. Apple reagiert
mit einer Gegenklage.
9:1 für Apple im Hinspiel
Ein knappes Jahr
später, im September 2021, fällt das erste Urteil – und es sieht
auf den ersten Blick nach einem klaren Sieg für Apple aus. Die
kalifornische Richterin entscheidet in neun von zehn Punkten
zugunsten des iPhone-Herstellers. Weder habe dieser ein illegales Monopol, noch sei die Provision ein unerlaubtes Mittel bei
In-App-Verkäufen. Außerdem muss Epic 3,6 Millionen US-Dollar
Schadensersatz an Apple zahlen für das mutwillige Umgehen der
App-Store-Richtlinien und die dadurch verlorenen Einnahmen.
In einem Punkt aber
gibt die Richterin dem Spielestudio recht: Apple dürfe nicht
unterbinden, dass App-Anbieter innerhalb der App auf andere
Bezahlmöglichkeiten hinweisen. Das schränke die Wahlmöglichkeiten
der Verbraucherinnen in unzulässiger Weise ein. Sie weist Apple
deshalb an, die Einschränkungen innerhalb von 90 Tagen aufzuheben.
Die Sache geht in Berufung und wird zweieinhalb Jahre zwischen
US-Gerichten hin- und hergespielt und schließlich im Januar 2024 vom
Obersten Gerichtshof abgewiesen, wodurch das ursprüngliche Urteil
aufrechterhalten bleibt.
Eigentlich sollte
Apple seinen App Store nun für externe Links öffnen. Das
Unternehmen tut das auch, aber auf, nun ja, kreative Art und Weise.
Zwar dürfen App-Entwickler ab sofort auf Bezahlungen außerhalb der
App verweisen, aber es muss weiterhin eine In-App-Bezahlmöglichkeit
geben. Außerdem fällt weiterhin eine Provision an, die zwischen 12
und 27 Prozent liegt, wenn Nutzer auf eine externe Seite geleitet
werden. Apple verpflichtet
Entwickler, über solche Käufe Buch zu führen
und die entsprechenden Provisionen zu überweisen. Wer das also
anbietet, muss nicht nur weiterhin einen Teil der Einnahmen an Apple
abtreten, sondern hat auch noch mehr Arbeit.
Epic Games geht
daraufhin im April 2024 einmal mehr vor Gericht und
wirft Apple vor, das bestehende Gerichtsurteil wissentlich zu
umgehen. Wieder vergeht ein Jahr.