Es war Freitag, der 16. Mai, zwei Tage vor Turnierbeginn, da verschickten die Hamburg Open eine Pressemitteilung. Die Schlagzeile: Alexander Zverev spielt in Hamburg. Der 28-Jährige sollte damit doch, entgegen aller Erwartungen, bei seinem Heimturnier auf dem Platz stehen. So gut die Schlagzeile auch war, weiter unten in der Pressemeldung gab es auch schlechte Neuigkeiten.

So hatte das Turnier im Vorfeld unter anderem mit Namen wie Jannik Sinner, aktuell die Nummer eins der Tennis-Weltrangliste, Holger Rune (Nummer zehn der Welt) und Stefanos Tsitsipas (ehemalige Nummer drei der Welt) groß auf Plakaten geworben – es sollte „Die Bühne der Stars“ werden.

Doch eben diese drei Spieler sagten, wie auch Lorenzo Musetti (Hamburg-Sieger von 2022), ihre Teilnahme kurzfristig ab und am Ende waren damit nur vier aus den Top-20 der Weltrangliste in Hamburg mit dabei. „Die vielen Absagen waren eine Herausforderung“, sagte Turnierdirektor Enric Molina. Doch man habe trotz der Absagen „ein sehr gutes Teilnehmerfeld“ gehabt.

Fans von Spielerabsagen enttäuscht

Das sahen einige Besucher anders. Immer wieder war Enttäuschung darüber zu hören, dass die versprochenen Namen nicht am Hamburger Rothenbaum aufschlugen. Molina gab zu, es sei die „Verpflichtung als Turnier, die besten Spieler zu holen. Doch manche Dinge haben wir nicht in der eigenen Hand.“

So freute man sich umso mehr, dass mit dem Lokalmatadoren und Weltranglistendritten Alexander Zverev ein ganz großer Name zugesagt hatte. Doch man müsse auch „sicherstellen, dass wir nicht von einem Spieler abhängig sind“, so Molina zur Perspektive des Turniers.

Denn mit dem neuen Termin zwischen dem Masters-Turnier in Rom und direkt vor dem Grand Slam der French Open, ist Hamburg in der Situation, dass es immer wieder kurzfristige Absagen geben kann. Trotzdem sei man „mit dem Termin zufrieden“, so Dietloff von Arnim, Präsident des Deutschen Tennis Bundes.

Engels Geschichte

Bei den Hamburg Open 2025 war schlussendlich Alexander Zverev aus sportlicher Sicht mit Abstand der größte Name. Außerdem rutschte aus deutscher Sicht Daniel Altmaier durch die Absagen ins Hauptfeld.

Neben den gesetzten Spielern vergab das Turnier auch drei Wildcards. Diese seien „wichtig für das deutsche Tennis“, sagte Molina. Denn mit nur drei Turnieren in Deutschland, die als ATP-500 Turnier die dritthöchste Kategorie erreichen, sind die Möglichkeiten für den Nachwuchs, sich mit den besten zu messen, rar.

Die Wildcards bei den Hamburg Open gingen neben dem 35-jährigen Jan-Lennard Struff an die 17-jährigen Diego Dedura und Justin Engel. Insbesondere letzterer sollte beim Turnier am Rothenbaum Eindruck hinterlassen.

Sorgte bei den Hamburg Open 2025 für Aufsehen: der 17-jährige Nürnberger Justin Engel.
Foto: IMAGO/Tischler

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Engel gilt wie der gleichaltrige Dedura als eines der größten deutschen Tennis-Talente. Und dem Nürnberger gelang bei den Hamburg Open eine echte Überraschung: Er gewann sein Auftaktmatch gegen Jan-Lennard Struff, der in der Weltrangliste rund 250 Plätze über Engel steht. Dazu gelang ihm zusammen mit Max Hans Rehberg auch noch ein Auftakt-Sieg im Doppel, was für einen kleinen Hype rund um den 17-Jährigen sorgte.

Ende der (Tennis-)Herrlichkeit

Er war damit einer von zwei Deutschen unter den letzten 16, der andere war Alexander Zverev. Dieser gewann seinen Auftakt klar gegen den US-Amerikaner Aleksandar Kovacevic. Doch damit endeten auch die guten Nachrichten für die deutschen Tennis-Fans. Denn am Mittwoch, dem vierten Turniertag, war es vorbei, mit der (Tennis-)Herrlichkeit.

Gab es zu Turnierbeginn noch viel Sonnenschein, beste Stimmung und Temperaturen über 20 Grad, änderte sich das Bild zusehens. Mit dem immer stärker werdenden Wind sanken die Temperaturen und die deutschen Teilnehmer verabschiedeten sich nach und nach vom Rothenbaum.

Während Stargast Boris Becker in der Fanzone für Aufmerksamkeit sorgte, spielte Justin Engel eine umkämpfte Partie gegen Andrey Rublev. Doch der Weltranglisten-17. und Hamburg-Sieger von 2020 war zu stark für den jungen Deutschen. Im „größten Match meines Lebens“ schied der 17-Jährige aus.

Ein angeschlagener Alexander Zverev musste sich bei den Hamburg Open 2025 schon früh verabschieden.
Foto: IMAGO/HMB-Media

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Auch Alexander Zverev musste früh die Koffer packen. Nach einer Nacht mit „39,4 Grad Fieber“ scheiterte der Top-Favorit in der Runde der letzten 16 denkbar knapp am Franzosen Alexandre Müller. Damit waren alle Deutschen im Einzel ausgeschieden und mit Felix Auger-Aliassime (Weltranglisten-30.) und Andrey Rublev nur noch zwei bekanntere Namen im Turnier.

Hamburg Open und der Regen

Tags darauf verschlechterten sich die äußeren Bedingungen weiter: Es regnete, stürmte und die Temperaturen waren nur knapp im zweistelligen Bereich. In der Folge geriet der Turnierplan durcheinander und viele Parteien auf den Außenplätzen mussten verlegt werden, während das Dach über dem Center Court geschlossen wurde. „Das kenne ich noch von meinem Finale 2020“, erinnerte sich Rublev nach seinem Viertelfinale-Sieg gegen den Italiener Luciano Darderi.

„Hamburger Wetter“ beim Tennis-Turnier am Rothenbaum 2025.
Foto: IMAGO/Tischler

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Während der Weltranglisten-17. seiner mittlerweile erlangten Favoritenrolle gerecht wurde, war für die Deutschen auch in der Doppel-Konkurrenz Schluss. Engel/Rehberg scheiterten nach der Regenpause am top-gesetzten finnisch-britischen Duo Heliovaara/Patten. Und das deutsche Weltmeister-Doppel Krawietz/Pütz musste aufgrund einer Handverletzung von Tim Pütz aufgeben.

Flavio Cobolli begeistert Tennisfans am Rothenbaum

So waren die letzten beiden Tage zwar wieder sonniger, doch ohne jede deutsche Tennis-Hoffnung. Während Favorit Rublev souverän ins Finale einzog, kristallisierte sich ein Italiener als Publikumsliebling heraus. Der 23-jährige Flavio Cobolli überzeugte das Publikum mit emotionalem und kraftvollem Tennis. Auf seinem Weg durchs Turnier gewann er unter anderem gegen den an fünf gesetzten Spanier Alejandro Davidovich Fokina. Auch seine große Präsenz auf den Social-Media-Kanälen der ATP und der Hamburg Open dürfte zur Beliebtheit beigetragen haben.

Der Italiener Flavio Cobolli gewinnt die Hamburg Open 2025.
Foto: IMAGO/Justus Stegemann

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Es sei eines seiner „liebsten Turniere“, sagte Cobolli nachdem er das zweite Finale eines ATP 500-Turniers in seiner Karriere erreicht hatte. Im Endspiel traf er auf Andrey Rublev. Der 27-Jährige gewann in seiner Karriere schon sechs ATP-500-Turniere und war klarer Favorit für das Finale.

Doch der Favorit strauchelte und unterlag in einem erst einseitigen und dann ausgeglichenem Endspiel dem Italiener Cobolli. Der 23-jährige Florentiner gewann in zwei Sätzen mit 6:2 und 6:4 und feierte, getragen vom Publikum, damit in Hamburg den größten Erfolg seiner Karriere.

Gute Stimmung, doch die Probleme bleiben

Somit ging das Turnier mit einem glücklichen Sieger auf dem fast ausverkauften Center Court zu Ende. Trotz der vielen Absagen kamen am Ende laut der Organisatoren rund 80.000 Besucher an den Hamburger Rothenbaum – laut Turnierdirektor Molina ein Plus von 15 Prozent zum Vorjahr. „Die Fans in Hamburg sind sehr loyal“, bilanzierte Molina und sieht weiter Raum für Verbesserungen. Welche das konkret seien, werde man nach dem Turnier erörtern.

Im nächsten Jahr wird das Turnier vom 17. bis 24. Mai wieder zwischen dem Masters in Rom und den French Open stattfinden. Damit kann Hamburg mit dem niedrigeren Status den Fans weiter keine Top-Stars garantieren, wird aber von seinen treuen und loyalen Besuchern leben, die die Atmosphäre großenteils als „familiär“ empfinden.