Stand: 25.05.2025 08:22 Uhr

In der Doppelschau „Kartoffeln machen Druck von unten“ und „Wo die Irren flirren“ präsentiert das Museum Wilhelm Busch in Hannover Arbeiten mit subversivem Humor von Tex Rubinowitz und F. K. Waechter.

von Agnes Bührig

F.K. Waechter wurde 1937 in Danzig geboren, wuchs nach dem Krieg in Schleswig-Holstein auf und wurde Gebrauchsgrafiker, bevor er die Satirezeitschrift „Titanic“ mitbegründete und für sie zeichnete. Seine Arbeit als Dramatiker würdigt das Museum in der Ausstellung „Wo die Irren flirren“ mit Programmheften, Fotos und Videos von Uraufführungen in Hannover wie „Die elenden Vier“ und „Ixypsilonzett“ in den 1990er Jahren. Die Werkreihe „Prinz Hamlet“ wurde in seinem letzten Lebensjahr 2005 ein Buch. In den ursprünglichen Entwürfen für ein Theaterstück erzählt er mit flächigen Figuren und merkwürdigen Tonpapierstreifen mitten im Bild die Geschichte von Shakespeares Hamlet neu.

Liebe, Verrat, Tod: Große Themen von F. K. Waechter

F. K. Waechter hat mehr als 40 Theaterstücke geschrieben, einige davon wurden in Hannover uraufgeführt. Sein erstes und prominentestes Stück war „Die Eisprinzessin“. Es wurde zwischen 1993 und 2000 über 270 Mal im düsteren Treppenhaus der Cumberlandschen Galerie des Schauspiels Hannover aufgeführt. Eine Frau mit Putzeimer und Besen ist die Eisprinzessin, deren kaltes Herz ein Mann aus dem Süden erwärmen wird.

Die Geschichte, wie die Kraft der Liebe einen Menschen verändert, kam an, sagt Eva Jandl-Jörg, Direktorin des Wilhelm Busch Museums. „Das sind die großen Themen von Wächter: Liebe, Verrat, Tod, unerfüllte Liebe und das spielt er da durch“, erklärt Jandl-Jörg. „Was ihn zum Theater gebracht hat, ist auch schon dieses Entwickeln und Arbeiten mit Menschen. Es hat ihn dann auch wieder angestrengt, wenn die Menschen von ihm erwartet haben, dass er Anweisungen gibt.“

Tex Rubinowitz: „Kartoffeln machen Druck von unten“

Eine Zeichnung von einem Mann vor einem Spiegel. An seiner Nase baumelt ein Kleiderbügel, der an einen Schnurrbart erinnert. © Tex Rubinowitz


Viele der satirischen Zeichnungen von Tex Rubinowitz haben einen subversiven Unterton.

Auch Tex Rubinowitz, geboren 1961 in Hannover, ist in vielen Genres zu Hause. Er machte Musik und schauspielerte, versuchte sich 1984 kurz als Kunststudent in Wien, begann dort bei der Stadtzeitung „Falter“ zu zeichnen und wurde 2014 Bachmann-Preisträger. Die Ausstellung „Kartoffeln machen Druck von unten“ zeigt seine Cartoons. Mit wenigen Strichen fängt er Alltagsszenen ein, die jedoch meist eine subversive Note haben. Etwa, wenn eine kleine Maus neben einer riesigen, runden Katze sitzt und fragt: Teilen wir uns einen Käseteller? Die Inspiration dafür kommt zum Beispiel von der Fernsehsendung „Bares für Rares“. „Das ist eine Fähigkeit, sich an den Details festzuhangeln durch das Leben und eben an den großen Themen vorbei zu schauen. Natürlich ist Horst Lichter der wichtigste Mensch bei „Bares für Rares“, aber es gibt viele Sachen drumherum: die Objekte oder diese komischen Gespräche mit den Einbringern, den Experten oder den Händlern. Das ist eigentlich das Leben, was uns ausmacht“, erklärt Rubinowitz.

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Eva Jandl-Jörg steht vor dem Museum Wilhelm Busch © picture alliance/dpa | Marco Rauch Foto: Marco Rauch

Eva Jandl-Jörg, die Direktorin des Museums Wilhelm Busch, meint, dass Karikaturen einen wichtigen Beitrag zur Meinungsbildung leisten.
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„Stickstoff“: Mit Nähmaschine Schreibblockade lösen

Nebensächliche Dinge wie ein Haufen alter Stoffreste des Objektkünstlers Daniel Spoerri etwa sind es, die Tex Rubinowitz‘ Interesse wecken können. Diese nutzte er jüngst, als er eine Schreibblockade hatte. Mit der Nähmaschine steppte er die Anfänge seiner Texte, die stockten. Grüne Buchstaben aus verknäulten Fäden auf weißem Stoff stellen da zum Beispiel wunderbar dadaistische Fragen wie: Wer von uns beiden bist du? Die genähten Bilder nennt er „Stickstoffe“.

„Ich plane diese Witze oder die Texte nicht, sondern ich schreibe in Trance und das muss irgendwie rausfließen. Wenn das blockiert ist, kann das natürlich nicht fließen. Diese Tätigkeiten mit der Nähmaschine hat das ganz gut gelöst“, erzählt der Künstler. „Diese brutale Tätigkeit, dass ich gemerkt habe: Die Maschine lebt tatsächlich, die knirscht, die ächzt, die schnauft, der bricht die Nadel ab. Das war eine Interaktion. Das nennt sich Animismus, also dass auch vermeintlich tote Gegenstände beseelt sind.“

Lustige Doppelschau mit ungewöhnlichen Arbeiten

Ungewöhnliche Arbeiten zweier bekannter Cartoonisten zu betrachten, ist der Spaß dieser Doppelschau im Wilhelm Busch Museum in Hannover. Theater aus Karikaturistenfeder gibt es dann im August, wenn F. K. Waechters Theaterstück „Der alberne Hans“ beim Sommerfest der Herrenhäuser Gärten erneut aufgeführt wird.

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Meister des schrägen Humors im Museum Wilhelm Busch Hannover

Das Hannoveraner Museum präsentiert Tex Rubinowitz und F. K. Waechter mit Zeichnungen, Theaterstücken und „Stickstoff“.

Art:
Ausstellung
Datum:
24.05.2025, 11:00 Uhr
Ende:
14.09.2025
Ort:

Museum Wilhelm Busch
Georgengarten 1
30167 Hannover

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur |
Der Morgen |
24.05.2025 | 09:40 Uhr

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