Der US-Anthropologe David Graeber hat vor einigen Jahren die Theorie der bullshit jobs entwickelt. Darunter versteht er Berufe, die so nutzlos oder gar schädlich für die Gesellschaft sind, dass auch Menschen, die sie ausüben, keinen Sinn darin erkennen. „Schaffte man die Stelle ab, würde das keinen erkennbaren Unterschied in der Welt machen“, schreibt Graeber, 2020 gestorben, in seinem Bestseller „Bullshit Jobs. Vom wahren Sinn der Arbeit“.
Wahrscheinlich kennt jeder einen Menschen, dessen Beruf überflüssig erscheint. In dem Buch nennt der Forscher Beispiele aus Finanzwelt, Werbung und Verwaltung: etwa den berühmten Fall jenes spanischen Beamten, der sechs Jahre nicht zur Arbeit kam, ohne dass es auffiel. Oder den Fall von Ophelia, die in einer Social-Media-Agentur als „Portfolio Coordinator“ arbeitet und selbst nicht weiß, was das heißt: „Ich habe keine Ahnung. Ich bin noch immer dabei, es herauszufinden.“
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Eindeutig kein bullshit job sind nach Graebers Theorie praktische Dienstleistungen wie die Straßenreinigung. Schließlich macht es einen spürbaren Unterschied, ob die Wege in einer Stadt verdreckt und zugemüllt sind oder eben nicht. Insofern ist es wohl ein Verlust, dass die Stadt Nürnberg ihre „Kot-Cops“ von der Straße holt, wie der BR berichtete.
„Kot-was?“, dürften sich nun manche fragen. Ein kurzer Anruf bei André Winkel, Sprecher des Servicebetriebs Öffentlicher Raum der Stadt Nürnberg. Er erklärt, dass die Stadtreinigung seit 2011 ein Spezialteam habe, das mit zwei Elektrorollern und einem Mini-E-Auto unterwegs sei, um Wege und Plätze von Hundehaufen zu säubern. Mehr als 17 000 Hunde sind täglich in der Großstadt unterwegs, da kann so einiges liegen bleiben – von mehreren Tonnen Kot ist die Rede. Die Mobile sind daher mit einem starken Sauger ausgerüstet, der die Hinterlassenschaften vom Boden schluckt. „Eine Sonderanfertigung“, sagt Winkel.
Die sogenannten Kot-Cops hätten als „gute Ergänzung“ zur herkömmlichen Straßenreinigung gedient und seien in der Bevölkerung bestens angekommen. Nun wird das Projekt eingestampft. „Wir müssen sparen“, sagt Winkel. Das Geld sei knapp, 160 000 Euro bringe die Kürzung pro Jahr ein. Entlassen werde niemand, betont er. Das Hundehaufen-Team werde an anderer Stelle weiterarbeiten. Auch die Straßen würden natürlich weiterhin gereinigt, sagt der Sprecher. „Man wird aber in Kauf nehmen müssen, dass ein Hundehaufen auch mal etwas länger liegen bleibt.“