Es gibt die Momente, in denen der Fußball plötzlich ganz klein wird. Einen solchen gab es auch am Samstag im Finale des Niederrheinpokals. Denn während der ersten Halbzeit der Partie des MSV Duisburg gegen Rot-Weiss Essen kam es im Fanblock der Meidericher zu einem medizinischen Notfall, ein Anhänger des MSV kämpfte um sein Leben. Da am frühen Abend nicht klar war, wie es bei dem Fan aussah, sagte der Verband die Siegerehrung richtigerweise ab und ehrte den Pokalsieger in den Katakomben des Stadions. Am Sonntagmorgen, so berichtet der Reviersport, gibt es nun traurige Gewissheit, dass der Fan in der Nacht zum Sonntag leider verstorben ist. Unser Mitgefühl ist bei den Angehörigen, der Familie und den Kurvenfreunden des Fans.
Der Fußballverband Niederrhein hat ohne Umschweife richtig reagiert, auch wenn einige Anhänger des Siegers das nicht verstehen konnten und die Entscheidung mit Pfiffen quittierten. Dies ist aber sicherlich auch mit der nicht ganz klaren Informationslage ein Stück weit zu erklären. Das Team rund um Kapitän Michael Schultz erhielt den Pokal in den Katakomben der Schauinsland-Reisen-Arena aus den Händen des FVN-Vizepräsidenten Jürgen Kreyer. Da die Fans der Essener diesen Moment nicht miterleben konnten, zeigen wir Euch an dieser Stelle die Pokalübergabe im Video:
Dennoch waren die bitteren Szenen nach dem Spiel weiter ein Gesprächsthema. Denn während die Duisburger unmittelbar nach dem Zwischenfall schwiegen und den Support auch erst in der entscheidenden Phase wieder aufnahmen (die Ultras waren wohl für den gesamten Rest des Nachmittags stumm), setzten die Essener die Unterstützung für ihr Team fort. Das brachte vor allem Duisburgs Trainer Dietmar Hirsch auf die Palme. „Gefühlt war es nach dem medizinischen Zwischenfall ein Auswärtsspiel, weil unsere Fans den Support eingestellt haben. Aber ich kenne es halt im Sport so, dass man das so macht, und dann macht der Gegner es normalerweise auch. Denn es ist einer aus der Fanszene, und es ist dann scheißegal, wer da um sein Leben kämpft. Das finde ich von Essener Seite eine bodenlose Respektlosigkeit, aber, das muss jeder Fan sich auf die eigene Fahne schreiben. Da muss die andere Seite sich mal Gedanken machen.“
Geschehnisse zunächst nicht wahrgenommen
Die Essener hingegen gaben an, zunächst gar nicht richtig wahrgenommen zu haben, was denn wirklich los sei. „Die Nachrichtenlage war für uns nicht eindeutig. Falls wir während des Spiels etwa die gesicherte Nachricht bekommen hätten, dass der Fans verstorben wäre, dann wäre es wichtig gewesen, dass unsere Kurve diese Information auch schnellstmöglich erhält. Wir drücken alle die Daumen für eine schnelle Genesung!“, ließ RWE-Pressesprecher Henrik Lerch auf Nachfrage wissen. Zudem teilte der Verein mit, die Fans hätten sehr wohl während er akuten Reanimationsphase den Support eingestellt.