Junger Begleiter überzeugt mit Neugier

Man merkt schnell: Die beiden diskutieren gerne, hören einander aufmerksam zu. An diesem sonnigen Vormittag im Mai besuchen Frank Sperling und Timon die Ausstellung „100 Ideen vom Glück“ im Dresdner Schloss. Dort wird derzeit Kunst aus Korea ausgestellt. „Timon ist sehr neugierig, obwohl er vorher nie in einer Galerie war. Das war die Initialzündung für unsere gemeinsame Arbeit“, lobte Sperling.

Zusammengebracht hatte sie eine Firmengründerin in Dresden. Timon entdeckte deren Flyer an der Uni. Danach erfolgte ein Seminar bei dem gemeinnützigen Unternehmen „Animando“. Inzwischen sei Frank Sperling für ihn „ein sehr guter Buddy“, so der Zwickauer: „Er kann mir viele Sachen erzählen.“ Bis zu dreimal pro Woche unternehmen beide etwas. Dabei ist Sperling seinen Worten zufolge selbstständig mobil. Er fahre im Auto mit Automatikgetriebe auch rund 1.000 Kilometer nach Paris „in einem Rutsch“. Die Gespräche mit Timon kämen „oben drauf“.

Ich habe mit ihm einen sehr guten Buddy gefunden. Er kann mir viele Sachen erzählen und mich in viele Themen einarbeiten.

Timon Schulze
Soziologiestudent

Freiheit und Spaß am Leben als Glücksformel

So reden sie über ihre Eindrücke von Kunst und Kultur. Bei ihren Ideen vom Glück, wie die Ausstellung heißt, liegen beide gar nicht soweit auseinander. „Freiheit“, sagte Timon. „Wir können hingehen und machen, was wir wollen.“ Für Frank Sperling, der in Wolfen in Sachsen-Anhalt aufwuchs, Fotograf lernte und Theaterwissenschaft studierte, ist Glück der „Spaß am Leben und Neugier“. Einig ist sich das Duo darin, dass Sperlings historische Mediensammlung, darunter ein Grammophon, spannend ist.

Dennoch haben sich beide auch mal in der Wolle. „Ich komme aus einer völlig anderen Generation, da zählte Disziplin“, sagt Sperling. Er habe überdies die meiste Zeit seines Lebens in der DDR verbracht. „Das kennt Timon gar nicht.“ Heute gebe es völlig andere Ansprüche. „Aber das ist ja gerade das Schöne, das man sich darüber austauscht. Was jetzt in unserer Gesellschaft ein bisschen fehlt, ist sich zu streiten und sich trotzdem nicht zu entzweien.“ Das mache dem 73-Jährigen Spaß.

Timon Schulze spricht statt Streit lieber von „einem regen Meinungsaustausch“. Es sei „ein Geben und Nehmen.“

Was jetzt in unserer Gesellschaft ein bisschen fehlt, ist sich zu streiten und sich trotzdem nicht zu entzweien. Das macht mir Spaß.

Frank Sperling
Fotograf und Theaterwissenschaftler in Rente

Austausch auf Augenhöhe angestrebt

Der Gründerin von „Animando“, Theresa Ellinger, geht es um den „Austausch auf Augenhöhe“. Den habe sie bei Praktika in der Pflege vermisst. Seit fünf Jahren ist die Betriebswirtin in der ehrenamtlichen Seniorenbegleitung tätig. Sie hat das Thema nun neu gedacht. Ihr Fokus liege nun darauf, was ältere Menschen alles können, nicht auf den Defiziten.

Ihr 2024 gegründetes Sozialunternehmen sei gemeinnützig. „Jeglicher Gewinn wird reinvestiert.“ Sie übernehme auch die Bürokratie mit der Abrechnung. Denn das Angebot für Menschen mit einer Pflegestufe werde von Pflegekassen finanziert.

Ellinger zufolge sollen Menschen zusammengebracht werden, die sich wirklich etwas zu sagen haben: „Damit sie voneinander lernen können und sich gegenseitig guttun.“ So gärtnere eine Studentin der Forstwissenschaften mit einer Seniorin, die ihren Garten über alles liebe. Für einen emeritierten Professor mit Demenz würde ein Mal pro Woche ein Treffen auf dem Campus arrangiert. Und eine 96-jährige Innenarchitektin könne sich fachlich mit einer Architekturstudentin austauschen.