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Die Angst vor höheren Preisen, die durch die Zölle von US-Präsident Donald Trump verursacht werden, hat zu Beginn des Jahres einen wahren Kaufrausch in den USA ausgelöst. Dieser lässt jetzt aber nach. Die Prognose, dass der Konsum in den USA zurückgehe, könnte die US-Wirtschaft in den kommenden Monaten belasten.

Die Einzelhandelsumsätze in den USA stiegen im April um 0,1 Prozent und damit weniger als im Vormonat (1,7 Prozent). Nutzende von Kredit- und Debitkarten im Land scheinen ihre Ausgaben seit Ende April zu drosseln, erklärte die Bank of America.

Die Ausgaben für Karten gingen von einem Wachstum von 1,1 Prozent im März auf ein Prozent in der zweiten Aprilhälfte zurück. Und in den ersten beiden Maiwochen war das Ausgabenwachstum gleichbleibend und nicht höher als im Vorjahr, teilte die Bank in einer Mitteilung vom Donnerstag mit.

Gesamtausgaben für Kredit- und Debitkarten pro Haushalt, basierend auf Daten der Bank of America (gleitender 7-Tage-Durchschnitt, Index Januar 2024 Durchschnitt = 100)

Die Ausgaben für Kreditkarten haben sich im Mai weiter verlangsamt. - Copyright: Bank of America Institut Die Ausgaben für Kreditkarten haben sich im Mai weiter verlangsamt. – Copyright: Bank of America Institut

„Da die wirtschaftliche Unsicherheit angesichts der Einführung von Zöllen und der damit verbundenen Preiserhöhungen nach wie vor sehr hoch ist, beobachten wir weiterhin genau, wie die Verbraucher reagieren“, schrieben die Ökonomen der Bank. Sie glauben, dass der Trend, dass die Verbraucher vor den Zöllen kaufen, „weitgehend vorbei ist“.

Prognostiker sagen, dass ein schwächerer Konsum in den kommenden Monaten ein großer Schmerzpunkt für die US-Wirtschaft sein könnte. Die Verbraucherausgaben machen mehr als zwei Drittel des BIP aus und haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, das Wachstum zu stützen.

Torsten Sløk ist Chefvolkswirt bei Apollo Global Management. Er sagte, dass ein schwächerer Verbraucher zu den zehn größten Risiken gehöre, die er für die US-Wirtschaftsaussichten sieht.

„Die Einzelhändler sagen, dass die Preise in den kommenden Quartalen steigen werden. Das ist das, was jeder erwartet“, sagte Sløk am Dienstag im Interview mit „Bloomberg“. Er fügte hinzu, dass höhere Preise die Fed veranlassen könnten, die Zinsen länger hochzuhalten. Denn die Zentralbank behalte die Inflation weiter im Auge.

„Aber wenn sich das Wachstum abschwächt — das ist die Erwartung des Konsens. Das ist es, was wir in den Daten sehen. Dann wird es zu einer Stagflation kommen“, sagte er. Damit bezog er sich auf ein Szenario, in dem sich das Wachstum verlangsamt, während die Inflation hoch bleibt.

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Doug Ramsey, CIO der Leuthold Group, sagte diese Woche, dass er die Gefahr eines „sich selbst erfüllenden Vertrauenseinbruchs“ in den USA sieht. Er verwies auf schwächere Indikatoren für die Verbraucherstimmung, wie höhere Erwartungen für Inflation und Arbeitslosigkeit im nächsten Jahr.

Grafik über die Verbrauchererwartungen (links), die Inflationserwartungen in 2025 (Mitte) und die erwartete Änderung in der Arbeitslosigkeit (rechts). - Copyright: The Leuthold Group Grafik über die Verbrauchererwartungen (links), die Inflationserwartungen in 2025 (Mitte) und die erwartete Änderung in der Arbeitslosigkeit (rechts). – Copyright: The Leuthold Group

Die Verbrauchererwartungen machen einen großen Teil der Wirtschaftsaussichten aus. Sie könnten das BIP der USA belasten, wenn sich die Verbraucher mit ihren Ausgaben zurückhalten. Wenn man andere Faktoren ausklammert, könnte allein der Rückgang der Verbrauchererwartungen in den vergangenen Monaten dazu führen, dass das reale BIP-Wachstum der USA von etwa drei Prozent auf „praktisch Null“ fällt, schätzt er.

„Dies wäre nicht nur ein Ergebnis, das sich selbst erfüllt, sondern auch selbst verschuldet“, schrieb Ramsey über einen möglichen Abschwung.

Pantheon Macroeconomics ist der Ansicht, dass eine Verlangsamung des Konsums die US-Wirtschaft in eine Phase der „Stagnation“ führen könnte, auch wenn das Land eine Rezession wahrscheinlich vermeiden werden.

Die US-Unternehmen rechnen bereits mit einer Abschwächung der Verbrauchernachfrage und haben die Zahl der Neueinstellungen zurückgefahren. Pantheon verwies auf die niedrigeren Einstellungsabsichten in den regionalen Umfragen der Fed und die unerwartet hohen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung in der vergangenen Woche.

„Ein großer Teil dieser Arbeitsplätze wird wahrscheinlich wegfallen, wenn die Verbraucherausgaben im dritten Quartal von einem über dem Trend liegenden auf einen unter dem Trend liegenden Wert zurückgehen, nachdem die tarifbedingten Preiserhöhungen eingesetzt haben. Dementsprechend gehen wir weiterhin davon aus, dass die Entlassungen zunehmen und die Neueinstellungen zurückgehen werden“, schrieb Samuel Tombs am Donnerstag in einer Mitteilung. Tombs ist der Chefökonom für die USA bei Pantheon.

Seitdem die Handelsspannungen zwischen den USA und China nachgelassen haben, haben die Prognostiker ihre Prognosen angepasst. Viele Analysten sind der Meinung, dass die Wirtschaft im Jahr 2025 eine Rezession vermeiden kann. Goldman Sachs senkte seine Zwölf-Monats-Rezessionsprognose von 45 auf 35 Prozent. JPMorgan erklärte, das Rezessionsrisiko sei auf unter 50 Prozent gesunken, bleibe aber erhöht.

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