Das mehr als 300 000 Dollar teure Abendessen mit Donald Trump hatte sich Nicholas Pinto anders vorgestellt. Auf einem Teller mit goldenem Trump-Logo lagen ein winziges Filet mignon und etwas gebratener Heilbutt neben vier verkochten Karotten, zwei Zucchini-Stücken und einer Kugel Kartoffelpüree. Appetitlich wirkte es nicht auf den Bildern, die Teilnehmer in den sozialen Medien veröffentlichten. Pinto nannte es „das schlechteste Essen, das ich je auf einem Trump-Golfplatz hatte“.
Der 25 Jahre alte Influencer war einer von 220 Gästen Trumps bei einem Dinner auf dem Golfplatz des Präsidenten am vergangenen Donnerstag. Zu dem Anwesen am Potomac-Fluss unweit von Washington fuhr Pinto mit seinem Lamborghini Urus. Die Einladung wurde zum Symbol für die problematische Vermischung von Amt und Geschäft.
Hunderttausende Kleinanleger verloren viel Geld mit Trumps Meme-Coin
Auf die Gästeliste für den Anlass vom vergangenen Donnerstag setzte der US-Präsident jene Personen, die am meisten digitale Münzen mit dem Namen $Trump gekauft hatten. $Trump gehört zu einer hochspekulativen Gattung von Kryptowährungen, den Meme-Coins, vermarktet als Sammlerobjekt ohne irgendwelchen realen Gegenwert.
Trump hatte sein Meme-Coin kurz vor seiner zweiten Amtseinführung lanciert. Innerhalb weniger Stunden explodierte der Marktwert auf 27 Milliarden Dollar, um danach gleich wieder abzustürzen. Einige wenige verdienten damit eine Menge Geld, die Verlierer waren Hunderttausende Kleinanleger. Der Wert der $Trump-Coins stieg noch einmal deutlich an, als die Herausgeberin im April verkündete, die 220 größten Investoren würden zu einem Gala-Dinner mit dem Republikaner eingeladen. Den 25 Bestplatzierten winkte demnach „ein ultra-exklusiver privater VIP-Empfang beim Präsidenten“.
Eine Einladung zur Korruption sei das, wandten Kritiker ein. Am Donnerstag demonstrierten vor dem Anwesen auch etwa 100 Personen mit Protestschildern. Donald Trump profitiert direkt davon, wenn der Kurs seines Meme-Coins steigt. Herausgeberin ist eine Firma namens „Fight Fight Fight LLC“, die zum Firmenimperium des Präsidenten gehört; sie hält 80 Prozent der Coins. Überdies spült jede Transaktion Gebühren in die Kassen der Trumps. Mehr als 300 Millionen Dollar waren es Schätzungen zufolge bereits.
Die Mehrheit der Gäste am Gala-Dinner vom Donnerstag hatten ihre digitalen Brieftaschen auf Handelsplätzen außerhalb der USA eingerichtet. Das verdeutlicht die Sorge von Kritikern, dass Geldgeber aus dem Ausland versuchen könnten, sich die Gunst des mächtigsten Politikers der Welt zu kaufen. Seine Sprecherin wies jeden Verdacht weit von sich. „Der Präsident hält sich an alle Gesetze über Interessenkonflikte, die auf den Präsidenten anwendbar sind“, sagte Karoline Leavitt. Trump selbst hat allerdings längst klargemacht, dass er in seiner Lesart keinen Einschränkungen unterworfen ist. Im Zweifelsfall könnte er sich immer noch darauf berufen, dass der Supreme Court dem Präsidenten eine weitreichende Immunität vor Strafverfolgung erteilt hat.
Auch die anderen Mitglieder der Trump-Familie machen Krypto-Geschäfte
Zudem haben Trump und seine Familie eine ganze Serie von ähnlichen Geschäften lanciert. Melania Trump lancierte ihr eigenes Meme-Coin, mit dem einige Insider Hunderte Millionen Dollar verdienten, bevor der Wert abstürzte, wie die Financial Times aufdeckte. Trump und seine Söhne haben einen Krypto-Handelsplatz mit dem Namen „World Liberty Financial“ gegründet, zusammen mit der Familie des Nahost-Sonderbeauftragten Steve Witkoff. Eine staatliche Investitionsgesellschaft von Abu Dhabi hat dort zwei Milliarden Dollar investiert.
Trump hat die Geschäfte seines Familienunternehmens „The Trump Organization, Inc.“ zwar an seine Söhne übergeben, ebenso die Führung jener Firmen, die das Geschäft mit Medien und Kryptowährungen führen. Doch beteiligt ist der Vater immer noch, als Präsident kann er die Ertragskraft sämtlicher Zweige des Imperiums direkt beeinflussen. Er hat angekündigt, dass die Vereinigten Staaten eine Kryptowährungs-Reserve anlegen würden, was die Kurse in die Höhe schnellen ließ. Er nimmt Einfluss auf ein Kryptogesetz, das die Republikaner im Kongress einbrachten. Schon im Wahlkampf hatte er versprochen, Kryptogeschäfte weniger genau unter die Lupe zu nehmen, um der Industrie freie Hand zu lassen. Nach seinem Amtsantritt schwächte er die dafür zuständige Börsenaufsicht SEC.
An dem Dinner auf dem Trump-Golfplatz bei Washington nahm auch Justin Sun teil, ein Kryptomilliardär chinesischer Herkunft, der 2023 von der SEC des Betrugs beschuldigt wurde. Die Ermittlungen wurden inzwischen eingestellt. Sun, im Kreis der 25 Investoren mit einer VIP-Behandlung, dokumentierte den Anlass auf der Plattform X.
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Unter anderem schoss er ein Selfie von sich vor dem Rednerpult, an dem Trump später eine kurze Ansprache halten sollte, bei der er der Krypto-Industrie eine glorreiche Zukunft prophezeite. Das Pult trug das Siegel des Präsidenten, obwohl das Weiße Haus geltend machte, Trump besuche den Anlass in seiner Freizeit.
„Die amerikanische Öffentlichkeit hält es für absurd, dass irgendjemand diesem Präsidenten unterstellen könnte, dass er von der Präsidentschaft profitiert“, sagte Trumps Sprecherin Karoline Leavitt. „Dieser Präsident war schon unglaublich erfolgreich, bevor er alles aufgab, um unserem Land öffentlich zu dienen.“
Sie unterschlug dabei, dass der 47. Präsident der Vereinigten Staaten der erste ist, der als verurteilter Verbrecher in sein Amt gewählt wurde. Ihm drohten Strafzahlungen von Hunderten Millionen Dollar an den Staat New York, weil ihn die dortige Justizministerin Letitia James wegen diverser Immobiliengeschäfte vor Gericht stellte. Es war bereits die Rede davon, er müsste einige seiner Türme verkaufen. Mit der Wahl ist Trump alle Kriminalprozesse losgeworden. Inzwischen hat sein Justizministerium ein Strafverfahren gegen Letitia James eingeleitet.
Das Vermögen des Präsidenten übersteigt laut der jüngsten Schätzung der Wirtschaftspublikation Forbes inzwischen fünf Milliarden Dollar. Das liegt mehr als eine Milliarde Dollar über dem Wert des Vorjahrs. „Es macht sich bezahlt, König zu sein“, bemerkte Forbes dazu.