Hannover – Ein voll besetzter Kinosaal im Astor Grand Cinema Hannover. Es läuft der Kultfilm „Dirty Dancing“. Doch ruhig ist es im Publikum nicht. Das Klackern von Stricknadeln ist zu hören und das Licht bleibt an. Denn die größtenteils weiblichen Zuschauer sehen nicht nur den Film, sondern stricken auch dabei.
Hollywood trifft Handarbeit. Stricken im Kino ist der neueste Freizeit-Trend. Er stammt aus Skandinavien, findet auch in Deutschland immer mehr Anhänger. In Hannover hatte Malina Ludwig (29) die Idee, zu diesem ungewöhnlichen Stricktreff: „Ich kam vor drei Jahren aus Bayern nach Hannover, kannte wenig Leute. Dieses Hobby verbindet. Beim gemeinsamen Handarbeiten kommt man mit der Frage ‚was strickst du gerade‘ leicht ins Gespräch. Und dann noch einen schönen Film schauen. Das ist eine ganz besondere Atmosphäre.“
Zum Kultfilm „Dirty Dancing“ aus dem Jahr 1987 trafen sich am Sonntag 220 Strickbegeisterte im Astor Grand Cinema
Foto: Marcus Prell
Malina Ludwig (29) hatte die Idee, sich zum Stricken im Kino zu treffen
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Für jeden Gast gab es einen Reihenzähler als Geschenk, damit man sich nicht vor lauter Spannung bei den Maschen verzählt
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Astor-Kinoleiterin Jessica Nebelung (46) war von der Idee sofort begeistert. Schon zum dritten Mal stelle sie einen Saal für das Strick-Kino zur Verfügung. Dieses Mal verkaufte sie 220 Tickets zum Preis von gerade einmal 10 Euro. Dafür gab es für jeden Gast noch ein Geschenkpaket mit besonderem Garn und einem praktischen Maschen-Reihenzähler, damit man vor lauter Mitfiebern an der Leinwand nicht aus dem Takt kommt.
Susanne Neumann (64) strickt eine Mütze fürs Enkelkind: „Das ist einfach, da kann ich mich auch noch auf den Film konzentrieren.“
Foto: Marcus Prell
Susanne Neumann (64) aus der Wedemark ist das erste Mal beim Strick-Kino: „Ich habe das bei Instagram gelesen, finde es eine tolle Idee. Ich stricke eine Mütze für meine neun Monate alte Enkeltochter. Es soll ja nicht zu kompliziert sein, damit ich auch noch etwas vom Film mitbekomme.“
Charlotte Hardt (31) liebt vor allem die Szene mit dem Abschlusstanz: „Da werde ich wohl die Häkelnadel weglegen“
Foto: Marcus Prell
Bei Abschluss-Szene ruht die Nadel
Auch Charlotte Hardt (31) fängt einfach an: „Ich häkele ein Haargummi. Vielleicht mach ich auch noch an meiner Jacke weiter. Den Film kenne ich natürlich schon, da muss ich nicht jede Szene sehen. Nur beim Abschlusstanz, da werde ich die Häkelnadel weglegen.“
Auch der Strickclub „De Wullwerkler“ ist beim Stricken zu Dirty Dancing dabei
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Gleich zu acht haben sich die Damen des Strickclubs „De Wullwerkler“ aus Harsum auf den Weg ins Kino gemacht: „Wir treffen uns reihum zu Hause zum Stricken und Klönen, warum nicht mal bei Sekt und Dirty Dancing die Nadeln glühen lassen.“
Sigrid Kracke (57) wird von ihrem Mann Andreas (66) begleitet. Auch er hat Handarbeitszeug dabei
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Andreas Kracke (66) ist einer der wenigen Männer im Kino, er ist mit seiner Frau Sigrid (57) dabei: „Nein, sie hat mich nicht gezwungen. Ich häkele bereits seit 50 Jahren, finde das ein tolles Event.“
Das nächste Kino-Stricken findet am 22. Juni im Astor Grand Cinema statt, dann wahrscheinlich zum Film „Mamma Mia“.